Spritztour - Roman
Rede von einem Lokal namens Long John Silver, das 1979 geschlossen worden war (oder war es Der Rote Hummer im Jahr 1989?). Niemand schrieb mit. Alle drei sagten immer nur »Ja, ja« und nickten.
Sobald der Polizist in seinen Wagen gestiegen und davongebraust war, erklärte Ian, dass er Lance für den Rest der Reise nicht mehr fahren lassen würde. Lance verzichtete gerne auf jede Verantwortung hinter dem Steuer. Kaum hatte Ian den Zündschlüssel der Kreatur umgedreht, prasselte der Regen so stark herunter, dass man nichts mehr sehen konnte.
18 »Wir haben uns verfahren«, sagte Felicia niedergeschlagen.
»Nein«, sagte Ian. »Verfahren, das war vor fünf Minuten. Jetzt sind wir verloren. Am Ende. Erledigt. Sind wie Rinderschädel in Comic-Wüsten. Wie Von-Dutch-Caps. Absolut out. Wir sind tot .«
»Alter«, sagte Lance, »findest du nicht, dass deine Reaktion ein bisschen übertrieben ist?«
»Ach, jetzt hört euch den Typen an, der uns in diese totale Scheiße geritten hat. Er sagt, ich übertreibe. Ich übertreibe! Es ist Sonnabendabend, Lance. Ich sollte jetzt Sex haben. Aber stattdessen … tja, ich kann noch nicht mal sehen, wo zum Teufel ich bin.«
Das jedenfalls stimmte. Beinahe zwanzig Minuten lang war der Regen aufs Auto geplatscht und hatte jegliche Sicht durch die Windschutzscheibe unmöglich gemacht. Die Kreatur schob sich vorsichtig über die einsamen, ländlichen Straßen South Carolinas. Ringsum zuckten Blitze. Sie entdeckten keine einzige der Orientierungshilfen, nach denen sie Ausschau halten sollten. Die Autobahn hatten sie jedenfalls nicht gefunden. Sie hatten sich tatsächlich mehr als verirrt.
»Dieser Bulle hat uns eine Scheißwegbeschreibung gegeben«, sagte Lance. »Dieser ganze Staat ist Scheiße, bis jetzt jedenfalls. Miserable Ausschilderung. Mädchen, die so aussehen wie Leute, die sie nicht sind. Zu viel Regen.«
»Da vorne, ist das was?«, fragte Felicia. Sie deutete auf ein helles, gelbes Pünktchen.
»Vielleicht«, sagte Ian. »Oder es ist bloß ein anderes Auto. Könnte alles sein.«
Die Scheibenwischer sausten lärmend hin und her, bewirkten aber nichts. Langsam rollte der Wagen auf den goldenen Flecken zu, der immer größer wurde. Nach mehreren angstvollen Sekunden erkannten sie, dass es sich um ein von hinten erleuchtetes Schild handelte, auf dem einfach ELMO stand. Weder das Schild noch das Gebäude – ein weißes, einstöckiges Haus mit Aluminiumwänden und wenigen, kleinen Fenstern – wiesen in irgendeiner Form darauf hin, welche Art von Waren oder Dienstleistungen bei Elmo angeboten wurden. Aber das war den drei Freunden egal. Sie brauchten Hilfe. Ian stellte das Auto direkt vor dem Eingang ab und sie stürzten ins Haus.
Obwohl der Abstand zwischen dem Vorderteil der Kreatur und dem Eingang zu Elmo kaum drei Meter betrug, waren sie pitschenass, als sie das Gebäude erreichten. Verblüfft und erfreut stellten sie fest, dass Elmo ein sauberes Restaurant mit Klimaanlage war. Die Wände waren mit Wimpeln, Plaketten und Schwarz-Weiß-Fotos aus der glorreichen Vergangenheit einiger Football-Teams geschmückt. Eine füllige, ältere Frau, die an einem Tisch gesessen hatte, erhob sich schnell, strich über ihre toupierten Haare und schritt energisch auf die drei zu. Sie trug eine rosa Schürze, braune Kniestrümpfe und eine weiße Kellnerinnentracht.
»Ach, du meine Güte, wie seht ihr denn aus, ihr Armen«, sagte sie liebenswürdig. »Ihr seid ja völlig durchnässt.« Sie zog drei Speisekarten von der Theke und lächelte. »Raucher oder Nichtraucher?«
»Oh«, fing Ian an, »wir wollen nicht …«
»Nichtraucher bitte«, sagte Felicia bestimmt. Sie packte Ian an der Hand. »Wir sollten uns den Weg erklären lassen und warten, bis der Regen nachlässt, Ian. Schluss mit dem blinden Fahren. Schluss mit dem Suchen nach einem Abzweig an einem Klärtank oder sonst was. Ihr setzt euch hin und esst was. Trinkt einen Kaffee. Ich setze mich und fühle mich wie kalte Kinderkacke.«
Sie folgten der Kellnerin zu einer freien Sitzecke. Es gab nur freie Plätze. Auch am Tresen. Im Restaurant befanden sich lediglich Ian, Felicia, Lance, die Kellnerin und ein trübsinniger, alter, fettverklebter Mann, der sich einen grauenvollen Plattendecker frisiert hatte. Mit höchster Wahrscheinlichkeit handelte es sich um Elmo.
»Wollt ihr was trinken, während ihr in die Karte guckt?«
Ian und Lance bestellten Kaffee. Felicia bat um Wasser mit einer Scheibe Limette.
»Limetten ham’ wer
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