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Sprengstoff

Sprengstoff

Titel: Sprengstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Stille.
    »Es gibt eigentlich nur einen Drink, den ich mag. Screwdrivers. Haben Sie Wodka und Orangensaft?«
    »Ja.«
    »Ich nehme an, Sie haben kein Hasch?«
    »Nein, ich nehme nie welches.«
    Er ging in die Küche und machte ihr einen Screwdriver. Sich selbst mixte er einen Southern Comfort mit Seven-up. Mit beiden Drinks kehrte er ins Wohnzimmer zurück. Sie spielte mit dem Telecommander und wechselte von Kanal zu Kanal, bis sie alle siebenunddreißig durchhatte: To Teil the Truth, Pfeffer und Salz, I  Dream of Jeannie, Gilligan’s Island, Pfeffer und Salz, I Love Lucy, Pfeffer und Salz, Julia Child, die etwas aus Avocados zubereitete, das an einen Haufen Hundeschiet erinnerte, The New Price is Right, Pfeffer und Salz, und dann zurück zu Gary Moore, der sein Rateteam jetzt fragte, wer von seinen drei Kandidaten der wirkliche Autor eines Buches sei, das darüber berichtete, wie man sich fühlte, wenn man einen Monat lang durch die Wälder von Saskatchewan geirrt ist.
    Er gab ihr ihren Drink.
    »Haben Sie unterwegs Käfer gegessen, Nummer zwei?« fragte Kitty Carlisle.
    »Was ist eigentlich mit euch hier los?« wollte das Mädchen wissen. »Habt ihr kein Raumschiff Enterprise? Seid ihr Heiden?«
    »Das kommt nachmittags um vier. Auf Kanal acht.«
    »Sehen Sie sich das an?«
    »Manchmal. Meine Frau sieht immer Merv Griffin.«
    »Ich habe keine Käfer gesehen«, antwortete Nummer zwei. »Aber wenn ich sie gesehen hätte, hätte ich sie bestimmt gegessen.« Das Publikum lachte herzlich.
    »Warum ist sie ausgezogen? Sie müssen es mir nicht erzählen, wenn Sie nicht wollen.« Sie sah ihn aufmerksam an, als wäre der Preis für sein Bekenntnis außerordentlich hoch.
    »Derselbe Grund, warum man mich gefeuert hat«, antwortete er und setzte sich hin.
    »Weil Sie keine neue Fabrik gekauft haben?«
    »Nein, weil ich kein neues Haus gekauft habe.«
    »Ich stimme für Nummer zwei«, erklärte Souply Sales. »Er sieht so aus, als ob er die Käfer wirklich gegessen hätte, wenn er sie gefunden hätte.« Das Publikum lachte herzlich.
    »Sie haben … oooh. Ooooh.« Sie musterte ihn über ihr Glas hinweg, und ihre Augen bewegten sich nicht. In ihnen lag eine Mischung aus Staunen, Bewunderung und Entsetzen. »Und was werden Sie jetzt tun?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Sie arbeiten nicht?«
    »Nein.«
    »Was tun Sie dann den ganzen Tag?«
    »Ich fahre auf der Autobahn.«
    »Und abends sehen Sie fern?«
    »Und ich trinke. Manchmal mache ich mir Popcorn. Nachher werde ich uns Popcorn machen.«
    »Ich esse kein Popcorn.«
    »Dann werde ich es essen.«
    Sie drückte auf den AUS-Knopf des Telecommanders (er bezeichnete ihn manchmal insgeheim als ›Modul‹, denn heutzutage war man geneigt zu glauben, daß alle Dinge, die etwas an- oder ausschalteten, Module sein müßten), und das Fernsehbild zog sich zu einem winzigen Punkt zusammen und verschwand schließlich ganz.
    »Ich will mal sehen, ob ich das in eine Reihe kriege«, sagte sie. »Sie haben also Ihre Frau und Ihre Arbeit sausen lassen und …«
    »Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.«
    »Ist ja egal. Sie haben Sie wegen dieser Straße verloren, ist das richtig?«
    Er blickte unsicher auf den leeren Bildschirm. Obwohl er den Sendungen niemals konzentriert folgte, fühlte er sich doch äußerst unwohl, wenn der Kasten nicht lief. »Ich weiß nicht, ob das so richtig ist«, sagte er. »Man braucht eine Sache nicht immer gleich zu verstehen, nur weil man sie getan hat.«
    »War es aus Protest?«
    »Ich weiß es nicht. Wenn man gegen etwas protestiert, dann doch darum, weil man etwas anderes für besser hält.
    All diese Leute haben doch gegen den Krieg protestiert, weil sie den Frieden für viel besser halten. Die Leute protestieren gegen die Rauschgiftgesetze, weil sie denken, daß andere Rauschgiftgesetze fairer seien oder mehr Spaß brächten oder weniger Schaden anrichten würden oder … ich weiß nicht.
    Machen Sie doch bitte den Fernseher wieder an.«
    »Einen Augenblick noch.« Ihm wurde wieder bewußt, wie grün ihre Augen waren, durchdringend wie die einer Katze.
    »Haben Sie das getan, weil Sie die Straße hassen? Die technisierte Gesellschaft, die sie repräsentiert? Die dehumanisierende Wirkung der …«
    »Nein«, sagte er. Es war so schwierig, ehrlich zu sein, und er fragte sich, warum er sie nicht einfach mit einer Lüge abspeiste, die die Diskussion schnell beenden würde. Sie war genau wie all die anderen jungen Leute, wie Vinnie Mason, die alle glaubten,

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