Spritztour - Roman
Tempo.«
Ein ziemlich großes Insekt summte an Felicia vorbei. Sie schnappte nach Luft, schlug mit den Händen um sich, fiel in ein Blumenbeet und verschüttete ihr Getränk. »Habt ihr das Scheißteil gesehen!?«, rief sie aus. »Meine Güte!«
»Das ist eine amerikanische Großschabe«, sagte Ian matt und half ihr auf die Füße.
»Das sah aus wie eine fliegende Ratte!«
»Ist auch so was Ähnliches. Ein fliegender Kakerlak. Könnte der Wappenvogel dieses Staates hier sein.«
Felicia musste sich fast übergeben. Sie liefen weiter, bis sie zum Campus der Southern University von South Carolina kamen. Ian beschleunigte seine Schritte. Lances’ Kopf war auf »Schwenken« eingestellt. »Alter, hier gibt’s ja irre Frauen! Und das Ding ist, die müssen ja alle ganz schön schlau sein, wenn sie hier sind, oder? Meine Fresse!«
Als sie an ein Gebäude mit griechischen Buchstaben kamen, fing Ian an zu joggen. »Wir suchen die George Street«, rief er. »Es ist das Sigma-Tau-Delta-Haus.«
»Ein Glück, dass wir alle fortgeschrittene Mathematik hatten«, sagte Felicia, die nicht ganz mithalten konnte. »Mein Griechisch ist echt nicht besonders gut.« Sie blieb stehen, weil sie in ihrem Zustand und bei der Hitze nicht rennen konnte. »Ich schwitze durch meine Schuhe!«, rief sie. »Ich sehe mich zum wiederholten Mal veranlasst, euch daran zu erinnern: Krankes Mädchen an Bord!«
Zu ihrem Glück war auch Ian stehen geblieben. Er befand sich auf dem breiten Bürgersteig vor einem wunderschönen alten, zweistöckigen Haus, über dessen Tür die Buchstaben ΣΤΔ standen. Im ersten Stock hing ein Spruchband zwischen zwei Fenstern:
!BUENA SUERTE, DANIELLE! VIEL GLÜCK!
DEINE SCHWESTERN
»Das wird’s wohl sein, was?«, fragte Lance.
Ian nickte. »Ich denke, ja.«
Auf dem Rasen vor dem Verbindungshaus hielten sich einige Partygäste auf, mehrere tanzten, die meisten tranken und einige waren offensichtlich schon hinüber.
»Alter«, sagte ein grinsender Lance. »Das sind die attraktivsten Mädels, die ich in meinem ganzen Leben gesehen habe. Oje, oje.«
»Du kannst nicht bleiben«, sagte Ian. »Such dir selber eine scharfe Verbindung. Die hier gehört mir.«
»Alter! Du hast doch schon ein Mädchen. Komm schon, du kannst doch nicht erwarten, dass ich abhaue .«
»Doch, das ist genau das, was ich erwarte«, sagte Ian und wandte sich zu Lance um.
»Jungs, Jungs …«, sagte Felicia, die langsam zu ihnen aufschloss. »Ich bin sicher, ihr findet eine Möglichkeit, euch die Mädchen zu teilen. Es gibt eine für Ian und … warte mal … ein, zwei, drei … ungefähr vierzig für Lance. Damit sollte er sich bis morgen früh amüsieren können. Ich geh einfach rein und suche mir ein Bett oder eine Couch zum Schlafen. Bei dem Trubel hier wird das niemandem auffallen. Ich brauche wahrscheinlich nicht mal dem Verein beizutreten.«
»Ihr kommt nicht mit rein«, erklärte Ian entschlossen. Sein orangefarbenes Gesicht war schweißnass. Er roch tatsächlich wie eine Mischung aus Hund, Socken und Feuerzeugbenzin. Seine hochgeschwungenen Augenbrauen verliehen seinem Gesicht einen irren Ausdruck, den es normalerweise nicht hatte.
»Was verlangst du?« Lance legte eine Hand auf Ians Schulter, aber Ian schüttelte sie ab.
»Ich verlange, dass ihr mich hier alleine lasst. Ich weiß, dass es ein Fehler war, euch beide mitzunehmen. Wenn ihr mich nicht aufgehalten habt, habt ihr mich beleidigt.« Er machte ein paar Schritte auf die Eingangstür zu. Zwei betrunkene Studentinnen mit Plastikbechern in der Hand liefen lächelnd zwischen Lance und Ian durch. Lance hatte Mühe, sich auf das Gespräch zu konzentrieren.
»Äh … Alter. Ich habe gedacht, uns allen hat die Fahrt Spaß gemacht. Ich meine, sogar trotz der Kopfschmerzen und dem Kotzen und den wütenden Boyfriends und dem Stress mit der Polizei – also, mir hat das jedenfalls Spaß gemacht.«
»Mir eigentlich auch«, sagte Felicia. »Aber auf das Kotzen hätte ich verzichten können.«
»Das war doch als Lance-Super-Fahrt geplant. So was wie The Real World, das spielt auch immer in einer anderen Stadt. Ich habe gedacht, wir könnten nächstes Jahr den Lance-Super-Hammer vielleicht in Miami veranstalten. Oder in New Orleans. Oder in New York. Oder in Bost…«
»Lance, das hier ist nicht so was wie The Real World ! Das hier ist die Welt des falschen Ian! Bei dieser Fahrt geht es darum, dass ich aus dem alten Trott rauskomme! Bei dieser Fahrt geht es darum, dass ich einmal in
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