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Spritztour - Roman

Spritztour - Roman

Titel: Spritztour - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Behrens
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der Wachsbehandlung zu mindern.
    »Ach, das ist okay«, sagte Felicia. »Du hattest sowieso Augenbrauen wie ein alter Mann. Jetzt brauchst du nur noch den Bräunungsmist aufzutragen und dann ist dein Styling perfekt .«
    Ian nahm die kleine Dose Selbstbräunungslotion, die ihm Lorraine gegeben hatte, in die Hand. Er las laut, was auf dem Etikett stand: »Tan-in-a-Can! Bronze-Teint durch Selbstbräuner: Leichte Anwendung! Schnelle Wirkung! Trocknet im Nu! Basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen! Mit Vitaminen für die Haut! Die Strahlen der Sonne in einer handlichen Dose!«
    »Alter, das Zeug basiert ›auf wissenschaftlichen Erkenntnissen‹«, sagte Lance. »Was soll denn da schiefgehen?«
    »›Die Strahlen der Sonne‹«, wiederholte Ian. »Boah eh. Die ganze Kraft der Kernfusion hier in der kleinen Dose. Was die Wissenschaft alles möglich macht!«
    »Schmier dich ein, Ian«, drängte Felicia.
    Ian drehte am Deckel, bis es knackte. Er stippte einen Finger in den safranfarbenen Schlabber und schmierte das Zeug an seinen Hals, dann zog er sein T-Shirt aus. Felicia pfiff spöttisch.
    Lance kniff die Augen zusammen und hielt sich die Nase zu.
    »Boah, das Zeug stinkt .«
    »Es hat einen recht durchdringenden Geruch«, sagte Felicia.
    »Aber ihr beide wolltet doch, dass ich wie der Typ auf dem Foto aussehe, also …«
    »Auf deinem Foto, Ian«, mahnte Felicia.
    »Egal. Ich habe nur noch ein paar Stunden, um mich zu verwandeln. Also muss das jetzt hier geschehen.«
    Ian fing an, die stark riechende Pampe auf seinen blassen Armen und Beinen zu verteilen. Dann kippte er sich einen großen Klecks auf den Bauch und verteilte das Zeug auf seinem Oberkörper. Felicia und Lance kurbelten ihre Fenster runter und wandten die Gesichter der hereinströmenden Luft zu. Nach mehreren Minuten sorgfältigen Einreibens reichte Ian die Dose nach hinten.
    »Lance, schmier mir den Rücken ein, bitte.«
    »O nein.« Lance schüttelte den Kopf. »Nein, das kannst du nicht verlangen.«
    »Komm schon, Lance«, sagte Felicia. »Schmier deinem Freund ein bisschen Bräunungscreme auf den Rücken. Eigentlich willst du das doch.«
    »Bloß die Mitte vom Rücken. An die Schultern komm ich selber.«
    Lance schnupperte vorsichtig an der Dose. »Scheiße, Mann. Zwei Wörter: Alter. Hund .« Lance stippte mit einem Finger in die Pampe, dann schmierte er sie sanft auf Ians Rücken unterhalb der Schulterblätter. Er blickte Felicia an. »Keine dummen Sprüche, bitte.«
    »Dumme Sprüche?«, fragte sie. »Wieso denn? Ein hübscher Junge cremt einem anderen hübschen Jungen den Rücken ein. Läuft das so im Jungs-Umkleideraum?«, fragte sie. »Dass sich die Typen gegenseitig mit Salbe einschmieren? Sich vielleicht gegenseitig entblättern? Das habe ich jedenfalls immer vermutet. Im Mädchen-Umkleideraum ist das so.«
    »Ach, du kannst mir nichts erzählen«, sagte Lance. »Dazu hatte ich zu viele Intermezzi im Mädchen-Umkleideraum.«
    » Was ?«, fragte Felicia und lachte.
    »Klar, Mensch. Manche Mädchen stehen da total drauf. Es ist ein bisschen gefährlich. Es entsteht eine bestimmte Spannung. Es ist möglich, dass man von so einem blöden, rattengesichtigen Sportlehrer erwischt wird.«
    »Welche Mädchen zum Beispiel ›stehen total drauf‹?«
    »Tja, warte mal. Also, im letzten Frühjahr, da war’s Tracey Wong nach dem Softballtraining. Und Carolyn Mueller während eines Basketballspiels. Das war richtig nett – eigentlich war sie nicht meine Kragenweite. Aber du weißt ja, manchmal überrascht man sich selbst. Stimmt doch, Ian, oder?«
    »Klar, Lance. Vergiss die Seiten nicht, unter meinen Achseln.«
    Lance fuhr fort.
    »Hm … wer noch? Ach ja, Julia Carpoulis.«
    »Ach, das zählt doch nicht«, sagte Felicia. »Die macht’s doch mit jedem.«
    »Hey, ich checke die Leute nicht. Ich fälle keine Urteile und ich stelle nicht zu viele Fragen. Ich nehme einfach jede Gelegenheit wahr, die sich ergibt.«
    »Trotzdem, das ist schon ein Ding, du und Julia. Die beiden vermutlich nuttigsten Teenager aus der Umgebung von Chicago besorgen es sich gegenseitig. Wie wahrscheinlich ist das?«
    »Ziemlich, würde ich sagen«, erwiderte Ian. »Die können sich doch gar nicht verpassen.«
    Lance war fertig mit dem Einreiben und wischte sich die Hände an Ians Hals ab. »Mal sehen«, sagte Lance. »Ich weiß, dass da noch ein paar sein müssen. Ja, genau … Deborah Kindred! Das war im letzten Jahr an einem Tag zwischen der siebten und der achten Stunde. Ich

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