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Sprengstoff

Sprengstoff

Titel: Sprengstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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nicht.«
    »Hören Sie, es ist nicht, weil Sie mich mitgenommen haben oder mich hier übernachten lassen. Es ist auch nicht wegen des Geldes, das Sie mir angeboten haben.«
    »Es ist nett von Ihnen, das zu sagen«, sagte er und stand auf. »Aber gehen Sie jetzt lieber nach oben.«
    Sie blieb sitzen. »Sie sollten wissen, warum Sie es nicht tun.«
    »Sollte ich das?«
    »Ja. Wenn Sie etwas tun, was Sie sich nicht erklären können - so, wie Sie es vorhin geschildert haben -, mag das ganz in Ordnung sein, weil es sowieso geschehen würde. Aber bevor Sie sich entschließen, etwas nicht zu tun, sollten Sie wissen, warum.«
    »Also gut«, willigte er ein und nickte zum Eßzimmer hinüber, wo das Geld immer noch auf der Kommode lag. »Es ist wegen des Geldes. Sie sind noch zu jung, um sich als Hure durchzuschlagen.«
    »Ich werde es nicht nehmen«, antwortete sie prompt.
    »Das weiß ich. Deshalb werde ich es auch nicht tun. Ich möchte, daß Sie das Geld nehmen.«
    »Weil Sie dann netter sind als all die anderen Kerle?«
    »Genau.« Er sah sie herausfordernd an.
    Sie schüttelte ärgerlich den Kopf und stand auf. »Na gut.
    Aber Sie sind ein Burgeois, ist Ihnen das klar?«
    »Ja.«
    Sie kam auf ihn zu und küßte ihn auf den Mund. Er roch ihren Duft, und der war sehr angenehm. Er hatte sofort eine Erektion.
    »Gehen Sie,«
    »Wenn Sie es sich heute nacht noch anders überlegen sollten …«
    »Das werde ich nicht.« Er sah ihr nach, wie sie barfüßig die Treppe hinaufstieg. »He?«
    Sie drehte sich noch mal um und zog die Augenbrauen in die Höhe.
    »Wie heißen Sie?«
    »Olivia, wenn’s gefällig ist. Ein dämlicher Name, nicht wahr? Wie Olivia de Havilland.«
    »Nein, gar nicht. Ich finde ihn schön. Gute Nacht, Olivia.«
    »Gute Nacht.«
    Sie ging hinauf. Er hörte, wie sie das Licht einschaltete, genauso wie er es immer gehört hatte, wenn Mary vor ihm zu Bett gegangen war. Wenn er genau hinhörte, könnte er vielleicht sogar das erregende Knistern ihres Pullovers wahrnehmen, wenn sie ihn über den Kopf zog. Oder das Klicken ihrer Gürtelschnalle, die die Jeans über ihrer Hüfte zusammen-hielt …
    Sein Penis richtete sich vollends auf, und das war unangenehm. Er wölbte sich gegen den Schritt seiner Hose. Mary hatte das manchmal den Stein vieler Zeitalter genannt. Oder die Schlange, die plötzlich zu Stein wird. Das war, als sie noch jung waren und das Bett für sie nichts als eine Spielwiese bedeutet hatte. Er fummelte an seiner Unterhose herum, aber als es dadurch nicht besser wurde, stand er auf.
    Nach einer Weile ging die Erektion zurück, und er setzte sich wieder hin.
    Als die Nachrichten vorbei waren, kam ein Spielfilm - John Agar in Brain from Planet Arous. Er schlief vor dem Fernseher ein, den Telecommander lose in einer Hand haltend. Kurze Zeit später rührte sich etwas hinter seiner Hosenklappe, und die Erektion kehrte zurück, heimlich, wie ein Mörder, der den Ort eines früheren Verbrechens wieder aufsucht.

7. Dezember 1973
    Er ging in dieser Nacht doch zu ihr.
    Er hatte wieder von Mr. Piazzis Hund geträumt und war diesmal sicher gewesen, daß der zutrauliche Junge, der den Hund streicheln wollte, Charlie war. Er wußte es noch bevor der Hund aufsprang, und das machte es noch schlimmer. Als die Bestie an Charlies Kehle hing, rappelte er sich aus dem Schlaf hoch wie ein Mann, der sich aus einer flachen, sandi-gen Grube freizuschaufeln versucht.
    Halb schlafend, halb wach griff er mit den Händen ins Leere und verlor schließlich das Gleichgewicht auf der Couch, auf der er sich letztendlich doch zusammengerollt hatte. Einen Augenblick hing er hin- und herschwankend über der Kante, desorientiert und entsetzt über den Tod seines Sohnes, der in seinen Träumen immer wieder sterben mußte.
    Dann fiel er, schlug mit dem Kopf auf und verletzte sich an der Schulter. Doch nun war er wach genug, um festzustellen, daß er sich in seinem Wohnzimmer befand und daß der Traum vorbei war. Die Realität war elendig, aber nicht so beängstigend.
    Was machte er hier? Ihn überkam eine realistische Vision von dem, was er mit seinem Leben getan hatte, und es war ein unheimlicher Anblick. Er hatte es wie einen alten Lumpen in der Mitte durchgerissen. Nichts war mehr in Ordnung. Er litt. Er hatte einen faulen Southern-Comfort-Geschmack im Mund und stieß plötzlich eine saure Magenflüssigkeit auf, die er angeekelt hinunterschluckte.
    Dann fing er fürchterlich an zu zittern und umklammerte seine Knie, damit es

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