Spür die Angst
Lukic scheint des Weiteren einen sog. Callgirlservice mit sieben bis acht Frauen, hauptsächlich schwedischen Bürgerinnen, verwaltet und betrieben zu haben. Die Frauen innerhalb des Callgirlrings wurden an sog. Events ausgeliehen, um z.B. im Rahmen von Repräsentationen für ausländische Unternehmenskunden als »Gesellschafterinnen« sowie bei Zusammenkünften von Herrenclubs und privaten Festen zur Verfügung zu stehen.
Interne Konflikte
Die Ermittlungsgruppe hat Informationen eingeholt, die darauf hindeuten, dass ein interner Konflikt innerhalb der Organisation entflammt ist. Ein Mann innerhalb der Organisation, tätig als Leibwächter von Radovan Kranjic, hat den Informationsquellen der Ermittlungsgruppe mitgeteilt, dass eine »Ausmusterung« gewisser in der Organisation tätiger Personen durchgeführt worden ist. Mrado Slovovic (beschrieben in Bericht Nr. 7 ) und Nenad Korhan sind »degradiert« worden und von ihren Posten als Verantwortliche für die Schutzgelderpressung in den Garderoben und den Kokainhandel sowie die Förderung der Prostitution in Stockholm entfernt worden. Kranjic hat entschieden, diese beiden innerhalb der Hierarchie nach unten zu versetzen und ihre Arbeitsgebiete und Verantwortungsbereiche von anderen übernehmen zu lassen. Die Arbeitshypothese der Ermittlungsgruppe besagt, dass es sich um die Eliminierung bedrohlicher Personen in Kranjics Umfeld handelt.
Die Ermittlungsgruppe befürchtet, dass die Morde an Petrovic und Lukic in Verbindung mit den oben beschriebenen internen Konflikten stehen. An den Tagen vor den Morden wurde das Bordell in Hallonbergen mehrmals von einem Mann besucht, der von X beobachtet wurde. Der Mann hatte überdies die verschwundene Prostituierte kontaktiert und sich zudem mindestens einmal außerhalb des Bordells mit ihr getroffen. Was sich zwischen ihnen abspielte, ist unklar, weil es X während des Treffens untersagt wurde, sich in der Nähe der Prostituierten aufzuhalten. Der Mann ist schwarzhaarig, dunkelhäutig und ca. dreißig Jahre alt. Seit dem 13 . März dieses Jahres hat die Prostituierte keinen Kontakt mehr zu X gehabt, woraufhin die Polizei sie als vermisst meldete. Die Ermittlungsgruppe arbeitet hinsichtlich der Motive für die Verbrechen mit mehreren Theorien, wovon eine davon ausgeht, dass Kranjic Korhan vor dem Hintergrund des Konfliktes möglicherweise daran hindern will, die Organisation zu verlassen und den Prostitutionsbetrieb auf eigene Rechnung weiterzuführen. Ein anderes theoretisches Motiv könnte sein, dass Korhan und Slovovic die Taten verübt haben, um Kranjics Unternehmen zu schwächen.
Maßnahmen
Die Ermittlungsgruppe schlägt gemäß den o.g. Ausführungen folgende Maßnahmen vor.
Fortgesetzte Fahndung nach dem 30 -jährigen Mann, der die Prostituierte mehrfach getroffen hat.
Fortgesetzte Suche nach der verschwundenen Prostituierten.
Suche nach den übrigen Frauen, die mutmaßlich als Prostituierte in dem Bordell gearbeitet haben.
Suche nach den Männern, die mutmaßlich sexuelle Dienste im Bordell in Anspruch genommen haben.
Fortgesetzte Ermittlungsarbeit im Hinblick auf Slovovic und Korhan.
Budget für o.g. Maßnahmen, siehe Anlage 2 .
Kriminalkommissar Björn Stavgård
Hauptkommissar Stefan Krans
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Jorge in heller Angst. Hatte eine Woche lang zu Hause gelegen – total krank.
Abdulkarim hatte ihn gefragt: »Ey, was ist mit dir, Jorge. Fieber? Musst zusehen, dass der Verkauf läuft.«
Er hatte die Nacht wieder und wieder Revue passieren lassen. Sie vor seinem inneren Auge ablaufen lassen. Play/Replay–Play/Replay. Manchmal Bild für Bild. Wie ein Videoproduzent.
Die Schüsse aus der Schrotflinte waren nicht geplant, konnten ihm gefährlich werden. Bescheuert wie nur was.
Er ging die Situation noch einmal durch. Hoffentlich hatte er keine DNA -Spuren in der Wohnung hinterlassen. War nur reingegangen, hatte die Jugoschweine plattgemacht, dann den Laptop und das Handy eingesackt. Nichts mit bloßen Händen berührt, selbst die Türklinke nur mit dem Ärmel. War in keine Schlägerei verwickelt gewesen, bei der er Haut- oder Blutspuren hinterlassen haben könnte. Hatte eine Mütze getragen – also vermutlich keine Haarsträhnen verloren. Alles schien sauber.
Der Freier würde höchstwahrscheinlich die Klappe halten. Wenn er Jorge verpfiff, würde er auch seine eigenen Sünden offenlegen. Kein anderer in der Wohnung hatte ihn gesehen, die Hure in dem einen Zimmer hatte nicht einmal aufgeschaut. Hatte
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