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Sprengstoff

Sprengstoff

Titel: Sprengstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Zeit ziemliche Sorgen. Die gute alte Bea aus Baltimore hatte Mary anvertraut, daß sie in letzter Zeit immer wieder nasse Flecken in Andys Bettwäsche entdeckte. War das möglich? So früh schon? Mary hatte ihr erklärt, daß die Kinder heutzutage immer frühreifer würden. Bea glaubte, daß es an der vielen Milch läge, die sie immer trinken würden, und natürlich an den Vitaminen, aber sie wünschte sich sehnlichst, daß Andy sich mehr für Sport interessieren würde oder fürs Sommerlager oder fürs Reiten oder was auch immer.
    Mach dir nichts draus, Andy, dachte er und schob die Schachkassette unter seinen Arm. Ab jetzt übst du eben den Rösselsprung und Dame auf 6-A, und masturbierst dabei unterm Tisch, wenn du das Verlangen danach hast.
    Vor der Spielzeugabteilung stand ein großer Thron für den Weihnachtsmann, aber er war leer. Auf dem leeren Sitz lag ein Schild:

    DER WEIHNACHTSMANN ISST GERADE
    IN UNSEREM BERÜHMTEN GRILLRESTAURANT
    LEISTEN SIE IHM DOCH GESELLSCHAFT!

    Ein junger Mann in einer Jeansjacke stand mit den Armen voller Pakete vor dem Thron und betrachtete ihn nachdenklich. Als er sich umdrehte, erkannte er Vinnie Mason.
    »Vinnie!« rief er.
    Vinnie lächelte ihm zu und wurde ein bißchen rot, als ob er bei einem Streich erwischt worden wäre. »Hallo, Bart«, sagte er und kam zu ihm herüber. Sie brauchten sich über das Händeschütteln keine Gedanken zu machen, dazu waren sie beide zu bepackt.
    »Machst du ein paar Weihnachtseinkäufe?« fragte er Vinnie. 
    »Ja.« Vinnie lachte verlegen. »Letzten Samstag habe ich Sharon und Bobbie - das ist meine kleine Tochter Roberta - hergebracht. Sie ist jetzt drei. Wir wollten, daß sie sich zusammen mit dem Weihnachtsmann fotografieren läßt, aber sie wollte nicht. Sie machen das immer samstags, weißt du, kostet nur einen Dollar. Jedenfalls hat sie geschrien wie am Spieß. Sharon war das etwas peinlich.«
    »Na ja, das ist ja auch ein großer, fremder Mann mit einem unheimlichen Bart. Davor haben die Kleinen manchmal Angst. Vielleicht schafft ihr’s nächstes Jahr.«
    »Ja, vielleicht.« Vinnie lächelte kurz.
    Er lächelte ebenfalls und dachte, daß es mit Vinnie jetzt viel leichter ging. Er hätte ihm gerne gesagt, daß er ihn nicht zu sehr hassen solle. Er wollte ihm sagen, daß es ihm leid tue, wenn er sein Leben zu sehr durcheinandergebracht hätte.
    »Und, was machst du jetzt so?« fragte er statt dessen.
    Vinnie fing an zu strahlen. »Du wirst es kaum glauben, mir geht’s ausgezeichnet. Ich bin jetzt Manager von einem Kino. Im nächsten Sommer kommen noch drei hinzu.«
    »Etwa bei Media Associates?« Das war eine von Amrocos Firmen.
    »Ja, genau. Wir gehören zu einer Kinokette. Der Verleih schickt uns alle Filme … alles Kassenschlager. Aber das Westfall-Kino leite ich ganz selbständig.«
    »Und sie geben dir noch ein paar Kinos dazu?«
    »Ja. Kino II und III im nächsten Sommer. Und dann noch das Beacon-Autokino, das übernehme ich auch.«
    Er zögerte. »Vinnie, sag’s mir, wenn ich zu weit gehen sollte, aber ich frage mich, wenn die Gesellschaft alle Filme auswählt und dir zuschickt … was hast du dann eigentlich noch zu tun?«
    »Ich verwalte das Geld, was denn sonst? Und ich erledige alle Besorgungen. Weißt du, daß man allein von den Einnahmen des Bonbonkiosks die Miete für einen ganzen Abend bestreiten kann, wenn man’s richtig macht? Dann sind da noch die Wartungsarbeiten und …« er schluckte vernehmlich
    »…die Personalverwaltung. Ich werde ganz schön zu tun haben. Sharon gefällt es, denn sie ist ein richtiger Kinofan.
    Für Paul Newman und Clint Eastwood schwärmt sie besonders. Und mit gefällt es, weil ich statt neuntausend nun elftausendfünfhundert Dollar verdiene.«
    Er musterte Vinnie mürrisch und fragte sich, ob er es ihm sagen sollte. Das war also Ordners Preis. Braves Hündchen, komm her, hier ist dein Knochen.
    »Sieh zu, daß du da raus kommst, Vinnie«, sagte er. »So schnell wie möglich.«
    »Aber Bart?« Vinnie runzelte ehrlich verwirrt die Augenbrauen.
    »Weißt du, was das Wort Gofer bedeutet, Vinnie?«
    »Gopher? Na klar, das sind so kleine Erdhörnchen, die überall Löcher in die Erde buddeln …«
    »Nicht mit ph, mit f. G-o-f-e-r.«
    »Keine Ahnung, Bart. Ist das was Jüdisches?«
    »Es bedeutet, ein niederer Angestellter zu sein. Einer, der Befehle ausführen muß. Ein Laufbursche. Geh, hol mir ‘nen Kaffee! Bring mir ein paar Sandwiches! Geh doch kurz mal um den Block für

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