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Sprengkraft

Sprengkraft

Titel: Sprengkraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Ausdruck vor dem Spiegel geübt. »Glauben Sie nicht, dass Sie damit Tausende, ja Hunderttausende von Mitbürgern in unserem Land vor den Kopf stoßen, wenn Sie ihre Religion als faschistoid bezeichnen?«

    »Lassen Sie mich den Gedanken begründen, Herr Beckmann.«

    Lieber nicht, dachte Moritz.

     
    Zander hielt in zweiter Reihe vor dem Wohnhaus der Diouris. Die Eingangstür war unverschlossen.

    Gemeinsam mit Anna stürmte er die Treppe hoch. Die Dolmetscherin folgte schwer atmend. Zander musste riskieren, dass Rafi über den Hof ausbüxte. Verstärkung war nicht drin.

    Er legte die Hand auf den Griff seiner Waffe und klingelte.

    Nach einer Weile öffnete jemand, knallte aber sofort wieder die Tür zu.

    Zander klopfte dagegen. Eine Frauenstimme antwortete.

    »Das ist Berberisch, nicht Arabisch«, erklärte die Dolmetscherin und überprüfte den Sitz ihres Kopftuchs.

    »Heißt das, Sie verstehen es nicht?«

    »Ein bisschen. Sie sagt, sie sei allein zu Hause. Und sie darf nicht mit Fremden sprechen.«

    Ohne Zanders Erwiderung abzuwarten, rief die Dolmetscherin etwas in Richtung Tür und erhielt Antwort.

    »Ihr Mann ist in der Teestube«, sagte die Dolmetscherin, »ihr Sohn hält sich in der Moschee auf und über den Tod ihres ersten Sohnes weiß sie nichts.«

    Anna fragte ungläubig: »Rafi Diouri soll in der Moschee sein? Um diese Uhrzeit? Zu Hiwa Kaplan hat er gesagt, er sei zu Hause.«

    Zander bemerkte, dass die gegenüberliegende Nachbartür einen Spalt weit offen stand. Ein kleines Mädchen lugte heraus. Es trug einen Schlafanzug und war barfuß. Zander machte eine Armbewegung, doch die Kleine ließ sich nicht verscheuchen.

    Er hämmerte wieder gegen die Tür der Diouri-Wohnung. Ein verzweifeltes Heulen antwortete.

    »Sie weiß nichts«, wiederholte die Dolmetscherin.

    »Schluss mit dem Theater! Erklären Sie der Frau, dass wir uns gewaltsam Zutritt verschaffen, wenn sie nicht sofort aufmacht. Für den Schaden muss sie dann selbst aufkommen.«

    Ein kurzer Dialog in Arabisch oder Berbersprache.

    »Sie sagt, sie muss sich zuerst verhüllen.«

    »Ich zähle bis drei. Eins …«

    Anna widersprach: »So geht das nicht! Du verziehst dich jetzt mal eine Treppe tiefer. Wir Frauen regeln das.«

    »Und mittlerweile haut der Sohn durch das Fenster ab.«

    »Nicht im dritten Stock.«

    Die Frauen redeten auf Deutsch und Arabisch gegen die Tür. Endlich öffnete sie sich.

    »Vorsicht, der Kerl könnte bewaffnet sein!«, flüsterte Zander.

    Anna deutete auf die Kevlar-Weste, die sie unter ihrer Jacke trug, doch ihr Kopf war ungeschützt.

    Die beiden Frauen verschwanden in der Wohnung. Zander bekam mit, wie sie ihre Schuhe auszogen, dann schloss sich die Tür.

     
    »Aber ist denn Islam gleich Islam? Machen Sie nicht die Maus zum Elefanten? Das Fremde zum Schreckgespenst? Harmlose Mitbürger zu heiligen Kriegern?«

    Moritz’ Telefon klingelte wieder. Das Display zeigte eine Münchner Nummer. Petra, seine Exfreundin, die Mutter seiner Tochter. Moritz ging ran.

    »Ich hoffe, ich störe nicht, so spät am Abend«, meldete sich Petra.

    »Gar nicht«, antwortete Moritz. »Schön, dich zu hören!« Sein Herz schlug schneller.

    Der Fernsehton: »Die Scharia gilt als gottgegebene Rechtsform, die weltweit durchgesetzt werden soll. Dagegen müssen wir uns wehren. Dafür stehen die Freiheitlichen und dafür stehe ich.«

    »Stell mal die Glotze leiser, Moritz, ich versteh dich kaum. Guckst du Beckmann? Nicht zu ertragen, was diese rechtsradikale Tante da absondert, nicht wahr?«

     
    Zander presste das Ohr gegen die Tür. Von drinnen kein Krach, kein Streit. Nichts, was auf eine bedrohliche Situation schließen ließ. Ungeduldig sprach Zander seine Partnerin über Funk an. Ein Rauschen war die Antwort.

    »Ich versteh dich nicht!«, rief er in die Handpuste und verfluchte, dass die nordrhein-westfälische Polizei noch immer nicht über digitalen Funk verfügte.

    Das Treppenlicht erlosch, Zander knipste es wieder an. Aus dem geöffneten Spalt der Nachbartür glotzte nach wie vor das Kind, offenbar kümmerte sich niemand um das Balg. Zander machte Grimassen, um es aufzuheitern. Endlich verschwand das Mädchen und ließ die Tür zuknallen.

    Zander hob erneut das Funkgerät und drückte den Sprechknopf.

    In diesem Moment ließ Anna sich blicken.

    »Wo steckt der Kerl?«, fragte Zander.

    »In der Moschee gibt es angeblich ein Gästezimmer für Imame, die von auswärts kommen. Der Vorstand des Kulturvereins

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