Spritzgebäck - Romantic Gay Comedy (German Edition)
wäre. Aber er war ja nur bekifft, nicht blöd! Und deshalb drehte er sich auch noch mal nach Pino um. »Kannst du mir noch einen Gefallen tun?«
»Aber selbstverständlich.« Der Kleine war nun wieder ganz in seiner Angestelltenrolle.
»Haut das nicht hin – mit dem Benimm – hau mir eine rinn – macht das Sinn?«
Pino lächelte. »Ich denke, ich habe die Kernbotschaft verstanden. Denken Sie an die drei Finger.«
»Was? So viele? Das geht nicht ohne gute Vorbereitung!«
Tatsächlich wurde Pino rot. In dem grellen Licht sah das total faszinierend aus. Am liebsten hätte Tom die Wangen angefasst. So schön! Aber er hielt sich zurück. »Entschuldigung!« Er unterdrückte ein Kichern. Dann drückte er ein Auge zu und machte ein Gesicht, von dem er glaubte, dass es möglichst verschwörerisch aussah.
»Drei Finger! Oder auch zwei oder einer …« Pino führte ihn am Arm zum Festsaal.
»Olle Sau!«, flüsterte Tom und machte sich auf den Weg durch den Saal. Obwohl die Vorspeise bereits serviert war, standen manche Gäste noch. Eine Frau auf der linken Seite lachte haltlos. Tom spürte, wie sich ebenfalls ein Lachanfall in ihm formierte. Möglicherweise hatte er die anderen Prinzessinnen und Pinguine zu früh abgeurteilt. Hier und da schien es doch Oasen der Heiterkeit zu geben. Nur dass er ja auf dem Weg zum Horrortisch war. Allein die Vorstellung von Geronimo wirkte wie ein schwarzes Loch auf sein Gemüt. Aber davon durfte er sich nicht beeindrucken lassen!
Gianluca sah ihm erleichtert entgegen. Offenbar hatte er schon gewartet. Er lächelte jedoch irgendwie – seltsam. Das sah so lustig aus, wie er da in der steifen Gesellschaft steckte und plötzlich den Hals langmachte wie eine Schildkröte und die Augen zu Tennisbällen. Ob das nochmals eine Warnung sein sollte? Aber vom Vater der Addams Family war nichts mehr zu sehen. Mit der Monsterbacke von Bruder würde er klarkommen.
Tom setzte sich betont langsam auf seinen Platz. Jetzt galten wieder andere Gesetze. »Entschuldigt bitte, ein wichtiges Gespräch, ließ sich leider nicht aufschieben. Ihr wisst ja sicher, wie das so ist …«
»Kein Problem«, sagte Gianluca. Unter dem Tisch schob er seine Hand auf Toms Bein zurück und senkte dann die Stimme. »Wir haben bereits angefangen. Jakobsmuschel mit Spinatschaum.«
Tom verzog das Gesicht. »Spinat? Ich hasse Spinat!«
Geronimo schnaubte. »Und dabei hat er gerade noch mit Popeye telefoniert, dass er eine Pizza will …«
»Hast du dir schon ein Bild ausgesucht?«, fragte Elise etwas zu laut an Marie gerichtet.
»Ich muss sagen, dass mir dieses Jahr keins so richtig gefällt. Ich denke, ich werde hier und da mitbieten. Ist ja für den guten Zweck.«
Tom kicherte. »Mit Popeye telefoniert?«
»Hast du keinen Hunger?«, flüsterte Gianluca.
»Doch, aber – Pizza wär irgendwie cooler …« Tom setzte sich gerade auf und gab sich Mühe, möglichst versnobt zu wirken. »Na ja …« Er nahm die Gabel und fischte die Muschel aus der grünen Soße.
Geronimo lachte hölzern auf. Kurz darauf fiel der komplette Nachbartisch mit ein und es wurde vorübergehend richtig laut. Auch Tom fand alles furchtbar lustig. »Popeye!«, murmelte er. Aber er hielt sich zurück. Er wollte Pino auf keinen Fall die drei Finger zeigen müssen.
»Vater bringt dich um, das weißt du, oder?«, sagte Geronimo nach einer Weile.
»Das hätte er schon einfacher haben können …« Gianlucas Stimme klang bitter. Das tat Tom unendlich leid. Er spürte, dass sein Liebhaber auf eine Wunde in seiner Seele verwies. Plötzlich hatte er das Bedürfnis, ganz nah bei ihm zu sein. Er wollte am liebsten gleich neben ihm sitzen. Unauffällig versuchte er, seinen Stuhl etwas näher an ihn heranzurutschen. In dem Moment tauchten aber mehrere Servicekräfte auf und tauschten die Vorspeisenteller gegen riesengroße Platten. Tom blieb wie erstarrt sitzen. Solche großen Teller hatte er noch nie gesehen – und mittendrin nicht mal eine Handvoll Essen …
Gianluca schien seine Frage zu erahnen und räusperte sich genau im richtigen Moment laut.
»Das ist alles?« Tom flüsterte seine Frage fassungslos. Niemand außer seinem Liebhaber schien es mitbekommen zu haben. Also riss sich Tom zusammen und probierte ein Stück Fleisch mit roter und weißer Soße. Ein paar Kräuter waren lustig darauf verteilt. Doch Tom fühlte sich alles andere als heiter. Was bedeutete es, dass Gianlucas Vater dessen Tod schon einfacher hätte haben können? Hatte dieses
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