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Spritzenmäßig: Kurioses, Krasses und Komisches aus der Notaufnahme

Spritzenmäßig: Kurioses, Krasses und Komisches aus der Notaufnahme

Titel: Spritzenmäßig: Kurioses, Krasses und Komisches aus der Notaufnahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Tarneke
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Körpers pflegte, die nach außen hin gut sichtbar waren.
    Sein Penis gehörte definitiv nicht dazu.
    Die Beschreibung des Geruchs, der mir entgegenschlug, erspare ich Ihnen. Hartmut B.s Vorhaut war derart eng, dass man sie nicht mehr zurückziehen konnte. Im Alter passiert so etwas schon mal. Das Ganze kann recht schmerzhaft sein und auch beim Urinieren stören.
    Doch das war nicht das Hauptproblem von Hartmut B.
    Vielleicht lag es an der Verengung, vielleicht war es tatsächlich einfach eine Gewohnheit, jedenfalls hatte der Penis von Herrn B. seine letzte Waschung vor sehr langer Zeit erhalten. Das sah ich auf den ersten Blick. Seine Unterhose war im Vergleich zu seinem Genital geradezu taufrisch.
    Im inoffiziellen Fachjargon nennen wir das einen entzündeten Parmesanpimmel. Ich weiß, ein ekelhafter Ausdruck, aber er beschreibt den Zustand ziemlich treffend. Wenn Mann sein Geschlechtsteil nämlich nicht regelmäßig wäscht, entstehen unter der Vorhaut weiße Ablagerungen, die tatsächlich so wie Parmesan aussehen.
    Bei Hartmut B. quoll die schmierige, weiße Masse schon unter der verengten Vorhaut hervor. Dennoch schimmerte seine Eichel leuchtend rot, teilweise war sie bereits dunkelrot verfärbt. Aufgrund der mangelnden Körperhygiene hatte er vermutlich zusätzlich eine aufsteigende Harnwegsinfektion, was die Schmerzen beim Wasserlassen erklären würde.
    Keine Frage, es gab Handlungsbedarf.
    Â»Ich werde Ihr Genital schon mal für die Untersuchung vorbereiten«, sagte ich mit innerem Entsetzen. Der Mann nickte nur.
    Mit Handschuhen und Mundschutz ausgestattet – und immer noch durch den Mund atmend – versuchte ich dann, den Penis vorsichtig zu reinigen. Durch die Verengung und den Dreck hatten es sich Pilze und Bakterien in dieser schattigen Ecke schön gemütlich gemacht und zu einer schweren Infektion geführt.
    Â»Was passiert denn jetzt noch?«, fragte mich Hartmut B. verunsichert.
    Â»Unser Urologe ist sofort hier«, erklärte ich ihm. »Wir werden Ihre Vorhaut behandeln müssen, eventuell operativ. Dann wird es Ihnen bald besser gehen.«
    Stirnrunzelnd sah mich der Mann an.
    Â»Operativ? Was soll das heißen?«
    Â»Das ist nur ein kleiner Eingriff, da müssen Sie sich keine Sorgen machen«, versuchte ich, den alten Mann zu beruhigen. »Das ist ein ambulanter Eingriff, nach ein paar Stunden können Sie nach Hause.«
    Â»Das meinte ich nicht«, sagte Herr B. »Ich wollte wissen, was genau Sie da operieren wollen.«
    Â»Unser Urologe wird Ihnen das genau erklären«, antwortete ich, während ich ein gefühltes Kilo Käseschmiere von seiner Eichel kratzte. »Eventuell muss Ihre Vorhaut entfernt werden. Das ist keine große Sache.«
    Hartmut B. zuckte zusammen, als wäre er vom Blitz getroffen.
    Â»Sie wollen ein Stück meines Penis’ amputieren?«, fragte er mit entsetzter Stimme.
    Â»Also, so würde ich es nicht …«
    Doch er ließ mich nicht ausreden.
    Â»Das kommt überhaupt nicht infrage! Seit sechsundsiebzig Jahren gehe ich nun mit diesem Penis durch die Welt, da werde ich es nicht zulassen, dass Sie ihn halbieren!«
    Â»Das hat auch niemand gesagt«, redete ich ihm gut zu. »Da bleibt alles so, wie es ist. Einzig die Vorhaut …«
    Wieder ließ er mich nicht zu Ende reden.
    Â»Und Beischlaf?«
    Â»Wie bitte?«
    Â»Werde ich weiterhin Beischlaf ausüben können?«
    Einen Moment lang war ich platt. Dass dieses rote, schwer entzündete, verklebte Ding, das ich zwischen meinen Gummihandschuhen hielt, für solche Handlungen eingeplant sein sollte, schien mir unvorstellbar.
    Â»Natürlich«, sagte ich zögerlich. »Für ein paar Wochen wird es vielleicht nicht gehen, aber dann …«
    Â»Na toll«, unterbrach mich Hartmut B. erzürnt. »Für ein paar Wochen. Wissen Sie, was ein paar Wochen in meinem Alter sind? Eine halbe Ewigkeit! In ein paar Wochen könnte ich längst tot sein!«
    Ja, gestorben an einer Pimmelnekrose, dachte ich, sagte aber:
    Â»Ihre Frau wird das bestimmt verstehen.«
    Â»Wird sie nicht. Ich bin Witwer.«
    Â»Na dann Ihre Lebensgefährtin«, sagte ich.
    Â»Hab ich genauso wenig. Ich habe wechselnde Bekanntschaften, wo ich meinen Mann stehen muss.«
    Offensichtlich fiel mir die Kinnlade herunter, denn Herr B. fühlte sich genötigt, mich mit weiteren Details aus seinem

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