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Spring in den Himmel

Spring in den Himmel

Titel: Spring in den Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
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man.«
    Jamina nickte nur. Sie wollte gerade in ihrem Zimmer verschwinden, als sie den Zeitungsausschnitt entdeckte.Er war halb unter die Matte für die Schuhe gerutscht.
    Während ihre Mutter weiter in die Küche ging, hob sie ihn auf. Das kaputte Flugzeug. Die Schlagzeile. Offenbar war der Zeitungsausschnitt aus Yoyos Seesack gefallen. Sollte sie ihr nachlaufen? Sie wusste doch, wie wichtig er für Yoyo war. Jamina entschied sich anders. Sie steckte das Blatt ein.
    »Wie wär's, wenn wir beide uns einen gemütlichen Abend machen. Das haben wir schon lange nicht mehr gehabt«, rief ihre Mutter aus der Küche.
    Jamina lächelte. »Mit Liebesfilm und Eis und Füße hoch?«
    Die Mutter nickte: »Hoffentlich schlafe ich nicht ein, bevor sich die beiden kriegen.«

17. Kapitel
    Die Dinge sind nicht mehr klar, dachte Jamina, als sie viel zu früh aufwachte und gegen die Decke starrte. Durch die Jalousien blinzelte der Tag, es war hell draußen und es versprach, schön zu werden, soweit sich das durch die schmalen Ritzen feststellen ließ. Aber vielleicht war auch das ein Irrtum. Jedes Ding hatte zwei Seiten und jede Geschichte konnte man so oder so erzählen.
    Jamina richtete sich auf und schüttelte den Kopf. Blödsinn. Was versuchte sie sich jetzt mit dummen Sprüchen die Welt zu frisieren? Yoyo war vielleicht Friederike Heidenbach, vielleicht aber auch nicht. Wie konnte das sein, dass sie von ihrer angeblich besten Freundin nicht mal den Namen wusste? Was war diese Freundschaft dann wert?
    Mehrere Tage waren vergangen. Yoyo hatte sich nicht wieder gemeldet. Andererseits hatte Jamina auch nicht versucht, sie zu erreichen. Aber sie war erstaunt gewesen, dass Yoyo der Auseinandersetzung aus dem Weg ging. Sie war doch sonst so mutig, so direkt, so klar. Sie würde wohl auch ein paar ehrliche Worte vertragen können und die Frage, was sie denn wirklich zu Rafik gesagt hatte, bevor der seinen Hamster aus dem Fenster geworfen hatte.
    Sieh mal, wie er leidet.
    Er hat bestimmt Schmerzen.
    Ich glaube, er mag nicht mehr leben.
    Eigentlich tötet man Tiere, die krank sind.
    Es wäre besser für ihn, er wäre schon tot.
    Jamina stand auf und ging barfuß zum Fenster. Sie zog die Jalousie ein Stück hoch und sah hinaus. Das Dach gegenüber war nass. Es regnete ganz leicht. Dennoch war auch die Sonne da. Komisch. Beides zur gleichen Zeit.
    Ich krieg die einzelnen Puzzleteile nicht zusammen, dachte Jamina, als sie sich anzog. Dass Yoyo bewusst log, das mochte sie nicht glauben. Sie wollte Yoyo verstehen. Die einzelnen Stimmen zu einer großen Symphonie zusammensetzen.
    Vielleicht musste sie sich genauer in Erinnerung rufen, was Yoyo ihr alles erzählt hatte. Was sie über ihre Freundin wusste. Daraus ergab sich dann das Bild, die Symphonie, die Wahrheit.
    Doch tief in ihr drin nagte das Misstrauen. Jamina wollte die Kontrolle wiederhaben. Nicht über Yoyos Leben, vielmehr über ihr eigenes. Das Yoyo so sehr durcheinandergewirbelt hatte.
    Jamina betrachtete den Zeitungsausschnitt, der am Abend zuvor aus Yoyos Tasche gefallen war. Die Geschichte mit dem Flugzeugabsturz war also wahr. Die Mutter tot, das Kind am Leben.
    Sie wollte sich klar werden, was sie von Yoyo wusste und was nicht. Also machte sie sich weitere Notizen inihrem Tagebuch. Der Flugzeugabsturz, die traurigen Jahre bei Onkel und Tante, die Zeit mit der Oma.
    In der Nacht zum Sonntag, bevor das mit Spiderman passiert war, hatte Yoyo im Schlaf geschrien. Ein Albtraum. Jamina war zu ihr gegangen, hatte sie beruhigt.
    »Leg dich zu mir, dann wird es besser«, hatte Yoyo sie gebeten.
    Jamina kam sich komisch vor, aber es war auch komisch, es nicht zu tun. Als sie mit Yoyo unter der Decke lag und sie tröstete, fühlte es sich auch völlig normal an. Eine Freundin, die für die andere da ist.
    »Ich habe vom Internat geträumt«, erzählte Yoyo.
    »Du warst auch im Internat?« Jamina hörte das zum ersten Mal.
    »Nur ganz kurz. Und es war so schrecklich, dass ich niemals darüber reden will.«
    Jamina hatte nachgefragt, vielleicht würde es guttun, den Traum zu erzählen. Aber Yoyo hatte nur den Kopf geschüttelt, sich an sie gedrückt und war dann wieder eingeschlafen.
    Ich will sie doch nur verstehen, redete Jamina sich ein und merkte, dass sie zwar viele Details kannte, die aber kein großes Ganzes ergaben. Sie erinnerte sich an das Lied, das Yoyos italienische Mutter immer gesungen hatte. Aber sie wusste nicht, wann und wo der Flugzeugabsturz gewesen war. Sie nahm den

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