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Spring in den Himmel

Spring in den Himmel

Titel: Spring in den Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
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erzähle dir morgen beim Frühstück haargenau, worüber wir geredet haben.«
    »Versprochen?«
    »Wenn ich es doch sage …«
    Auf dem Tisch lag ein Bündel Scheine. Fünfziger, Zwanziger und Zehner. Säuberlich sortiert. Dazu eine kurze handschriftliche Notiz.
    Vielen Dank für alles. Sie haben mir für kurze Zeit das Gefühl gegeben, eine Familie zu haben. Yoyo.
    PS: Woher das Geld kommt, fragen Sie besser Jamina.
    Wie raffiniert, dachte Jamina. Sie legt einfach ein paar Hunderter in einen Umschlag und zwingt mich, es zu erklären. Was ist das für Geld, wo hat Yoyo es her und was hat es mit ihr zu tun? Dann noch diese Dankbarkeit. Fast sentimental, dieser Verweis auf das Familienglück.
    Die Mutter wartete auf den Vater. Jamina suchte ihren Blick, aber sie starrte nur auf das Geld. Die Wahrheit war viel harmloser als die Vorstellungen ihrer Mutter, dachte Jamina.
    Der Vater kam zurück und setzte sich, nahe zu seiner Frau. Sie sahen sie beide auffordernd an.
    »Kannst du uns das erklären?« Die Stimme der Mutter war bemüht beherrscht.
    »Ich werde es versuchen.«
    »Wir hören dir zu.« Der Vater, ruhig, langsam und aufmerksam.
    »Das Geld ist von Herrn Kamke.«
    »Du lügst«, sagte die Mutter.
    »Nein, es ist wahr.«
    »Dann hättest du es uns nicht verschwiegen.«
    Der Vater hob die Hand. »Ich möchte, dass Jamina erst alles erzählt.« Selten hatte er so bestimmt geklungen.
    Jamina holte tief Luft, versuchte ihre Anspannung in den Griff zu bekommen.
    »Er hat ja gewusst, dass ich das Geld euch gebe für die Familienkasse. Irgendwann hat er mir mehr gegeben, weil ich so viel Zeit bei ihm verbracht habe. Da hat er gesagt, das Extra-Geld sei für mich ganz allein. Ich solle mir was Schönes kaufen. Aber ich wollte nichts kaufen. Ich wollte sparen für …« Jamina sah ihre Mutter flehend an. »Ich möchte doch so gerne Medizin studieren …«
    Die Mutter verdrehte die Augen.
    »… und ich dachte, vielleicht könnte ich schon ein bisschen was dafür beiseitelegen. Wenn ich dann Abitur mache …«
    »Du kannst doch nie und nimmer diese fünfhundert Euro von Herrn Kamke bekommen haben! Und dann auch noch zusätzlich zu dem Geld, das du uns gegeben hast!«
    »Frag ihn«, sagte Jamina ruhig.
    »Warum hast du nicht mit uns darüber gesprochen?«
    Aus der Frage der Mutter klang grenzenlose Enttäuschung.
    »Ich wollte es immer wieder, aber …«
    »Sie hat doch nichts Böses getan«, mischte sich der Vater ein. »Andere Eltern wären stolz …«
    »Stolz darauf, dass sie nichts von sich erzählt?«
    »Dass sie ein Ziel hat und etwas dafür tut.«
    »Das war ja klar, dass du das gut findest.« Die Mutter klang verärgert.
    »Wenn Jamina Medizin studieren möchte, dann freut mich das, ja.« Der Vater sagte es fast trotzig.
    »Hoffentlich kommt sie weiter als du!«
    »Nicht wieder dieser Vorwurf, bitte.«
    Einen Moment waren beide still. Gefangen in der Enttäuschung über ihre eigenen zerstörten Hoffnungen und Erwartungen. Zumindest kam es Jamina so vor. Die Mutter sank in sich zusammen, ihr Zorn war verflogen.
    »Hast du gar kein Vertrauen zu uns?«
    »Ich wollte es wirklich sagen, Mama.« Jamina hörte selbst das Flehen in ihrer Stimme. Sah, dass die Mutter den Tränen nahe war.
    »Ich war immer stolz darauf, dass wir miteinander reden können. Aber jetzt kommt es mir vor, als würde ich einen Teil von dir gar nicht kennen.«
    »Das wollte ich nicht, glaub mir.«
    »Seltsam, dass deine Freundin offener und ehrlicher zu uns ist als du.«
    Die Bemerkung traf Jamina wie ein Schlag in die Magengrube. War es Yoyo wirklich gelungen, die Mutter mit dieser Aktion auf ihre Seite zu ziehen? Das Gespräch mit Hannah fiel ihr ein. Hatte die nicht erwähnt, dass ihre Freundin ihr alles genommen hatte, selbst die Zuneigung ihrer Eltern? Nein, das würde sie sich nichtgefallen lassen. Dies war ihre Familie, das war ihr Zuhause und das würde es auch bleiben.
    Die Mutter stand auf und ging hinaus in den Flur. Als sie die Tür schloss, flatterten ein paar Geldscheine zu Boden. Der Vater bückte sich seufzend und hob sie auf. Er legte das Geld zusammen und sah auf den Zettel von Yoyo.
    »Was hat eigentlich deine Freundin mit der Sache zu tun?«
    »Sie hat das Geld bei mir gefunden.«
    »Und warum nimmt sie es mit und schickt es uns?«
    Jamina zuckte nur die Schultern.
    »Warum macht sie das?«, bohrte der Vater nach.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ich finde das sehr merkwürdig, weißt du.«
    »Ja, das ist es auch.«
    »Noch ein

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