Sprengkraft
übereinander. Sie sah blendend aus.
»… oder Islam. Und hier beginnt das Problem, Herr Beckmann. Der Islam ist nämlich weit mehr als ein persönlicher Glaube. Er erhebt den Anspruch einer Gesellschaftsordnung und als solche ist er durch und durch totalitär und faschistoid.«
Moritz hielt den Atem an. Das war gegen ihre Abmachung.
»Frauen müssen darunter am meisten leiden. Auch bei uns werden schon Mädchen im Kindergartenalter unter das Kopftuch gezwungen. Dahinter steckt brutalstes Patriarchat. Wer die Haare nicht verhüllt, gilt als unrein. Als Freiwild, das sich nicht wundern darf, wenn es beschimpft und vergewaltigt wird. Das läuft konträr zu allem, was unsere Wertegemeinschaft ausmacht.«
»Aber sagte der Prophet nicht auch, dass nur miese Männer ihre Frauen mies behandeln?«
»Dazu ein Beispiel. Das Leben des Propheten Mohammed gilt gläubigen Muslimen als vorbildhaft. Seine dritte Frau Aischa wird als Mutter der Muslime verehrt. Mohammed war über fünfzig, als er sie heiratete. Und sie? Laut einschlägiger Überlieferung sechs Jahre alt. Mit neun musste sie erstmals die Ehe vollziehen. Sex mit einem neunjährigen Kind. Vorbildhaft? Ich finde da andere Vokabeln. Unser Strafgesetzbuch verbietet Pädophilie. Und so soll es auch bleiben.«
Moritz wurde flau im Magen. Carola hatte gerade eine der größten Religionsgemeinschaften des Planeten beleidigt.
Wieder klingelte ein Handy, Zander kannte den Sound inzwischen: Hiwas cep telefonu.
Bisher war jeder Anruf blinder Alarm gewesen. Doch diesmal tutete es zugleich aus Annas Laptop.
Die Erwartung, Rafis Stimme zu hören und ihn bald auch zu schnappen, ließ Zanders Puls schneller gehen.
Hallo? – Hiwas Stimme.
Salam – eindeutig Rafi.
»Guten Abend«, übersetzte die Kopftuchträgerin.
»Er telefoniert«, meldete der MEK-Mann aus dem Café.
»Wir hören es«, antwortete sein Chef, der Westernheld. »Sie haben Verbindung«, gab er an die Zentrale im Präsidium durch.
Quatscht nicht so viel, dachte Zander.
Wo steckst du, Mann?
Zu Hause.
Der Kurde und der Marokkaner verständigten sich auf Deutsch. Die Sorge, ob die Dolmetscherin zuverlässig war, konnte Zander sich sparen.
Komm rüber, der Kunde wartet schon.
Ich kann nicht.
Wieso? Ich dachte, du hättest es eilig.
Mir ist etwas dazwischengekommen. Hör zu, ich ruf dich morgen wieder an.
Du blamierst mich bei meinem Kunden, hörst du? Wo bleibt dein Respekt?
Salam.
»Guten Abend«, gab die Dolmetscherin zum Besten.
Rafi hatte aufgelegt.
»Sure 47, Vers 4: Und wenn ihr die Ungläubigen trefft, dann herunter mit dem Haupt, bis ihr ein Gemetzel unter ihnen angerichtet habt. Sure 5, Vers 51: Ihr, die ihr glaubt, nehmt euch nicht die Juden und Christen zu Freunden. Sure 4, Vers 89: Und so die Ungläubigen den Rücken kehren, ergreift sie und schlagt sie tot, wo immer ihr sie findet. – Mit den Ungläubigen sind wir gemeint. Nett, nicht wahr, Herr Beckmann?«
Moritz hoffte, dass sie zum Ausgleich auf die Mehrzahl der friedlichen Muslime im Land verweisen würde. Auf die gütige und soziale Seite, die diese Religion auch hatte. Doch den Gefallen tat Carola ihm nicht.
»Was sollte das bedeuten?«, wunderte sich Anna.
Zander fielen seine vergeblichen Versuche ein, Rafis älterem Bruder das Handwerk zu legen. Ein Maulwurf, dachte er. Irgendwer hat uns schon wieder verraten.
Sie hörten mit, wie der Scheinkäufer im Präsidium anrief und sich mit Polizeirat Thann beriet. Der Zugriff wurde vertagt.
»Woher kam Rafis Anruf?«, fragte Zander.
Anna tippte etwas in den Laptop. »Ganz in der Nähe, Oberbilk.«
Der MEK-Typ runzelte die Stirn. »Kein Alleingang, Leute. Ihr habt gehört, was der Einsatzleiter beschlossen hat.«
»Kommt!«, sagte Zander zu den beiden Frauen, drückte die Tür auf und sprang aus dem Wagen.
Der Cowboy ließ sein Fenster heruntergleiten. »Was habt ihr vor?«
Die Pferde satteln, dachte Zander und rannte zum Dienstwagen. Anna und die Dolmetscherin folgten ihm.
»Kein muslimischer Religionsführer hat bislang erklärt, solche Stellen seien nicht wörtlich zu nehmen. Im Gegenteil. Satz für Satz gilt der Koran als göttliche Offenbarung. Und es macht den Menschen hierzulande Angst, wenn sie sehen, dass immer mehr Migranten in Moscheen strömen, die mit ausländischem Geld gebaut werden und in denen womöglich all diese Verse gepredigt werden.«
Der Moderator legte die Stirn in Falten. Sicher hatte er diesen
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