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Spritztour - Roman

Spritztour - Roman

Titel: Spritztour - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Behrens
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Kurbelbewegung. Von seinem breitkrempigen Hut tropfte Regenwasser und lief über die verspiegelten Gläser seiner Sonnenbrille. Lance kurbelte umgehend das Fenster runter und begrüßte den Polizisten.
    »Guten Tag, Herr Wachtmeister. Was haben wir angestellt?«
    »Ich will den Führerschein von euch beiden sehen«, sagte der Polizist mit tiefer, vielleicht etwas gekünstelter Baritonstimme. »Ich brauch auch die Zulassung für dieses Fahrzeug.« Er bückte sich und blickte ins Innere des Wagens. »Und zwar sofort, meine Herren.«
    Ian roch, dass der Polizist ein Zimt-Bonbon lutschte. Wie umsichtig von ihm , dachte er noch, bevor er vollkommen in Panik geriet. Seine Gedanken rasten. Was ist das Maximum, das uns diese Scheiße bringen könnte? Gefängnis, Gerichtsverhandlung, Kaution, wütende Eltern, Gefängnisfraß, Mitgefangene … große, wütende Mitgefangene. Puh! Ians Herz machte einen Satz. Lance wirkte nahezu unheimlich ruhig, als er den Führerschein aus seiner Brieftasche zog und dem Polizisten reichte. Ian zitterten beim Öffnen des Handschuhfachs die Hände. Lärmend kramte er in dem dunklen Loch herum. Vor lauter Panik packte er versehentlich mehrere Dunkin’-Donuts-Rubbel-Coupons und gab die zusammen mit seinem Führerschein und den Fahrzeugpapieren an den Polizisten weiter.
    Der Polizist überprüfte sorgfältig die Dokumente, die ihm die Insassen der gebeutelten Kreatur ausgehändigt hatten. Sein Gesicht zeigte keinerlei Gefühlsregung, auch kein Missbehagen wegen des Regens. Als er die Donut-Coupons sah, stutzte er. Er streckte die Hand aus und schob sie auseinander, als wollte er sie zählen.
    »Soll das etwa so was wie eine Bestechung darstellen, mein Junge?«
    Er blickte noch einmal ins Auto, gab Ian ungehalten die Coupons zurück und steckte dann seinen großen Kopf durchs Fenster, um nach hinten zu gucken.
    »Hallo dahinten«, sagte er zu Felicia. Sie nickte.
    »O Gott«, sagte Ian. »Nein. Nein, Sir. Keine Bestechung. Und das sollte auch überhaupt keine Anspielung sein – ganz und gar nicht – von wegen, Polizisten essen nur Donuts oder so. Ich glaube, dass ist einfach bloß ein großer, bedauerlicher Mythos. Die Zettel waren einfach in meinem Handschuhfach, weiter nichts. Die lagen da neben der Zulassung. Ich, ähm, das ist mein Job.« Er hielt inne. »Donuts verkaufen, meine ich. Und glauben Sie mir, unser Laden ist nicht gerade überlaufen von Polizisten.« Er kicherte nervös. Lance warf Ian einen gequälten Blick zu, als wollte er ihn zwingen, mit dem Geplapper aufzuhören. Das tat Ian aber nicht. »Natürlich, wenn Sie die Coupons haben wollen, gerne. Sie können sie gerne haben.«
    Der Polizist blickte ihn nur an.
    »Aber ich will Sie nicht bestechen, Herr Wachtmeister«, sagte Ian. »Ehrlich.«
    »In all den Jahren, die ich bei der Polizei bin, ist mir schon eine Menge angeboten worden«, sagte der Polizist. »Geld. Bier. Joints. Gefälligkeiten von promisken Personen. Aber noch nie hat mir jemand Donuts angeboten, um einen Strafzettel zu vermeiden. Bitte tun Sie das nie wieder.« Der Polizist zog den Kopf aus dem Auto und richtete sich auf.
    »Entschuldigen Sie das Missverständnis, Sir«, sagte Lance. »Mein Freund geht ein bisschen auf dem Zahnfleisch. Wir haben eine lange Fahrt hinter uns.«
    Der Polizist warf einen längeren Blick auf Lance, dann schaute er wieder die Führerscheine an.
    »Illinois, ja? Hmm. Illinois …« Er ließ das Wort in der Luft hängen. »Wird bei Ihnen in Illinois so eine Fahrweise gelehrt, Mr Nesbitt? So ein Unsinn wie Bei-achtzig-in-einer-fünfundfünfzig-Meilen-Höchstgeschwindigkeitszone-aus-dem-Fenster-hängen? Das war wirklich ’ne Nummer. Hier in Union fahren wir normalerweise nicht so.«
    »Nein. Nein, tut mir leid, Herr Wachtmeister«, sagte Lance. »Das war völlig verkehrswidrig, ich weiß. Es hatte was mit den Mädchen zu tun, Sir. In dem Jeep.« Der Polizist starrte Lance an. Oder jedenfalls schien es so, als starrte der Polizist Lance an. Die regennassen Sonnengläser ließen das nicht erkennen. »Ich habe gedacht, ich kenne eine von den Mädchen.«
    »Aber das war nicht der Fall, nehme ich an.«
    »Nein.«
    »Denn das wäre wirklich ein erstaunlicher Zufall. Sie, ein Mann aus …«, er blickte auf den Führerschein, »… Naperville trifft hier auf dem Land im ruhigen South Carolina eine, die er kennt.«
    »Ja, ich fand das auch ziemlich erstaunlich, Sir.«
    Der Polizist nahm die Brille ab, wischte den Regen von den Gläsern und blickte

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