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Spritztour - Roman

Spritztour - Roman

Titel: Spritztour - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Behrens
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schmerzhaften Haarverlustes abgeklungen war, warf Felicia ihm seinen Lacai zu. Er nahm den Anruf sofort entgegen, ohne zu checken, wer es war.
    »Hallo?«
    »Hey, Ian.« Es war eine weibliche Stimme mit leichtem Südstaaten-Singsang.
    »Ähm … hallo. Wer ist da?«
    »Was denkst denn du, du Dummerchen. Ich bin’s, Danielle.«
    »Oh. Ähm … hey.« Er verstummte und beschloss, seine Stimme eine halbe Oktave tiefer klingen zu lassen. »Hey, Schnucki. Was läuft?«
    Felicia verdrehte die Augen und wandte sich ab. Lance hob den Kopf, rutschte vor auf die Kante seines Stuhls und lächelte.
    »Wo bist du? Kommst du wirklich?«
    Ian spürte, wie sein Puls schneller wurde. Danielles Stimme hatte er noch nie gehört, eine Tatsache, die er für einen der interessantesten Aspekte dieser ganzen Sache Mädchen-aus-dem-Internet-will-mit-mir-schlafen hielt. Sie hatte durchaus schon früher versucht, ihn anzurufen. In der letzten Woche andauernd. Aber er war nie rangegangen. Diese lässige Gleichgültigkeit, hatte er gedacht, ließe ihn rätselhafter erscheinen. Gleichzeitig wurde Danielle für ihn dadurch weniger real, was ihm seine diversen Verstellungen erleichterte. Aber als er plötzlich ihre klebrig zuckersüße Stimme im Ohr hatte, fühlte er sich schrecklich.
    Denk an die Fotos vom Strand … Denk an die Fotos vom Strand …
    »Na klar, ich komme, Schnucki. Dauert nur noch ein paar Stunden, glaube ich. Wir mussten wegen eines Unwetters anhalten.«
    » Wir ?«
    »Ich meine mich. Mich selbst. Manche Leute sagen oft ›wir‹, wenn sie von sich selbst sprechen. Ich mach das immer. Wir machen das so.« Er lachte betreten. Lance schüttelte den Kopf, Felicia gluckste. » Ich habe wegen des Unwetters angehalten, Schnucki. Ein ziemlich heftiges Unwetter. Mit Blitzen und allem.«
    Er entdeckte sich im Spiegel. Die ungewachste Augenbraue schien deutlich tiefer zu sitzen als die gewachste, so dass sein Gesicht starr war wie das eines TV-Detektivs, der gerade einen bedeutenden Gedanken hatte.
    »Warum habe ich das Gefühl, dass du mich verarschst?«, fragte sie.
    »Keine Ahnung. Vielleicht, weil du viel zu misstrauisch bist. Schalte den Wettersender ein, Mädchen.«
    »Okay, Ian. Ich glaube dir. Aber du musst bald hier sein, Süßer. Ich fahre nach Spanien.«
    »Ich weiß, Schnucki. Montagabend. Aber jetzt ist erst Sonnab…«
    »Nein, Ian! Mein Daddy hat mir ein Erste-Klasse-Ticket spendiert, aber dafür musste er auf einen anderen Flug umbuchen. Also fahre ich schon morgen. Ganz früh. Und meine Studentinnenverbindung schmeißt heute Abend eine Party für mich und … na ja, ich hab das Gefühl, dass du und ich einfach nicht …«
    »Schnucki, ich komme. Ich schwöre. Ich fahre jetzt sofort los. Ich kann’s kaum erwarten.« Oh, Mist. Das war der echt nette, verständnisvolle Ian. Zu nett. Eindeutig zu nett.
    »Okay, Ian. Ich kann’s auch kaum …«
    Klick.
    Ian blickte von Lorraine zu Lance zu Felicia. Er hatte die Augen weit aufgerissen – das linke schien irgendwie größer.
    »Okay, ähm … Mist! Wir müssen los, Lorraine. Wie viel schulde ich Ihnen?«
    »Süßer, du musst dir noch die andere Augenbraue machen lassen«, sagte sie.
    Er blickte in den Spiegel. »Okay«, sagte er. »Die Augenbraue noch. Dann fahren wir.«
    Sie wiederholte die Prozedur auf der rechten Seite und entlockte Ian einen weiteren Aufschrei. Als Lorraine ihn endlich vom Umhang befreit hatte, sprang er vom Stuhl und schlidderte über seine auf dem Boden liegenden Haare. Er zahlte hastig, steckte seinen Lacai ein, bedankte sich noch einmal ausdrücklich und nahm eine Probe Selbsttönende Bräune mit. Es war 18:16 Uhr, als sie den Salon verließen und sich Richtung Autobahn aufmachten.

20 Felicia fuhr, obwohl ihr immer mal wieder übel wurde. Ian bestand darauf, Lance vom Beifahrersitz zu verbannen, also lümmelte der sich auf der Rückbank. Ian saß vorne und betrachtete seine neue Frisur im Spiegel.
    »Die Frisur irritiert mich ein bisschen«, sagte er. »Die Haare bewegen sich nicht, egal was ich tue.« Er schwang den Kopf hin und her. »Das ist völlig unnatürlich. Als würde mir ein Hut aus dem Kopf wachsen.« Ian drückte sich hoch und rückte ein bisschen näher an den Spiegel heran, presste beinahe das Gesicht ans Glas. »Diese Augenbrauen sind doch irgendwie schräg, oder? Ich sehe so … wach aus. Als wäre ich überzuckert. Oder hätte mich gerade fürchterlich erschrocken.« Ian hob und senkte die Augenbrauen und versuchte, die Auswirkungen

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