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Spring in den Himmel

Spring in den Himmel

Titel: Spring in den Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
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Zeitungsausschnitt noch einmal zur Hand. Betrachtete die Überschrift. Die Trümmer des Wracks. Der Verweis auf den Artikel im hinteren Teil der Zeitung. Das Erscheinungsdatum war unleserlich.
    Was wusste sie noch über ihre Freundin? Sie war nicht oft in der Villa ihres Vaters, sondern hatte ein Zimmer in einer WG in Schwabing. Jamina notierte. Ein Frank wohnte da, den nannten sie Freak. Und ein Nils aus Kiel, mit dem hatte sie mal kurz was gehabt. Aber nur kurz. Und zwei Mädchen. Sarah und Konstanze. Die eine war für ein Jahr ins Ausland gegangen und Yoyo hatte das Zimmer bekommen. Ihr Vater hatte kaum Zeit für sie, er war ein bekannter Banker, das hatte Yoyo gesagt. Aber warum fand sie nichts über diesen Heidenbach im Netz, wenn er doch so bekannt war?
    Als Jamina ihre Notizen ansah, fiel ihr auf: Hinter jeder Feststellung standen mindestens zwei Fragen. Meistens sogar noch mehr.
    In der ersten Pause versuchte Jamina, Merlin allein zu erwischen. Aber das war nicht so einfach. Er stand mit Mac und Sven in einer Ecke und sie unterhielten sich über Sport. Sophia stand dabei und versuchte mitzureden. Mac ging auf sie ein, Merlin ignorierte sie. Jamina beobachtete das alles aus einiger Distanz, sie mochte nicht hingehen, denn egal, was sie Merlin fragen wollte, alle würden zuhören und dumme Bemerkungen machen.
    Sie erwischte ihn, als die anderen bereits im Klassenzimmer waren und Merlin von der Toilette kam. Er grinste breit. »Hey, hast du auf mich gewartet?«
    »Ich wollte dich was fragen.«
    Das Grinsen verschwand nicht aus seinem Gesicht und er kam ihr zu nahe.
    »Was immer du willst.«
    »Ich möchte mehr über ein bestimmtes Flugzeugunglück erfahren. Geht das?«
    »Mit mir geht fast alles«, sagte Merlin und wollte den Arm um sie legen.
    Jamina schob ihn weg. »Ich will deine Hilfe, nicht deine Anmache.«
    Merlin zog seinen Arm zurück. Dieser Ton ist ihm neu, dachte Jamina. Hätte nicht gedacht, dass es so einfach ist, ihn auf Distanz zu halten. Einfach klare Ansagen machen.
    »Warum brauchst du die Info?«
    Jamina begann zu improvisieren. »Ich hab da einen Zeitungsausschnitt, das steht das Datum nicht drauf …«
    »Und …?«
    »Angeblich gab's da Überlebende, aber das kann man sich kaum vorstellen, wenn man das Wrack sieht.«
    »Okay, aber was hast du damit zu tun?«
    So ähnlich fühlt sich Yoyo wahrscheinlich auch, wenn ich nachfrage, dachte Jamina. Sie wollte nicht alles sagen, aber auch nicht lügen. Sie probierte es noch mal direkt.
    »Geht dich nichts an. Hilfst du mir oder nicht?«
    Merlin wirkte beeindruckt. »Was weißt du denn über das Flugzeugunglück?«
    Jamina zog Yoyos Artikel aus der Tasche und zeigte den Ausschnitt Merlin.
    »Es war in Europa, so vor etwa zwölf Jahren.«
    »Und ein kleines Kind hat überlebt, steht da.«
    Jamina nickte. »Die Mutter ist gestorben, wie alle anderen Passagiere auch.«
    »Kann ich das mitnehmen?« Merlin streckte schondie Hand aus, aber Jamina schüttelte den Kopf. Sie musste Yoyo den Ausschnitt bei nächster Gelegenheit wiedergeben.
    Merlin sah sie skeptisch an. »Was ist denn an dem Wisch so Besonderes?«
    »Wenn ich ihn verlier …«
    Merlin verdrehte genervt die Augen, dann zog er sein neues Handy heraus.
    »Ich mach ein Foto.«
    »Da kannst du doch nichts erkennen!«
    Mitleidiger Blick. »Mein Handy ist besser als die meisten Kameras.« Er fotografierte den Zeitungsausschnitt, als die Deutschlehrerin den Flur entlangkam. »Okay, ich kümmere mich drum. Kann aber ein bisschen dauern.«
    Jamina lächelte ihn dankbar an, dann schlüpfte sie noch vor Merlin und Frau Meisinger in die Klasse. Sie sah Sophias eifersüchtigen Blick. Merlin ging an ihnen vorbei, lächelte Jamina zu und ließ sich hinter ihr auf den Stuhl fallen.
    »Was hast du denn mit Merlin für Geheimnisse?«
    »Ich hab ihn was wegen eines alten Zeitungsartikels gefragt.«
    »So was kann man doch im Internet selber nachsehen.« Sophia war misstrauisch.
    »Ich kenne mich doch nicht so gut aus.«
    »Warum fragst du dann nicht mich?«
    Jamina wusste keine Antwort. Aber wahrscheinlich wäre das die bessere Lösung gewesen, mit Sophia zu reden.
    Frau Meisinger teilte Blätter aus.
    »Ein Gedicht«, ächzte Mac. »Muss das sein?«
    »Es ist auf alle Fälle kürzer als dieser Kafka«, meinte Sven. »Den hab ich sowieso nicht verstanden.«
    »Gedichte kapier ich auch nicht«, schaltete sich Merlin ein.
    »Keine Sorge, das verstehen Sie schon«, beruhigte die Deutschlehrerin und las laut

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