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Spring in den Himmel

Spring in den Himmel

Titel: Spring in den Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
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Spülmaschine aus. Sie lächelte ihm zu und half ihm.
    »Wo ist deine Freundin?«
    »Bei Rafik im Zimmer.«
    Er musterte sie aufmerksam. »Du bist böse auf sie.«
    Jamina wollte nicht darüber reden. »Darf Rafik die Meerschweinchen überhaupt behalten?«
    »Das muss eure Mutter entscheiden.«
    Ihr Vater machte es sich wieder mal verdammt einfach, fand Jamina.
    »Du warst doch schon gegen den Hamster!«
    »Ich halte nichts davon, Tiere in Käfige zu sperren. Aber wenn es Rafik glücklich macht und er wieder lachen kann …«
    Die Mutter sah ratlos auf die beiden Tiere, als sie nach Hause kam. Der Vater war bereits zum Nachtdienst ins Seniorenheim gegangen, Jamina lehnte in der Tür und beobachtete Rafik, wie er der Mutter ein Meerschweinchen entgegenstreckte. Yoyo stand stumm dabei und beobachtete die Situation. Sie wirkte nervös, als hätte sie vielleicht einen Fehler gemacht.
    »Ich mag sie so gern. Viel lieber noch als Spiderman«, sagte Rafik.
    »Aber sie brauchen Platz …«
    Der Widerstand der Mutter, wie Jamina ihn erwartet hatte.
    »Sie wohnen doch in meinem Zimmer!«
    »Nein, sie brauchen einen Stall«, widersprach die Mutter.
    »Den hab ich schon besorgt«, schaltete sich Yoyo ein. »Gebraucht, war gar nicht teuer.«
    Die Mutter sah Yoyo verblüfft an.
    »Ich helfe Rafik auch beim Saubermachen, versprochen.«
    Die Mutter zögerte noch einen Moment, dann nickte sie ergeben. »Also gut, meinetwegen.«
    Rafik jubelte und umarmte Yoyo.
    Jamina war sauer.
    »Als ich vor fünf Jahren mit einem Zwergkaninchen heimgekommen bin …«
    »Das war doch ganz was anderes«, behauptete die Mutter.
    »Klar, das wäre ja für mich gewesen und nicht für Rafik.«
    Jamina mochte sich selbst nicht, wenn sie so war. Aber sie konnte nichts dagegen tun. Die Meerschweinchen kamen von Yoyo und waren für Rafik – das war natürlich was anderes, als wenn sie ein Tier haben wollte!
    »Du bist nur böse, weil Yoyo mich lieber mag als dich.« Das kam von Rafik.
    »So ein Blödsinn.«
    »Doch, das stimmt!«
    »Ich bin Jaminas Freundin«, mischte Yoyo sich da ein. »Aber ich mag dich sehr gern, Rafik.«
    »Wie gern?«
    »Supergern!«
    »Du gehörst schon längst ins Bett«, schaltete sich die Mutter ein, nahm Rafik an der Hand und zog ihn in Richtung Bad. »Sag noch Gute Nacht und ab geht's.«
    »Gute Nacht! Bis morgen früh.«
    Rafik ging offenbar ganz selbstverständlich davon aus, dass Yoyo über Nacht blieb. Jamina war nicht sicher, ob sie das wollte. Erst mussten sie noch reden.
    »Komm, wir gehen in mein Zimmer«, sagte sie zu Yoyo, doch die schüttelte den Kopf.
    »Sorry, ich hab noch einen Termin.«
    »Ach, auf einmal?«
    »Glaubst du mir nicht?«
    »Wir wollten reden – und da war von Termin noch keine Rede!«
    »Hallo, wo sind wir denn hier? Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig.«
    »Du kennst mein Leben, meine Familie, meine Freunde – und ich weiß nichts von dir!«
    »Ich hab dir so viel von mir erzählt, von meiner Mutter, meinem Vater …«
    Jamina fühlte sich ertappt, als sie Yoyos herausfordernden Blick sah.
    »Du glaubst mir nicht!«
    »Doch, natürlich. Aber ich will auch wissen, wo du wohnst, wo du zur Schule gehst, und ich will die Leute aus deiner WG kennenlernen!«
    »Das hast du bisher auch nicht gebraucht. Aber jetzt ist es auf einmal dringend, und weißt du warum?« Yoyo kam ganz nah an sie heran, nur Zentimeter trennten ihre Gesichter. Sie sprach leise und giftig. »Weil du mir nicht mehr vertraust.«
    Yoyo nahm ein paar Sachen, die sie auf den Tisch gelegt hatte, und stopfte sie in ihren Seesack. »Schade, ich mag dich nämlich wirklich.«
    Bevor Jamina noch etwas sagen konnte, war sie gegangen.
    Jamina starrte noch auf die Tür, die gerade ins Schloss fiel, als ihre Mutter aus Rafiks Zimmer kam.
    »Wollte Friederike nicht bleiben?«
    Jamina zuckte nur die Schultern.
    »Hattet ihr Streit?«
    »Eigentlich wollte ich mit ihr reden.«
    Jamina fühlte sich so hilflos. Ihre Mutter legte den Arm um sie. »Als du mir das erste Mal von ihr erzählt hast, da dachte ich: Sie tut meiner Jamina gut. Endlich strahlt sie, lebt auf, lacht und macht das, was man in dem Alter eben so macht.«
    »Aber dann taucht Yoyo wieder ab, so wie jetzt …«
    Jamina sagte nicht, dass sie sogar an Yoyos Namen zweifelte. Was war das für ein Misstrauen? Bildete sie sich etwas ein, war sie nicht mehr ganz bei Trost?
    »Sie hat eben auch ihre Macken und Fehler. Und je näher man einen Menschen kennt, desto mehr davon entdeckt

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