Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
Vom Netzwerk:
sich durchaus Polizisten oder andere misstrauische Personen im Bankgebäude aufhalten, aber die Luft schien rein zu sein.
    Die Kassiererin hatte hennafarbenes Haar.
    JW fragte nach seiner Kontaktperson, in dieser Bank war es ebenfalls eine Frau.
    Die Kassiererin informierte ihn, dass die Kollegin gerade nicht anwesend sei, er aber seine Einzahlung genauso gut bei ihr tätigen könne. Nicht gerade optimal, aber es musste auch so gehen.
    »Wie steht’s?«, fragte eine Stimme hinter ihm.
    JW schaute sich um. Sah Nippe zusammen mit einer Braut dort stehen. Nippe begutachtete das Notenbündel, das JW gerade der Kassiererin überreicht hatte.
    Scheiße.
    JW riss sich zusammen. Gab sich gelassen, unberührt. In seinem Kopf: Verdammter Mist, wie peinlich, Nippe hatte die Kohle in den Händen der Kassiererin gesehen. Was sollte er nur machen?
    »Hallo, Nippe.« Dann warf er einen Blick auf die Braut.
    Nippe stellte sie ihm vor. »Das hier ist Emma.«
    JW seufzte tief.
    Nippe sah ihn fragend an.
    »Emma existiert nur in der Phantasie, aber sie ist hübsch.«
    Die beiden schauten wie Fragezeichen drein.
    JW versuchte es noch einmal: »Erinnert ihr euch etwa nicht an Kalles Kletterbaum, die Fernsehsendung?« Er summte vor sich hin und beendete das Ganze mit einem weiteren tiefen Seufzer.
    JW grinste, bereute seine Einlage sofort, schämte sich – er hatte sich total blamiert. Er war so kindisch, ein richtiger Dämlack.
    Nippe entgegnete: »Hab das Lied noch nie gehört. Aber du, jetzt muss ich mich leider sputen. Machs gut. Wir sehen uns.«
    Nippe kam an der Kasse, vor der er angestanden hatte, an die Reihe.
    JW erhielt von der Kassiererin seinen Einzahlungsbeleg.
    Er ging in Richtung Ausgang.
    Als JW durch die Drehtüren nach draußen ging, nickte Nippe ihm nicht zu.
    Machte er jetzt etwa einen auf megacool?
    Auf dem Heimweg überlegte JW , was peinlicher gewesen war. Dass Nippe das Bündel mit den Scheinen gesehen hatte oder sein blöder Witz?

48
    Nenad rief von einer neuen Nummer aus an – selbst er hatte offensichtlich begonnen, Sicherheitsvorkehrungen für sein Leben zu treffen. Mrado und er hielten eine Weile Smalltalk, dann kamen sie auf die Morde an dem Zuhälter und der Puffmutter zu sprechen. Was zum Teufel war bloß passiert? Brutal kaltgemacht. Täter unbekannt. Nenad war nervös. Bevor Radovan ihn abgeschoben hatte, gehörten Zlatko und Jelena zu seinen besten Zuhältern. Mrado und Nenad spielten sich gegenseitig die Fragen nur so zu. Wollte Radovan unter seinen Leuten aufräumen? Ein Freier, der keine Eheprobleme bekommen wollte? Jemand anderes?
    Mrados Verdacht: entweder ein in Panik geratener Freier oder, im schlimmsten Fall, ein konkurrierender Stall. Es konnten auch die Russen gewesen sein. Die HA . In dem Fall waren die Schrotladungen eine eindeutige Kriegserklärung.
    Nenads Problem: Was bedeutete das für ihn? Wenn es nicht Radovans Werk war, würde der Verdacht dann auf ihn fallen?
    Umso wichtiger, dass sie ihre eigenen Pläne vorantrieben.
    Nenad unterbreitete ihm seine Idee: In Mrados Ohren klang sie wie serbische Volksmusik. »Wie du weißt, hab ich ’nen Typ unter mir, der Araber ist, Abdulkarim. Er regelt im Prinzip das gesamte Koksbusiness selbst. Liefert mir in regelmäßigen Abständen Berichte. Während ich alle größeren Geschäfte verhandle, die Richtlinien erstelle und das Ganze in die Wege geleitet hab. Im Moment haben wir gerade ein paar Expansionspläne am Laufen, mit mächtig Erfolg. Wir verscheuern das Zeug in den Vororten zu Dumpingpreisen. Die anderen können ruhig in den Kneipen der Innenstadt und auf den Festen der reichen Schnösel hier ein Gramm und dort ein Gramm an den Mann bringen. Zu tausend Kronen das Gramm. Aber wir, wir verticken zwanzig Gramm hier, zwanzig Gramm da. Siebenhundert das Gramm. Masse. Das haut richtig rein.«
    »Das hast du vorgestern schon erzählt. Und was ist nun damit?«
    »Gute Frage. Wie behalt ich jetzt die Kontrolle über Abdulkarim, wo Radovan mich abgesägt hat? Abdul ist loyal gegenüber Rado und wird nicht mehr auf mich hören. Keine Weisung mehr annehmen. Weitermachen wie immer, als gäb’s mich nicht. Aber hör mir zu. Im Normalfall hab ich keinen Überblick über die Leute, die der Araber unter sich hat, aber in London hatte Abdul einen Typen dabei, der mich bei den Verhandlungen unterstützen sollte, ziemlich speziell, übrigens ein absoluter Snob. Souveräner Kerl. Hat echt was drauf. Dealt jetzt schon ein knappes Jahr für Abdul. Kennt

Weitere Kostenlose Bücher