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Sprengstoff

Sprengstoff

Titel: Sprengstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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vielleicht dreißig Dollar kriegen. Aber ein Philco -«
    »Kein Radio. Einen Fernseher.«
    Er hatte sich aufgesetzt, die Nachttischlampe angeknipst und sie fragend angesehen. Sie hatte nackt neben^ihm gelegen, die Bettdecke um die Hüfte geschlungen, und obwohl sie ihn angelächelt hatte, war ihm klar gewesen, daß sie es völlig ernst meinte. Es war ein herausforderndes Lächeln gewesen.
    »Mary, wir können uns keinen Fernseher leisten.«
    »Wieviel kostet ein Tischmodell, Bart? Ein GE oder ein Philco?«
    »Neu?«
    »Neu.«
    Er dachte darüber nach, während er das Licht-und Schat-tenspiel auf ihren sanft geschwungenen Brüsten betrachtete. Sie war damals so viel schlanker gewesen (aber sie ist auch heute kaum dick zu nennen, George, wies er sich vorwurfsvoll zurecht; hab’ ich ja auch nie behauptet, Freddy, alter Junge), sie hatte viel lebendiger gewirkt. Sogar ihre Haare hatten vor Leben gesprüht und die Botschaft ausgesandt: lebendig, wach, offen …
    »Um die siebenhundertfünfzig Dollar«, sagte er und nahm am. daß das ihr Lächeln ersticken würde … aber das tat es nicht.
    »Sieh mal« ,  sagte sie und setzte sich in Indianermanier mit untergeschlagenen Beinen im Bett auf.
    »Ich sehe« ,  antwortete er schmunzelnd.
    »Das doch nicht.« Aber sie hatte ebenfalls gelacht. Eine sanfte Röte hatte sich über ihr Gesicht und ihren Hals ausgebreitet (aber sie hatte die Bettdecke nicht hochgezogen, wie er sich jetzt erinnerte).
    »Worüber denkst du nach?«
    »Warum wünschen Männer sich einen Fernseher?« fragte sie. »Um sich die Sportsendungen am Wochenende anzusehen. Und warum möchten Frauen gern einen Fernseher haben? Für die Seifenopern am Nachmittag. Man kann sie nebenbei ansehen beim Bügeln oder beim Ausruhen nach der Hausarbeit. Nehmen wir mal an, daß wir beide eine Beschäftigung finden - eine, für die wir bezahlt werden -, mit der wir die Stunden ausfüllen können, in denen wir sonst nur rumsitzen …«
    »Ein Buch lesen, zum Beispiel, oder Liebe machen«, schlug er vor.
    »Dafür werden wir immer Zeit finden«, sagte sie lachend und wurde rot. Ihre Augen verdunkelten sich im warmen Lampenlicht, das nun einen halbrunden Schatten auf ihre Brüste warf, und er wußte, daß er ihr nachgeben würde, daß er ihr sogar einen Zenith für fünfzehnhundert Dollar versprochen hätte, wenn er jetzt nur mit ihr Liebe machen könnte, und bei dem Gedanken spürte er, wie er steif wurde, wie die Schlange zu Stein wurde - das hatte Marys mal gesagt, als sie auf der Silvesterparty bei den Ridpaths zu viel getrunken hatte. (Und auch jetzt, achtzehn Jahre später, wurde die Schlange wieder zu Stein - aufgrund einer Erinnerung.)
    »Na gut«, hatte er eingewilligt. »Ich werde also an den Wochenenden arbeiten gehen, und du wirst dir an den Nachmittagen etwas verdienen. Aber was, meine liebe/ gar-nicht-mehr-jungfräuliche Mary, werden wir tun?«
    Sie hatte sich kichernd auf ihn geworfen, und ihre Brüste hatten sich sanft an seinen Bauch gepreßt (schön flach damals noch, Freddy, noch keine Anzeichen von Fett). »Das ist der Trick bei der Sache«, hatte sie gesagt. »Was haben wir heute? Den achtzehnten Juni?«
    »Ja, richtig.«
    »Gut. Du suchst dir einen Wochendjob, und am achtzehnten Dezember werfen wir unser Geld zusammen und …«
    »… kaufen uns einen Toaster.«
    »… kaufen uns einen Fernseher«, beendete sie den Satz feierlich. »Ich bin sicher, daß wir es schaffen, Bart.« Dann kicherte sie wieder. »Und das Lustigste daran ist, daß wir uns gegenseitig nicht erzählen werden, was wir machen. Erst hinterher.«
    »Gut, solange ich kein rotes Licht über der Tür sehe, wenn ich morgen nach Hause komme«, kapitulierte er.
    Sie umarmte ihn, legte sich auf ihn, fing an, ihn zu kitzeln.
    Das Kitzeln ging in Liebkosungen über.
    »Gib’s mir, Bart«, flüsterte sie an seinem Hals, griff nach ihm und streichelte ihn mit sanftem, ungeheuer aufregendem Druck, führte ihn zu sich. »Schenk ihn mir, Bart.«
    Später, als er im Dunkeln lag, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, da fragte er nochmals: »Und wir werden uns nichts sagen, nicht wahr?«
    »Nein.«
    »Mary, ‘wie sind wir eigentlich darauf gekommen? War es das, was ich über Donna Upshaw und ihre Unlust, an die halbe Nachbarschaft Erdnüssse zu verteilen, gesagt habe?«
    In ihrer Stimme lag kein Lachen mehr, als sie antwortete.
    Sie klang eher gepreßt, ernst und ein kleines bißchen angsteinflößend: Ein schwacher Hauch von Winter in dieser

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