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Sprengstoff

Sprengstoff

Titel: Sprengstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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zuwinkte und fröhlich lachte wie ein kleines Mädchen.
    Heute gibt es leider keine Pfandflaschen mehr, George.
    Heute heißt das Motto: Ex und hopp.
    Am Montag haben sie dann Flaschen im Werte von einunddreißig Dollar zurückgegeben. Sie waren in vier verschiedene Supermärkte gegangen, um den Reichtum gerecht zu verteilen. Zehn Minuten vor Ladenschluß hatten sie dann wieder in Johns Geschäft gestanden.
    »Ich habe immer noch neun Dollar zuwenig«, hatte er zu John gesagt.
    John hatte schlicht einen Stempel BEZAHLT auf die Rechnung gedrückt und diese an die Fernsehtruhe geklebt.
    »Fröhliche Weihnachten, Mr. Dawes. Ich hol’ nur schnell meinen Karren und helf’ Ihnen, das Ding hinauszuschaffen.«
    Sie waren nach Hause gefahren, und ein aufgeregter Dick Keller aus dem ersten Stock hatte ihnen geholfen, die Truhe nach oben zu tragen. Dann hatten sie die ganze Nacht vor dem Fernseher gesessen, bis auch auf dem letzten Kanal die Nationalhymne gespielt wurde, und danach hatten sie sich vor dem Testbild geliebt. Beide mit rasenden Kopfschmerzen, weil ihre Augen völlig überanstregt waren.
    Fernsehen war seitdem nie wieder so schön gewesen.
    Mary kam herein und sah ihn mit dem leeren Scotchglas dasitzen und auf den Bildschirm starren.
    »Dein Abendessen ist fertig, Bart«, sagte sie. »Möchtest du hier drinnen essen?«
    Er blickte zu ihr hoch und fragte sich, wann er eigentlich das letzte Mal dieses herausfordernde Lächern auf ihren Lippen gesehen hatte … vor allem, seit wann diese schmale Falte zwischen ihren Augenbrauen sich als Dauergast eingestellt hatte, eine Runzel, eine Narbe, die ihr fortschreitendes Alter verkündete.
    Man fragt sich ständig Dinge, deren Antwort man, um Himmels willen, niemals erfahren möchte, dachte er.
    Warum, zum Teufel, ist das so?
    »Bart?«
    »Gehen wir ins Eßzimmer«, sagte er, stand auf und schaltete den Fernseher ab.
    »Gut.«
    Sie setzten sich, und er blickte trübe auf das Essen in seiner Aluminiumschachtel. Sechs kleine Abteile, die jeweils mit einer zusammengepreßten Masse gefüllt waren. Das Fleisch-stück war mit Sauce bedeckt. Er hatte den Eindruck, daß das Fleisch von TV-Dinners immer mit Sauce bedeckt sein mußte. Ohne würde es sich wohl nackt fühlen, dachte er und erinnerte sich an den Witz über Lome Green, der absolut unsinnig gewesen war: Junge, eines Tages erwisch’ ich dich mit einer Glatze.
    Aber diesmal amüsierte er ihn nicht. Er jagte ihm eher Angst ein.
    »Worüber hast du vorhin im Wohnzimmer gelächelt, Bart?« fragte Mary. Ihre Augen waren gerötet und ihre Nase war von der Erkältung ganz wund.
    »Ich weiß es nicht mehr«, antwortete er und dachte einen Augenblick lang: Gleich werde ich schreien. Wegen all dieser ver lorenen Dinge. Wegen deines Lächelns. Mary. Verzeih mir, wenn ich den Kopf in den Nacken werfe und lauthals schreie, weil ich nie wieder dein herausforderndes Lächeln sehen werde.
    »Du hast sehr glücklich ausgesehen«, sagte sie.
    Gegen seinen Willen - denn es war sein Geheimnis, und er glaubte, heute abend seine kleinen Geheimnisse zu brauchen, denn seine Gefühle waren so wund wie Marys Nase -, gegen seinen Willen erzählte er ihr also: »Ich dachte gerade daran, wie wir damals aufs Land gefahren sind und all die alten Flaschen aufgesammelt haben, um den Fernseher zu bezahlen. Die alte RCA-Truhe.«
    »Ach das«, sagte Mary und schneuzte sich über ihrem Abendessen ins Taschentuch.
    Im Supermarkt traf er zufällig Jack Hobart. Jacks Einkaufswagen war voller Konservendosen, eingefrorener Mahlzeiten und Bierflaschen. Eine Menge Bierflaschen.
    »Jack!« sagte er. »Was machst du denn hier, so weit von zu Hause weg?«
    Jack lächelte verlegen. »Ich habe mich noch nicht an den neuen Laden gewöhnt, deshalb dachte ich … dachte ich …«
    »Wo ist Ellen?«
    »Sie mußte nach Cleveland fliegen«, antwortete er. »Ihre Mutter ist gestorben.«
    »Oh, das tut mir leid, Jack. Ging es so plötzlich?«
    Sie standen im kalten Neonlicht inmitten der anderen Kunden, die einen Bogen um sie machen mußten. Aus versteck-ten Lautsprechern erklang sanfte Musik, altbekannte Schlager, die man doch nie richtig erkennen konnte. Eine Frau quetschte ihren vollen Einkaufswagen an ihnen vorbei. Sie zog ein schreiendes dreijähriges Kind in einem blauen Parka hinter sich her, dessen Ärmel mit Rotz und Tränen verschmiert war.
    »Ja, ganz plötzlich«, sagte Jack Hobart. Er lächelte ausdruckslos und blickte in seinen Einkaufswagen hinab auf einen

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