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Spritzenmäßig: Kurioses, Krasses und Komisches aus der Notaufnahme

Spritzenmäßig: Kurioses, Krasses und Komisches aus der Notaufnahme

Titel: Spritzenmäßig: Kurioses, Krasses und Komisches aus der Notaufnahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Tarneke
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völlig gesund sein.«
    Nach drei Wochen Krankenhausaufenthalt konnte Horst T. schließlich entlassen werden. Er war zu diesem Zeitpunkt nach wie vor stark eingeschränkt in seinem Bewegungsapparat, ein Zustand, der sich durch eine langwierige und anstrengende Reha eventuell verbessern lassen würde.
    Im Rollstuhl schob Frau T. ihren Mann durch die Empfangshalle.
    Â»Alles Gute«, sagte ich zu den beiden und drückte ihnen die Hand. Horst T. nickte mir nur zu, da sein Sprachvermögen ebenfalls noch eingeschränkt war.
    Â»Sie schaffen das schon«, sagte ich noch an Frau T. gewandt.
    Â»Danke, Schwester Anna«, entgegnete Frau T. »Inzwischen bin ich ganz guter Dinge. Ich glaube nicht, dass sich bei uns so viel ändern wird.«
    Ich lächelte nur, ihren Zweckoptimismus wollte ich um keinen Preis zerstören. Hätte ich zu dem Zeitpunkt schon gewusst, welche absurden Formen diese Einstellung annehmen würde, hätte ich ihr allerdings definitiv ein paar passende Sätze dazu gesagt.
    So sah ich den beiden nur nach, wie sie durch die gläserne Eingangstür verschwanden.
    Ein dunkler Ford Mondeo fuhr in diesem Augenblick vor. Eine junge Frau stieg aus, winkte dem Ehepaar kurz zu, stieg dann in einen roten Golf, in dem ein junger Mann auf sie wartete, und fuhr davon.
    Ich runzelte die Stirn. Jetzt ahnte ich, dass hier irgendetwas schieflief.
    Frau T. schob ihren Mann im Rollstuhl zu dem dunklen Wagen, öffnete die Fahrertür und half ihm unter größten körperlichen Anstrengungen hinters Steuer. Dann schob sie schnell den Rollstuhl zum Eingang zurück, eilte zum Wagen und sprang auf den Beifahrersitz. Schief hinterm Steuer sitzend startete Horst T. den Wagen. Als er an meinem Fenster vorbeifuhr, sah ich noch, wie Frau T. im Spiegel ihren Lippenstift nachzog.
    Ich konnte es nicht fassen. Offensichtlich hatte Frau T. jemanden gebeten, den Wagen ihres Mannes zum Krankenhaus zu fahren, aber nicht, ihren stark beeinträchtigten Gatten auch nach Hause zu kutschieren.
    Mit dem Autofahren aufhören, nur weil man nicht mehr richtig gehen kann? Pah! Die Rechnung hatte der Schlaganfall wohl ohne Frau T. gemacht.
    ***
    Ich weiß nicht, ob sich Herr T. gegen seine Frau wehren konnte, Justin V. war jedenfalls nicht imstande, gegen seine Familie etwas zu unternehmen. Vermutlich wird er jedoch niemals erfahren, was in der Nacht bei uns in der Notaufnahme passiert ist. Denn als er von seinen aufgeregten Eltern zu uns gebracht wurde, war er gerade mal acht Wochen alt. Ein süßer, kleiner Säugling, der auf den ersten Blick kerngesund aussah.
    Aber aus meiner Erfahrung als Krankenschwester weiß ich natürlich, dass dieser Eindruck gerade bei Neugeborenen täuschen kann. Daher nahm ich die Sorgen der Eltern auch sehr ernst.
    In Ballkleid und Smoking kamen Herr und Frau V. mit dem kleinen Justin auf dem Arm in die Notaufnahme gestürmt.
    Â»Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll«, jammerte Frau V. aufgelöst. »Er trinkt nicht mehr! Schon den ganzen Tag nicht! Ich mache mir solche Sorgen!«
    Â»Wann hat er das letzte Mal etwas getrunken?«, fragte ich.
    Â»Heute Morgen. Und da auch nur ganz wenig«, antwortete die besorgte Mutter.
    Das war in der Tat besorgniserregend. Ein Säugling, der nicht mehr trinken will, ist in der Regel krank, oft genug sogar schwer krank. Da so kleine Kinder sehr schnell austrocknen können, besteht in solchen Fällen dringender Handlungsbedarf. Dehydrierung ist für Kinder dieses Alters lebensgefährlich.
    Â»Wir müssen den Kleinen stationär aufnehmen«, teilte ich ihr mit und erwartete eigentlich als Nächstes die Frage, ob ein Elternteil mit im Zimmer schlafen darf oder wo sie sonst warten können. Stattdessen drückte Frau V. mir nur den Kleinen in den Arm und sagte:
    Â»Gut. Bis später.«
    Und raus waren sie. Ich hatte den kleinen Justin kaum richtig genommen, als die Eltern in ihrer Ballrobe bereits durch den Ausgang gerauscht waren.
    Schon da beschlichen mich erste Zweifel. Ich hatte noch nie junge Eltern erlebt, die ihr Neugeborenes einfach so alleine im Krankenhaus ließen. Die meisten können sich überhaupt nicht von ihren Kindern trennen und wachen die ganze Nacht am Krankenbett.
    Meine Zweifel wurden schnell bestätigt, als wir Justin eine Flasche gaben und er sie völlig normal austrank. Dann machte er noch ein Bäuerchen und schlief friedlich ein.
    Auch der

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