Sprengstoff
Geschäftsinhaber sein. Ein Verkäufer hätte einen Kunden niemals blöd genannt.) »Mußt du die Cobra unbedingt schon nächste Woche haben?«
»Das war mir sehr recht«, antwortete Mac.
»Ich kann nichts versprechen.«
»Das kannst du nie … aber du bist eben, verdammt noch mal, der beste Waffenhändler in der Stadt, und das weißt du auch.«
»Klar weiß ich das.«
Mac streichelte noch einmal die Pistole auf dem Ladentisch und wandte sich um, um zu gehen. Dabei rempelte er ihn an - Paß auf, wenn du das tust, Mac, lächle! - und verschwand durch die Ladentür. Unter seinem Arm klemmte eine Zeitung, und er las:
UNSICHERER WAF …
Harry wandte sich nun lächelnd und gleichzeitig kopfschüttelnd an ihn: »Kann ich Ihnen behilflich sein?«
»Ich hoffe es. Aber ich muß Sie im voraus warnen, ich habe von Gewehren keine Ahnung.«
Harry zuckte die Achseln. »Gibt es ein Gesetz, daß man die haben müßte? Soll es ein Geschenk für jemanden sein? Zu Weihnachten vielleicht?«
»Ja, genau das«, antwortete er, den Gedanken sofort aufgreifend. »Ich habe nämlich einen Cousin - er heißt Nick. Nick Adams. Er wohnt in Michigan, und er hat einen richtigen Gewehrfimmel. Sie kennen das sicher. Er ist ganz verrückt auf die Jagd, aber irgendwie steckt noch mehr dahinter.
Es ist so etwas wie …«
»Ein Hobby?« fragte Harry und lächelte.
»Ja, genau.« Er hatte Fetisch sagen wollen. Er senkte den Blick, und seine Augen fielen auf einen Aufkleber, der an der Registrierkasse befestigt war:
WENN GEWEHRE UNGESETZLICH SIND
WERDEN NUR UNGESETZLICHE GEWEHRE TRAGEN
Er lächelte und sagte zu Harry: »Wissen Sie, das ist wirklich wahr.«
»Ja, sicher«, antwortete Harry. »Und Ihr Cousin …«
»Tja, das ist so eine Sache. Ich würde ihm gern eine Nasenlänge voraus sein. Er weiß, wie gern ich Boot fahre, und jetzt hat er mir doch tatsächlich letztes Jahr zu Weihnachten einen Evinrude-Motor geschenkt. Sechzig PS. Er hat ihn mir per Expreß geschickt. Und was habe ich ihm gegeben? Eine Jägerjacke. Ich bin mir vorgekommen wie ein Arschloch.«
Harry nickte mitfühlend.
»Vor ungefähr sechs Wochen habe ich dann einen Brief von ihm gekriegt. Er klingt so aufgeregt wie ein kleiner Junge, der eine Freikarte für den Zirkus bekommen hat. Sieht so aus, als hätte er sich mit ein paar Kumpels zusammengetan und eine Reise zu diesem Ort in Mexiko gebucht. Muß so eine Art freies Jagdgebiet sein …«
»Sie meinen, ein Reservat mit uneingeschränkter Jagderlaubnis?«
»Ja, so was.« Er schmunzelte. »Man kann dort soviel Wild abknallen, wie man will. Es wird dort gezüchtet, wissen Sie. Rehe, Antilopen, Bisons, Bären, einfach alles.«
»Boca Rio vielleicht?«
»Ich kann mich einfach nicht so recht erinnern. Aber ich glaube, der Name war etwas länger.«
Harrys Augen hatten einen verträumten Glanz angenommen. »Der Mann, der gerade hier war, und noch zwei andere und ich, wir sind 1965 in Boca Rio gewesen. Ich habe ein Zebra geschossen. Verdammt noch mal, ein Zebra! Ich hab’ es ausstopfen lassen und zu Hause in meinem Hobbyraum aufgestellt. Das war die schönste Zeit, die ich je erlebt habe. Ich beneide Ihren Cousin.«
»Also, ich hab’s mit meiner Frau besprochen«, sagte er.
»Sie meint, wir sollten es so machen. Wir hatten ein sehr gutes Jahr in der Wäscherei. Ich arbeite in der Blue-Ribbon-Wäscherei drüben im Westend.«
»Ja, die kenne ich.«
Er hatte das Gefühl, als könnte er den ganzen Tag lang so mit Hany plaudern. Bis zum Jahresende könnte er so weitermachen und Wahrheit und Lügen zu einem wunderschönen, glänzenden Teppich verweben. Sollte die Welt sich weiterdrehen. Scheiß auf die Ölkrise und die hohen Fleischpreise und den unsicheren Waffenstillstand. Laß uns hierbleiben und immer weiter über Cousins reden, die nie existiert haben, nicht wahr, Fred? Nur weiter so, Georgie.
»Wir haben dieses Jahr das Zentralkrankenhaus dazugekriegt und die Nervenheilanstalt und noch drei weitere Motels.«
»Gehört das Quality Motor Court an der Franklin Avenue zu den Firmen, für die Sie arbeiten?«
»Ja.«
»Da hab’ ich ein paarmal übernachtet«, erzählte Harry.
»Die Laken waren immer sehr sauber. Komisch, man macht sich nie Gedanken darüber, wer eigentlich die Wäsche wäscht, wenn man in einem Motel übernachtet.«
»Wir hatten also ein recht gutes Jahr, und da habe ich mir gedacht, daß ich Nick ein Gewehr und eine Pistole schenken könnte. Ich weiß, daß er sich schon immer
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