Spritztour - Roman

Hilfe von Lakritzstangen beigebracht?«
    »Nein, Sir. Eigentlich wird da gar nichts gesagt, in keiner Hinsicht.«
    Der Polizist blickte ihn unverwandt an.
    »Gibt es einen Grund, warum diese Lakritzstange besonders geschützt werden musste?«
    »Nein, Sir. Das war, ähm … es war Teil einer Demonstration, Sir.« Ach, Scheiße, Ian. Halt die Klappe. Halt einfach sofort deine Scheißklappe. Aber er schaffte es nicht. »Einer Kondom-Demonstration. Von Mr Nesbitt.«
    Ian sah, wie Lance vor Panik flatterte. Tja, da kommen wir also in den Knast. Ich glaube, ich pack das nicht. Lance vielleicht. Aber ich, nein.
    »Verstehe«, sagte der Polizist und richtete sich an Lance. »Nun, Mr Nesbitt, Sie scheinen Experte auf vielen Gebieten zu sein. Hochgeschwindigkeitsstunts. Mädchen-Verfolgungsjagden. Kondom-Anwendung.« Der Polizist lief langsam um Lance herum. »Dann wollen wir mal sehen, ob zu Ihren Talenten auch Fahren im alkoholisierten Zustand gehört.«
    »Aber Herr Wachtmeister!«, sagte Lance halb lachend. »Ich habe nichts getrunken. Überhaupt gar nichts. Sie können meine Freunde fragen – ich brauche wirklich keinen Alkohol, um mich blöde aufzuführen, wenn Mädchen in der Nähe sind.«
    »Ich neige dazu, Ihnen zu glauben, Mr Nesbitt. In der Tat. Aber da ich gesehen habe, wie Ihre Mitfahrerin gerade ihre Kekse – nein, ’tschuldigung, ihren Käse – hier auf die Straße gespuckt hat und wie rücksichtslos und gefährlich Sie gefahren sind – ein Vergehen, für das Sie vorgeladen werden könnten –, möchte ich Sie bitten, sich einem Alkoholtest zu unterziehen, Mr Nesbitt. Wenn Sie sich weigern, sich diesem Test zu unterziehen …«
    »Nein, Sir. Ich mache den Test«, sagte Lance. »Ich habe wirklich nicht getrunken. Ehrlich. Es ist nur, na ja …« Lance blickte zu Ian rüber. »Ich habe mich wirklich ziemlich blöde verhalten. Worauf Sie ja schon hingewiesen haben.«
    Der Polizist machte sich in der drückenden Hitze South Carolinas daran, Lance eine Reihe von Aufgaben zu stellen, die, wie es schien, beinahe einzig und allein dem Zwecke dienten, die getestete Person so lächerlich wie möglich zu machen. Lance musste neben der Straße auf einer geraden Linie Tip-Top machen, eine halbe Minute lang auf einem Fuß balancieren und dabei zählen sowie vollkommen still stehen und den Blick auf ein kleines metallenes Ding richten, das ihm der Polizist hinhielt. »Folgen Sie den Bewegungen, Mr Nesbitt.«
    Lance tat es.
    »Ich würde auch gerne einen Atemtest machen, Herr Wachtmeister. Im Ernst, ich habe nichts getrunken. Ich weiß, dass viele Leute der Polizei erzählen, sie hätten bloß ein paar Bier getrunken oder so. Aber ehrlich, ich habe gar nichts getrunken. Nicht einen Tropfen.«
    »Nun, Mr Nesbitt«, seufzte der Polizist, »entweder sind Sie der klarste Betrunkene, den ich je gesehen habe, oder Sie sind ehrlich. Was ich sicherlich zu schätzen weiß.« Er deutete auf den Wagen. »Sie dürfen einsteigen.«
    »Danke, Sir.«
    Es fing wieder an zu regnen. Ian fühlte sich ein wenig besser.
    »Aber lassen Sie nicht die junge Dame auf dem Rücksitz ans Steuer, Mr Nesbitt.«
    Felicia streckte dem Polizisten durchs Autofenster eine Handvoll Papiere von der Boone County Clinic entgegen.
    »Sir, ich habe wirklich vergammelten Käse gegessen. In Indiana. Ich bin wegen Lebensmittelvergiftung in Behandlung gewesen, das ist noch nicht lange her. Ich musste mich bis jetzt in drei Staaten übergeben.« Der Polizist nahm die Papiere. Beim Lesen schien er etwas weicher zu werden.
    In Anbetracht all dessen, was geschehen war, hielt Ian es für ausgesprochen glücklich, dass der Polizist Lance lediglich eine Buße von fünfundneunzig Dollar für zu schnelles Fahren aufbrummte und ihm wegen Nichtanlegen des Gurtes eine Verwarnung aussprach. Dazu verpasste er den dreien eine kurze Lektion über die Risiken bei der Verfolgung von hübschen Mädchen auf abgelegenen, kurvigen Landstraßen South Carolinas. Nachdem Ian den Polizisten ungeschickt mit überschwänglichem Dank überschüttet hatte, bat er ihn um Hilfe bei der Rückkehr zur Autobahn.
    »Ach, das ist ganz einfach«, sagte der Polizist. Dann folgte eine eher komplizierte Wegbeschreibung – mehrere nummerierte Landstraßen gehörten dazu sowie ein Klärtank, wo sie rechts abbiegen sollten (oder war es links?), eine Lama-Farm (oder waren es Alpakas?), eine T-förmige Kreuzung nahe einem Wasserturm (oder war es eine Y-förmige nahe einem Wasser park ?), und dann war noch die