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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst
Autoren: Jens Lapidus
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müsste zu Hause sein. Sie kannten ihren ehemaligen Boss. Jeden zweiten Donnerstagabend spielte er Poker mit seiner Zockerrunde, Goran, Berra K und ein paar anderen, älteren Typen. Mrado dachte: Er selber war nie eingeladen gewesen.
    Das Spiel war normalerweise gegen zwölf Uhr zu Ende. Rado fuhr danach immer direkt nach Hause.
    Er müsste also anzutreffen sein.
    Mrado und Nenad gingen den Kiesweg entlang auf den Eingang des Hauses zu. Ein Scheinwerfer ging automatisch an.
    Noch bevor sie an der Tür geklingelt hatten, glitt sie auf.
    Stefanovic stand in der Türöffnung, eine Hand an der Innenseite seines Jacketts.
    Er sagte mit bedächtiger Stimme und deutlicher Betonung auf Serbisch: »Was macht
ihr
denn um diese Zeit hier?«
    Mrado antwortete: »Wir wollen Rado sprechen. Er ist ja um diese Zeit normalerweise zu Hause. Es ist wichtig.«
    Stefanovic extrem angespannt. Vor ihm: die beiden Männer, die Radovan nach Gutdünken degradiert hatte. Lebensgefährlich. Der eine Profikiller, Torpedo, Eintreiber, Mördermaschine. Der andere Kokainmagnat, Schmuggler und Zuhälterkönig mit einem Faible fürs Grobe.
    Zu hundert Prozent bewaffnet. Ein Fehltritt, und es würde knallen.
    »Ich glaub, Radovan ist bereits schlafen gegangen. Sorry. Ihr könnt ihn ja morgen anrufen.«
    »Nein. Er soll jetzt kommen.«
    Stefanovic schloss die Tür. Mrado und Nenad blieben davor stehen.
    Beobachteten, was sich hinter den Fenstern tat.
    Es vergingen drei Minuten.
    Sie schlossen daraus, dass Rado begriffen hatte. Er würde es nie wagen, sie einfach so in sein Haus zu lassen. Denn woher sollte er auch wissen, dass sie nicht gekommen waren, um ihn umzulegen?
    Stefanovic kam wieder raus.
    »Er ist damit einverstanden, euch zu treffen. Darf ich euch bitten, mir zu folgen.«
    Stefanovic führte sie vor sich her zur Garage – smart. So konnte er sie im Auge behalten, während sie den Kopf drehen mussten, um ihn zu sehen. Er öffnete die Tür zur Garage. Mrado schaute hinein. Drinnen war es dunkel. Mrado konnte einen Saab und Rados Lexus erkennen. Außerdem einen Jaguar, ein Motorrad und den Range Rover, der Mrado vor drei Monaten zu der denkwürdigen Begegnung im Skisprungturm abgeholt hatte.
    Stefanovic bat sie einzutreten. Möglicherweise würde es ihm gelingen, einen von ihnen zu erschießen, aber nicht beide.
    »Wartet hier. Ich werde Radovan holen.«
    Sie blieben alleine in der Garage zurück. Die Tür stand offen. Mrado hörte ein Geräusch, ortete es – Nenad nahm seine Waffe aus der Innentasche.
    Mrado tat es ihm gleich.
    Er hörte, wie die Haustür geöffnet und wieder geschlossen wurde.
    Sie sahen niemanden, hörten nur Stefanovics Stimme. »Okay, wir erwarten, dass ihr eure Waffen wieder einsteckt. Die Arme überkreuzt. Wir sind gleich bei euch. Ihr könnt euer Gespräch mit Rado in der Garage führen. Ihr wisst ja, seine Tochter schläft im Haus und soll nicht gestört werden.«
    Mrado hielt nach wie vor seinen Revolver in der Hand. »Vergiss es. Hier passiert nichts Unvorhergesehenes mehr. Radovan muss seine Arme deutlich sichtbar an den Seiten runterhängen lassen, wenn er aus dem Schatten auftaucht. Die Sache ist ganz einfach. Derjenige, der die Arme nicht runternimmt, wird seine Fresse als Sieb wiederfinden.«
    Mrado hörte Radovan im Dunkeln lachen.
    Der Kerl hatte zumindest seinen Humor nicht verloren.
    Er kam auf sie zu. Die Arme seitlich am Körper. Mutig.
    Radovan von Angesicht zu Angesicht mit seinen aufrührerischen ehemaligen Untertanen.
    Mrado tat es ihm gleich.
    Stefanovic wurde sichtbar. Die Arme ebenfalls am Körper.
    Nenad folgte seinem Beispiel.
    Vier Männer in einer Luxusgarage. Starrten einander an.
    Radovan sagte: »Tja, und was führt euch zu dieser unchristlichen Zeit zu mir?«
    »So langsam müsstest du es doch begriffen haben. Wir wollten die Sache lediglich Auge in Auge mit dir besprechen.«
    Radovan lächelte. »Ich hab geahnt, dass das kommen würde. Du hast Misserfolge noch nie gut wegstecken können, Mrado. Ein weiterer Grund dafür, dass du nicht an der Spitze bleiben kannst. Und Nenad, du musst lernen, dich unterzuordnen. Ihr könnt mich nicht einfach verlassen, nur weil ihr andere Aufgaben zugewiesen bekommen habt. Oder?«
    Mrado pfiff darauf, Radovans Provokation zu beantworten. »Das Ganze ist aus und vorbei. Zehn Jahre hatten wir zusammen. Für Jokso, unter Arkan, für Serbien. Aber jetzt ist Schluss. Du weißt nicht, was Dankbarkeit ist, Radovan. Du weißt nicht, was Achtung und Loyalität
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