Spritztour - Roman
mit dem Fuß auf dem Gaspedal ganz und gar durchgedrückt. Die Kreatur kreischte voller Protest auf. »Und ich kenne das Mädchen am Steuer. Nie im Leben könnte ich die vergessen.« Er zögerte. Ein nostalgischer Unterton ließ seine Stimme weich werden. »Es ist Elise Millwood. Wir haben uns im Naturkunde-Ferienlager am Birdeye Creek in Missouri kennengelernt. Wir waren dreizehn. Und wir haben weiter nichts gemacht als Händchenhalten, aber es waren die zwei schönsten Wochen meines Lebens!« Er seufzte. »Und gleichzeitig die schlimmsten. Ich habe es völlig verkackt. Könnt ihr euch das vorstellen?« Er schlug mit den Händen auf das Steuer aus imitiertem Holz. »Sie war faszinierend. So cool. Zum Fürchten cool. Aber ich habe immer gewusst, dass das Schicksal – oder Gott oder eine Sendung von Mark Burnett, was auch immer – uns wieder zusammenbringen würde.« Schottersteinchen sprangen an die Windschutzscheibe. Die Mädchen hatten aufgehört zu tanzen und wandten sich interessiert und ungläubig zu der Kreatur um.
»Natürlich habe ich nicht damit gerechnet, schon so bald mit Elise vereint zu sein«, fuhr Lance fort. »Irgendwie habe ich immer gedacht, wir würden alt sein, wenn wir uns wiedersehen. Vielleicht in einem Altersheim. Wo wir beide die Hand nach derselben Schüssel mit Erbsen ausstrecken oder zur selben Zeit Bingo sagen oder – oh, Scheiße.«
Der Jeep bog plötzlich nach links ab auf einen von Bäumen gesäumten Weg. Die Mädchen fuhren in einen dunklen, unheimlichen Wald. Lance blieb ihnen auf der Spur und wutschte gerade so an einer riesigen Kiefer vorbei. An Ians Seite kratzten Zweige über den Lack.
»Lance, das ist doch irre! Du glaubst, dass eine Frau, die du in einem gottverlassenen Kaff bei achtzig Meilen pro Stunde für den Bruchteil einer Sekunde gesehen hast, genau dieselbe ist, in die du vor fünf Jahren verknallt warst, in einem ganz anderen Staat?«
»Genau. In einem Naturkunde-Ferienlager. Sie hat wahre Wunder mit der Petrischale vollbracht.« In der Ferne grollte Donner. »Ich bin nicht der blöde Hund, für den du mich hältst, Felicia«, sagte Lance. »Ich liebe das Mädchen. Ernsthaft. Ich habe sie damals in den Sommerferien geliebt. Ich liebe sie immer noch.« Er wandte den Blick nicht von der Fahrbahn.
Der Jeep bog immer wieder ab, auf immer schmaler werdende Forstwege, die eigentlich kaum noch Wege waren, sondern vielmehr grasbewachsene Schneisen, auf denen einfach weniger Bäume wuchsen als im Wald ringsum. Voller Panik blickte Ian Felicia an. Sie presste ihr Gesicht an die Rückenlehne und fing an zu murmeln. »Mein Gott. Das ist wie Ein Duke kommt selten allein . Weck mich, wenn wir tot sind, damit ich Lance in die Eier treten kann.«
Lance klebte an der verrosteten Stoßstange des Jeeps. Die Mädchen schaukelten über das holprige Gelände und grinsten Lance zu. Er winkte.
»Ich brauch bloß Platz, damit ich neben sie fahren kann, Alter.«
»Nein, Lance«, sagte Ian. »Das ist eine unglaublich bescheuerte Idee – vielleicht die bescheuertste Idee von all den bescheuerten Ideen, die du im Verlauf der letzten anderthalb Tage gehabt hast. Ist dir schon aufgefallen, dass wir uns in einem Wald befinden? Wo es große, unbewegliche Bäume gibt? Und keine Überholspur.« Er packte den Türgriff ganz fest mit der rechten Hand und stützte sich mit der linken am Armaturenbrett ab. Die Kreatur holperte übers Gras. Lance starrte mit einem verzweifelten, ernsten Ausdruck im Gesicht nach vorne, über den Jeep hinaus, und hielt nach einer etwas breiteren Stelle Ausschau.
»Ich muss neben sie. Ich muss mit ihr reden. Wenn Elise mich sieht, dann … aha!«
Plötzlich kamen sie aus dem Wald. Der Weg wurde bald zu einer asphaltierten Straße, die sich an einem Bach entlangwand. Auf dem Asphalt schaukelte die Kreatur nicht mehr ganz so heftig. Eine Reihe von Häusern tauchte auf. Obwohl die Straße keine Mittellinie hatte, war sie dennoch breit genug, dass zwei Autos nebeneinanderfahren konnten. Lance drehte auf. Die Mädchen wurden langsamer und ließen die Kreatur aufschließen.
»O Mann«, sagte Lance aufgeregt. »Ich kann’s nicht glauben! Elise Millwood. Das ist ein ganz besonderes Mädchen. Sie ist unglaublich. Vergesst die anderen Bräute, mit denen ich rumgemacht habe.« Er schüttelte den Kopf. »Das ist sie. Die eine.« Er hielt inne. »Was zum Teufel soll ich sagen?«
Lance ließ den Wagen zurückfallen.
Eine der drei – eine wohlproportionierte Rothaarige in
Weitere Kostenlose Bücher