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Sprengstoff

Sprengstoff

Titel: Sprengstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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daß die Wahrheit in der Bildung läge. Sie wollte Propaganda mit Schaubildern und allem Drum und Dran, aber keine Antwort. »Ich habe die Leute mein ganzes Leben lang Straßen und Häuser bauen sehen. Ich habe nie besonders darüber nachgedacht. Es war bloß immer ärgerlich, eine Umleitung benutzen oder auf der anderen Straßenseite gehen zu müssen, weil sie den Bürgersteig aufgerissen haben oder ein Gebäude abrissen oder …«
    »Aber als es Ihr Heim traf … Ihr Haus und Ihre Arbeit, da haben Sie plötzlich nein gesagt.«
    »Ja, gut, ich habe nein gesagt.« Aber er wußte nicht, zu was er nein gesagt hatte. Oder hatte er nicht eher ja gesagt? Hatte er nicht endlich einem zerstörerischen Impuls nachgegeben, den er schon immer in sich herumgetragen hatte, genauso wie der eingebaute Selbstzerstörungsmechanismus von Charlies Gehirntumor? Er wünschte sich sehnlichst, daß Freddy sich mal wieder meldete. Freddy hätte ihr alles sagen können, was sie hören wollte. Aber Freddy hatte sich offenbar ganz zurückgezogen.
    »Sie sind entweder verrückt oder eine wirklich bemerkenswerte Persönlichkeit«, sagte sie.
    »Nur die Personen in Büchern sind bemerkenswert«, erwiderte er. »Machen Sie jetzt den Fernseher wieder an.«
    Sie gehorchte. Er ließ sie das Programm wählen.
    »Was trinken Sie da eigentlich?«
    Es war Viertel vor neun. Er war ein bißchen beschwipst, aber lange nicht so betrunken, als wenn er jetzt allein gewesen wäre. Er stand in der Küche und machte Popcorn. Es gefiel ihm zuzusehen, wenn die Körner in der Glasschüssel aufgingen. Sie schoben sich mit einer Gewalt nach oben wie ein Schneesturm, der allerdings nicht von oben fiel sondern von unten hochstieg.
    »Southern Comfort mit Seven-up«, antwortete er.
    »Was?«
    Er lachte verlegen.
    »Darf ich das mal probieren?« Sie hielt ihm ihr leeres Glas hin und lächelte. Es war das erste völlig ungezwungene Lächeln, seit sie in sein Auto gestiegen war. »Sie mixen einen lausigen Screwdriver.« 
    »Ich weiß«, sagte er. »Southern Comfort und Seven-up ist mein Privatdrink. In der Öffentlichkeit trinke ich Scotch. Aber ich hasse Scotch.«
    Das Popcorn war fertig, und er schüttete es in eine große Plastikschüssel.
    »Kann ich einen haben?«
    »Natürlich.«
    Er mixte ihr einen Southern Comfort mit Seven-up und ließ dann ein großes Stück Butter über dem Popcorn schmelzen.
    »Das wird Ihnen eine Menge Cholesterin in den Blutkreislauf jagen«, bemerkte sie. Sie lehnte sich an den Türrahmen zwischen Eßzimmer und Küche und nippte vorsichtig an ihrem Drink. »He, das schmeckt mir.«
    »Selbstverständlich. Bewahren Sie es als Geheimnis, und Sie sind den anderen immer eine Nasenlänge voraus.«
    Er salzte das Popcorn.
    »Das Cholesterin blockiert Ihr Herz«, dozierte sie weiter.
    »Die Blutgefäße werden enger und enger und dann, eines Tages … aaaarrrggghhh!« Sie faßte sich dramatisch an die Brust und verschüttete dabei etwas von ihrem Drink.
    »Mein Stoffwechsel arbeitet das alles auf«, beruhigte er sie und ging durch die Tür. Mit einem Arm streifte er ihren Busen (züchtig von einem BH verhüllt, wie er feststellte), als er an ihr vorbeikam. Er hatte eine Empfindung, die Marys Busen ihm schon seit Jahren nicht mehr gegeben hatte. Aber es war vielleicht nicht so gut, in diese Richtung weiterzudenken.
    Sie aß das meiste von dem Popcorn.
    Während der Elf-Uhr-Nachrichten, die sich hauptsächlich mit der Energiekrise und den Nixon-Tonbändern befaßten, fing sie an zu gähnen.
    »Gehen Sie nach oben«, sagte er zu ihr. »Gehen Sie ins Bett.«
    Sie warf ihm einen komischen Blick zu.
    Aufgebracht sagte er: »Wir werden uns niemals richtig vertragen, wenn Sie nicht endlich aufhören, jedesmal wie ein gehetztes Reh zu gucken, wenn ich das Wort ›Bett‹ auch nur erwähne. Der wesentliche Zweck des Großen Amerikanischen Bettes ist der Schlaf, nicht der Geschlechtsverkehr.«
    Darüber mußte sie lächeln.
    »Wollen Sie nicht mal die Bettdecke aufschlagen?«
    »Sie sind doch ein großes Mädchen.«
    Sie sah ihn ruhig an. »Sie können mit mir raufkommen, wenn Sie möchten. Ich hab’ das vor einer Stunde beschlossen.«
    »Nein … aber Sie haben keine Ahnung, wie attraktiv diese Einladung für mich ist. Ich hab’ in meinem ganzen Leben nur mit drei Mädchen geschlafen, und bei zweien ist es so lange her, daß ich mich kaum noch daran erinnern kann. Das war noch vor meiner Ehe.«
    »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«
    »Ganz und gar

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