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Sprengkraft

Sprengkraft

Titel: Sprengkraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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lässt Rafi dort übernachten, bis er etwas Eigenes gefunden hat.«

    »Er ist ausgezogen?«

    »Hat sich wohl mit seinem Vater überworfen. Den Grund will die Mutter nicht nennen.«

    »Und das Heroin?«

    »Frau Diouri leugnet, dass ihr Sohn etwas mit Rauschgift zu tun hätte. Aber sie hat eine Tasche erwähnt, die Rafis Bruder hinterlassen hat. Eine lederne Reisetasche von Louis Vuitton, die Rafi mitgenommen hat, angeblich keine Replik wie dein toller Chronometer. Ich würde sagen, wir fahren zur Moschee.«

    »Erst schauen wir uns rasch in der Wohnung um«, beschloss Zander.

    »Dann musst du die Schuhe ausziehen.«

    »Bitte?«

    »Im muslimischen Kulturkreis ist das üblich.«

    »Ich mach mich doch hier nicht zum Deppen!«

    »Komm runter von deinem Ross.«

    Zander räusperte sich. »Meine rechte Socke hat ein Loch.«

    »Wir schauen nicht hin, Padre.«

    Er streifte seine alten Treter ab und sie machten sich an die Arbeit.

    Sie fanden nichts. Weder Rafis Klamotten noch seinen Laptop. Und vor allem nicht die ominöse Tasche.

    »Weiter«, sagte Zander.

     
    Reinhold Beckmann in Großaufnahme, Nachdenklichkeit vermittelnd: »Ist das Ihre Mission, Carola? Lassen Sie uns darüber reden. Ich spiel jetzt mal Mäuschen und stelle mir vor, wie Sie zu Hause vor Ihrem Spiegel stehen und sich fragen, wie kann ich dafür kämpfen, dass unsere Gesellschaft ihre Freiheit nicht preisgibt? Empfinden Sie sich so? Wie sieht das aus? Was geht da ab? Und was wollen Sie tun, Carola? Den Koran verbieten?«

    Petras Stimme aus dem Hörer: »Bist du noch dran, Moritz?«

    Schnitt, Großaufnahme Carola, Moritz konnte ihre überschminkten Sommersprossen nur erahnen.

    Sag jetzt bitte nichts Falsches!

    » Mein Kampf von Adolf Hitler ist auch verboten. Und zwar zu Recht.«

    »Was hat die Tante gerade über Hitler gesagt? Ist das nicht typisch? Ihren Führer haben diese Leute immer im Kopf, selbst wenn sie sich von ihm distanzieren!«

    Für einen Moment fühlte sich Moritz von Petra und dem, was seine Familie hätte sein können, entfernter denn je. Er fand die Fernbedienung und stellte den Fernseher stumm.

    »Ich hab ausgeschaltet«, log er, die Mattscheibe im Blick behaltend. Der Moderator und die Vorsitzende der Freiheitlichen neigten sich wieder einander zu. Ohne Ton wirkte es, als flirteten sie.

    Wenn es Beckmanns Absicht gewesen war, Carola ein paar Skandalsätze zu entlocken, dann war ihm das gelungen, dachte Moritz: Islam faschistoid, Koran verbieten – Populismus kann ich ganz gut.

     
    Es war nicht weit zur Moschee, doch Zander grummelte, als ginge ihm alles nicht schnell genug. Sie hatten Rafis Mutter eingeschärft, dass sie ihren Sohn nicht warnen dürfe, aber sie konnten sich dessen nicht sicher sein.

    Im Dienstwagen zog Anna wieder ihren Laptop aus der Tasche und fuhr ihn hoch. Sie erkannte sofort, dass der Junge eben erst telefoniert hatte. Anna startete die Audiodatei, in der das Gespräch gespeichert war.

    Salam – ein Mann in jungen Jahren.

    »Guten Tag«, übersetzte die Dolmetscherin, die auf dem Rücksitz saß.

    »Das wissen wir allmählich«, giftete Zander und lenkte den Omega bei Rot über eine Kreuzung.

    Hi, Yassin – Rafis Stimme.

    Bin gleich da. Wie sieht’s aus, Bruder?

    Alles klar.

    Bist du allein?

    Said ist hier.

    Wo soll ich klingeln?

    Klopf an das Fenster rechts neben dem Eingang.

    Okay.

    Ende der Aufzeichnung.

    »Ras nicht so«, sagte Anna.

    »Kennst du einen Yassin oder Said?«, fragte Zander.

    »Nein.«

    »Drogen-Connection«, spekulierte der Kollege. »Rafi verkauft den Stoff an andere. Macht nichts, wir kriegen die Bande in flagranti.«

    Er ging viel zu schnell in eine Kurve. Anna wurde gegen die Tür gepresst. Weiter vorn parkte ein Kleinwagen in zweiter Reihe. Ein Taxi kam ihnen entgegen.

    Zander betätigte die Lichthupe, beschleunigte und umkurvte den Kleinwagen, nur knapp der Kollision mit dem Taxi entgehend.

    »Hier rechts«, stellte die Dolmetscherin klar.

    »Danke«, brummte Zander, bremste scharf und bog ab.

    Sie rollten an der Hofeinfahrt vorbei und hielten in der nächsten Lücke. Zander bat die Übersetzerin, sitzen zu bleiben, und stieg aus.

    Anna folgte ihm. »Warte. Die sind zu dritt und womöglich bewaffnet. Wir brauchen Verstärkung.« Sie drückte die Sprechtaste des Funkgeräts und forderte von der nächstgelegenen Wache eine Streife an.

    Zander hatte bereits die Straße überquert.

    »Bleib hier!«, rief Anna leise. »Sei vernünftig!«

    »Nur

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