Spür die Angst
ein wie ein Rentner mit erhöhtem Blutdruck. Das war nicht normal. Er hoffte, dass sie sich nach der Konfrontation mit Radovan geben würden.
Drei fette Minusposten auf seinem Steuerkonto. Der Strohmann Christer Lindberg, dieser Oberschwede hoch zehn, musste die Scheiße ausbaden. Dafür wurde er immerhin bezahlt.
Und nichts an der Sache wies in irgendeiner Form auf Mrado hin.
Das Problem hingegen, das sich nicht so leicht lösen ließ, war, dass Mrado sauberes Geld benötigte, um auch in Zukunft den Schutz Lovisas finanzieren zu können, allem voran den eventuellen Kauf einer neuen Wohnung für sie und Annika.
Er überdachte Nenads Idee: sich dieses Geldwäschegenie, den JW -Typen zunutze zu machen. Der Möchtegernsnob hatte offensichtlich geniale Möglichkeiten für umfangreiche Geldwäscheaktionen parat. Und die würden sie in jedem Fall nach dem Verkauf der großen Ladung benötigen.
Mrado und Nenad in der intensiven Planungsphase. Noch zwei Tage, bis sie dem Jugoboss ihre Absprungpläne unterbreiten würden.
Warum taten sie es eigentlich vor der Ankunft der Ladung? War das nicht unnötig? Mrado hatte die Sache mit Nenad diskutiert – es gab keine andere Möglichkeit. Es war der serbische Weg: Lass deinen Feind wissen, dass er dein Feind ist. Mrado und Nenad würden die Sache ohne Schwierigkeiten über die Bühne bringen.
Außerdem war Abdulkarim inzwischen längst darüber informiert, dass Nenad aus der K-Branche abgezogen worden war. Der Araber wusste inzwischen auch, wer sein eigentlicher Chef war. Er hatte es wahrscheinlich schon lange vermutet. Der Araberteufel bezog eindeutig Stellung für R. Weigerte sich sogar mit Nenad zu sprechen, ein deutliches Signal – du bist der Loser. Ich bin auf dem Weg nach oben. Mit anderen Worten, es spielte keine Rolle, ob Radovan wusste, dass Nenad von nun an seinen eigenen Weg ging. Nenad hatte, offiziell betrachtet, in den vergangenen drei Monaten keine Info mehr erhalten. Rado und Abdulkarim glaubten, er sei aus dem Spiel. Ihr Fehler: Sie hatten keine Ahnung von dem geheimen Informanten in ihren eigenen Reihen – JW .
Die Ladung sollte am 23 . Juni in Arlanda eintreffen, also in sechs Tagen.
Mrados und Nenads Plan war simpel. JW kümmerte sich um die gesamte Administration.
Zwei Lastwagen von Schenker Vegetables waren geordert, um die Container abzuholen. JW hatte mit den Fahrern gesprochen. Sie kannten das endgültige Ziel, es waren nicht die Kühlhäuser oder Lagergebäude von ICA , Coop oder Hemköp – sondern die Kühlhallen von Västberga. JW und ein paar von Abdulkarims Leuten würden die Ladung den ganzen Weg von Arlanda aus im Auge behalten. Die Fahrer das Zeug an den Kais der Hallen entladen. Abdulkarim und seine Handlanger den Kokskohl in Empfang nehmen. Und das war der Augenblick, wo Mrado und Nenad ins Bild kamen. JW hatte alles, was er wusste, detailliert beschrieben. Der Typ würde in der Kühlhalle warten. Dafür sorgen, dass Mrado und Nenad irgendwie reinkamen. Danach war es an ihnen, die anderen Beteiligten zu überwältigen, höchstwahrscheinlich Abdulkarim und seinen ständigen Begleiter Fahdi, plus die Typen, die mitgeholfen hatten, den Transport zu überwachen. JW würde daraufhin eine Art Scheinmanöver über sich ergehen lassen müssen, sie würden ihn höchstwahrscheinlich fesseln. Falls sie Waffen benötigen würden, wäre das kein Problem.
Mrado freute sich auf die Attacke.
Es war an der Zeit, sich zu outen – Radovan mit der Tatsache zu konfrontieren, dass er ab jetzt ihr Erzfeind war. Mrado und Nenad trafen sich wie immer vor dem Einkaufszentrum Ringen. Es war zwölf Uhr nachts. Sie nahmen Mrados neuen Wagen, einen Porsche Carrera. Sah witzig aus – Mrado musste sich ziemlich zusammenfalten, um hinters Steuer zu gelangen. Nenad setzte sich auf den Beifahrersitz.
Er fuhr raus nach Näsbypark, zu Radovans Haus. Sie würden unangemeldet aufkreuzen.
Mrado fühlte sich nackt ohne Ratko.
Nenad und er ließen unterwegs ihren Gedanken freien Lauf.
Nenad hatte kurz zuvor mit JW gesprochen. »Wir haben alles so weit geregelt, aber es besteht natürlich die Gefahr, dass Rado kalte Füße kriegt, nach dem, was wir ihm gleich unterbreiten. Möglicherweise schmeißt er die Planung um, was die Ladung betrifft. Dagegen können wir nicht viel tun, außer flexibel zu sein.«
Mrado massierte die Knöchel seiner einen Hand. Fuhr weiter, stumm.
Nenad fragte: »Warum bist du so still? Wir fahren doch nicht zu einer verdammten
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