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Spritztour - Roman

Spritztour - Roman

Titel: Spritztour - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Behrens
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einem engen, lavendelfarbenen Top – drehte sich um und zuckte mit den Achseln, als wollte sie sagen: » Jetzt willst du aufgeben?«
    Ian starrte Lance an und hatte dieselbe Frage im Kopf. Ein paar Regentropfen platschten aufs Auto.
    »Mensch, Lance! Du kannst doch jetzt nicht aufgeben, nachdem du uns meilenweit durch Staub und Gestrüpp und Mist gezerrt hast! Mach schon! Fahr neben sie!«
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das Mädchen ist … also, sie ist einfach anders als alle anderen Mädchen.«
    Die Rothaarige im Jeep johlte und winkte Lance und Ian zu, dass sie heranfahren sollten. Auf der Rückbank stöhnte Felicia gequält.
    »Verdammt noch mal, du bist Lance Nesbitt!«, sagte Ian. »Dir braucht man nicht Mut zu machen. Du machst anderen Leuten Mut. Versagern wie mir. Also los jetzt! Lass deinen Charme blitzen, zieh dein Ding durch.«
    Lance sah ausgesprochen ängstlich aus.
    »Oder sag ihr einfach, was du die ganze Zeit gefühlt hast«, fügte Ian hinzu.
    »Genau«, antwortete Lance. »Das ist es.«
    Er gab wieder Gas und die Kreatur schob sich an den Jeep heran. Als die riesige Limousine näher kam, kreischte und juchzte die Rothaarige und mit ihr eine kurvenreiche Blonde mit einer Zahnlücke, deren Gesicht eine erschreckende Menge Mascara und Röte aufwies. Nun war auch die Rückseite des Kopfes der Fahrerin sichtbar. Aus ihrer Baseballkappe quoll sandfarbenes, zu einem Zopf zusammengebundenes Haar. Die Kreatur rückte heran.
    »Sag ihr, wie du dich die ganze Zeit über gefühlt hast«, murmelte Lance.
    »Das ist doch ganz einfach«, sagte Ian. Er hätte sich nicht so großmütig gezeigt, wenn dies eine übliche Lance-ist-einem-Mädchen-hinterher-Situation gewesen wäre. Aber als Ian sah, wie Lance sich mühte, eine zweite, höchst unwahrscheinliche Chance wahrzunehmen, war er auf einmal voller Mitgefühl.
    »Alter, du musst fahren.«
    Lance ließ das Steuer los, machte den Gurt ab und kurbelte das Fenster runter. Ian schnaufte vor Angst, packte das Steuerrad und brachte den Wagen in die Spur zurück.
    »Komm ganz rüber«, drängte Lance. Er nahm den Fuß vom Gas und schob sich halb aus dem Fenster. Regen schlug ihm ins Gesicht. Ian schaltete die Scheibenwischer an. Lance hing aus dem offenen Fenster und hielt sich am Dach der rasenden Kreatur fest. Das schrille Johlen der Mädchen ließ nicht nach. Langsamer fahren kam nicht in Frage, also brausten sie mit sechzig voran – was sich nach dem halsbrecherischen Höllenritt durch den Wald wie eine Spazierfahrt anfühlte. Lance rief der Fahrerin etwas zu. Es war deutlich zu sehen, wie sie lächelte, dass ihr die Verfolgungsjagd gefiel.
    »Hey! Fahr mal ran!« Der Regen wurde stärker. Lance grinste und winkte mit den Armen über dem Kopf. »Das reicht! Lass uns reden!«
    Die Mädchen lachten.
    »Mann, du gehst ja echt ran!«, rief die Rothaarige.
    Ian konzentrierte sich auf die Straße. Felicia guckte kurz zum Vordersitz, dann barg sie ihr Gesicht wieder in den Händen. Sie stöhnte leise.
    Lance mühte sich, den Wind zu übertönen, und schrie zu der Fahrerin rüber: »Fahr ran! Wir müssen reden!« Er hielt die Hände zusammen, als würde er beten. » Bitte ! Erinnerst du dich nicht mehr an mich?«
    Endlich wandte sich die Blonde, die den Jeep fuhr, zu Lance um. Sie hatte ein ebenmäßiges Lächeln, strahlende Augen und war dunkelbraungebrannt. Ian sah sie kurz an.
    Lance schrie weiter: »Bitte, halt an! Bitte! Wir müssen reden! Seit dem Ferienlager habe ich nur an dich gedacht, Eli…«
    Er brach ab. Die Fahrerin blickte ihn fragend an.
    Lances’ Mund bewegte sich, aber es kam kein Wort heraus. Regentropfen fetzten ihm übers Gesicht. Nach ein paar kurzen Stotterlauten fand er die Sprache wieder.
    »Schon gut, Mädchen. Ähm … war ’ne nette Fahrt mit euch. Danke. Cooler Jeep.« Dann ließ er sich auf den Fahrersitz fallen, quetschte sich zwischen Ian und die Fahrertür.
    »Mein Fehler. Das ist nicht Elise.«
    »Was?«, schrien Ian und Felicia gleichzeitig.
    »Wir machen alle mal Fehler, Leute. Ganz ruhig.«
    Die Kreatur verlangsamte die Fahrt. Der Jeep schoss davon. Ian überließ Lance das Steuer, dann rutschte er auf den Beifahrersitz. Er schwieg wie gelähmt. Erst in dem Moment bemerkten sie das Heulen einer Sirene und das rotblau blinkende Licht eines Streifenwagens.
    »O Scheiße, Ian«, sagte Lance. »Du bist doch nicht etwa zu schnell gefahren?«

17 Direkt neben der Kreatur stand ein riesiger Polizist und machte mit der Hand eine

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