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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Wochen in Hallonbergen den Bauch weggeschossen hatte.
    Er startete den Motor. Unnötig – Jetset-Carl ging nur zwei Straßen weiter, runter zum 7 -Eleven-Kiosk auf der Storgata. Kaufte Milch und Toastbrot. Verschwand wieder in seinem Hauseingang.
    Jorge lehnte sich im Sitz seines Wagens entspannt zurück. Aß einen mitgebrachten Geflügelsalat. Dachte von sich selbst: Langsam werd ich noch zum richtigen Spitzel, gewöhn mir sogar weibische Essgewohnheiten an. Vielleicht sollte ich ’ne Firma gründen?
    Es wurde vier Uhr. Jetset-Carl kam wieder heraus. Dieselben Klamotten wie vorher – also noch nicht aufgetakelt für die Party.
    Jorge stieg aus dem Auto. Hielt sich in angemessenem Abstand. Die Kapuze seiner Jacke tief in die Stirn gezogen. Sonnenbrille mit gespiegelten Gläsern auf der Nase. Jorge seit neuestem: der reinste Fletch, Verkleidungskünstler ersten Ranges.
    Jetset-Carl bewegte sich in begrenzten Bahnen. In seinem eigenen, abgesteckten Revier. Glitt durch die Tür zu Tures in der Sturegalleria. Circa siebenhundert Meter von seiner Wohnung entfernt. Die Geographie in dem goldenen Rechteck war einfach, Karlavägen–Sturegatan–Riddargatan–Narvavägen.
    Jorge setzte sich ins Grodan, direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite. Las eine Zeitung. Zog sich ’ne Cola rein. Konnte Jetset-Carl durch die großen Glasfenster erkennen. Der Typ trank mit einer Schnecke aus Östermalm Kaffee. Vermutlich die süßeste, die Jorge je gesehen hatte.
    Der Jetset-Typ fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Schmierte sich die eigenen Finger mit Pomade voll. Jorge fragte sich, mit wie vielen Bräuten sich der Kerl parallel verabredete.
    Zwei Stunden vergingen. Sie verabschiedeten sich mit einer Umarmung. Sah Jorge richtig? Versuchte er etwa, sie auf den Mund zu küssen? Wich das Mädel zurück? Nicht auszumachen.
    Der Jetset-Typ ging jedenfalls allein nach Hause.
     
    Es wurde halb sieben.
    Jorge immer noch im Auto. Fragte sich, wann endlich was passieren würde.
    Langweilte sich.
    Dachte an all die zurückliegenden Stunden vor Radovans Haus.
    Dachte an all die Menschen, die ihm bisher geholfen hatten.
    Die blauen Leuchtziffern der digitalen Uhr auf dem Armaturenbrett sprangen auf sieben Uhr um.
    Die Haustür wurde geöffnet. Jetset-Carl kam raus. Diesmal eher so, wie Jorge ihn in Erinnerung hatte. Derselbe Mantel wie vorher, aber darunter trug er ein Hemd, dessen oberste Knöpfe aufgeknöpft waren. Die Stan-Smith-Schuhe hatte er gegen frisch geputzte, spitze Lederschuhe ausgetauscht. Das Haar nach hinten gegelt.
    Der Typ ging die Straße runter. Schloss die Tür zu einem gigantischen Gefährt auf – einem Hummer. Wodkawerbung in weißen Lettern auf den Seitenflächen. Die Kutsche war eine fahrende Litfaßsäule. Die gewöhnlichen Stadtjeeps konnten dagegen einpacken. Dieses Monster war breiter als ein Lastwagen.
    Jetset-Carl fuhr in Richtung Süden. Jorge hielt sich einige Wagen hinter ihm. Den Hummer immer in Sichtweite. Seine Motorhaube befand sich ungefähr einen Meter über den Autodächern der herkömmlichen schwedischen Marken. Jorge fand ihn ziemlich abgefahren.
    Sie fuhren den Nynäsväg entlang an Enskede vorbei. Globen, die kugelförmige, überdimensionale Veranstaltungshalle, sah im Scheinwerferlicht wie ein riesiger Kokainball aus. Weiter durch Handen/Jordbro. Dann links ab. Auf die 227 . Die Dunkelheit wurde kompakter. Schwarz daliegende Äcker am Straßenrand. Nur noch ein Wagen zwischen Jorge und dem Hummer. Hoffentlich hinderte er Jetset-Carl daran, auf seinen Wagen aufmerksam zu werden.
    Auf Jorges Rückbank lag ein sorgfältig zusammengelegter Anzug. Auf einem Bügel an der Heckscheibe – ein gebügeltes gestreiftes Hemd mit einem Schlips. Zur Sicherheit – falls sie dort, wo er hinfuhr, einen Dresscode hatten.
    Die Bebauung nahm zu. Sie fuhren über eine niedrige Brücke. Auf einem Straßenschild: Willkommen in Dalarö.
    Der Hummer bog direkt nach der Brücke links ab. Der Wagen zwischen ihnen bog rechts ab. Jorge vor einer mentalen Wegwahl: Sollte er es riskieren, Jetset-Carl weiter zu folgen? Die Chance/das Risiko seines Lebens. Er entschied sich für die Chance. Versuchte das Risiko auszublenden.
    Sie fuhren den Smådalaröväg entlang.
    Nach fünfminütiger Fahrt bremste der Jetset-Typ ab. Blinkte rechts. Fuhr einen schmalen Kiesweg entlang und machte Anstalten anzuhalten. Jorge fuhr vorbei. Versuchte, das Terrain einzusehen, so gut er konnte. Schwer, überhaupt etwas zu erkennen. Keine

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