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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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ist mir ein Vergnügen, dich zu fahren, Abdul.«
    »Nenn mich nicht Abdul. Das bedeutet Sklave auf Arabisch.«
    »Okay, Boss.«
    »Ich weiß, du fährst nicht gern zum Stureplan, JW . Ich weiß, dass du dort nicht gesehen werden willst. Dass du dort feine Kumpels hast. Du schämst dich, Mann. Das soll man niemals tun.«
    Der verdammte Araber wusste es. Woher nur? Eigentlich war es gar nicht so abwegig, denn Abdulkarim war ziemlich umtriebig. Hatte JW mit seinen Leuten bestimmt das eine oder andere Mal in der Gegend von Stureplan gesehen und begriffen, warum er keine Fahrten dorthin annahm. Der Rest war einfach simple Mathematik.
    Er musste den Schaden begrenzen.
    »So schlimm ist es nun auch wieder nicht. Komm schon, das ist keine große Sache. Ich muss eben auch meinen Schotter zusammenkriegen. Möchte ein bisschen feiern können und so. Ist doch klar, dass man das nicht jedem unter die Nase reibt.«
    Der Araber nickte. Der Araber lachte. Der Araber lenkte ein. Sie hielten Smalltalk.
    Da kam es. Das Angebot.
    »Du weißt schon, ich versteh, dass du Cash brauchst. Ich hätt da einen Vorschlag. Spitz die Ohren, das könnte was für dich sein.«
    JW nickte. Fragte sich, was jetzt kommen würde. Abdulkarim palaverte immer verdammt lange herum.
    »Außer der Sache mit den Taxis betreib ich noch ein anderes kleines Geschäft. Ich verkauf K. Ich weiß, dass du schon mal Koks von mir gekauft hast. Über Gürhan, du weißt schon, der Türke, von dem du und deine Freunde immer ihr Zeug kriegen. Aber Gürhan taugt nichts mehr. Er ist ein verdammter Jude. Versucht mich andauernd reinzulegen. Behält die Differenz ein. Verkauft teurer, als er eigentlich soll. Außerdem legt er nicht ordentlich Rechenschaft ab. Und das Schlimmste, er kauft zusätzlich noch von ’nem anderen. Versucht, den Smarten rauszukehren. Uns gegenseitig auszuspielen. Mich zu erpressen. Er sagt, wenn ich das Zeug nicht für vierhundert Kronen das Gramm kriege, dann verzichte ich diese Woche. Das gibt natürlich Zoff. Und hier kommst du ins Spiel, JW .«
    JW hörte zu, kapierte aber nichts. »Sorry, aber ich versteh nicht ganz.«
    »Oder willst du lieber für Gürhan verkaufen? Diese ganze Taxigeschichte machst du richtig gut. Du hältst dich in den richtigen Kneipen auf. Glaub mir, ich weiß es. Kneipen, in denen sich die Leute die Nasen so mit Zucker zudröhnen wie in Zuckerdrinks. Du wärst genau der Richtige.«
    »Was ist denn ein Zuckerdrink?«
    »Scheiß drauf. Willst du, oder nicht?«
    »Shit, Abdul. Ich brauch ein bisschen Zeit. Hab übrigens gerade vorhin daran denken müssen. Überlegt, wie viel der Türke wohl einnehmen mag.«
    »Und nenn mich nicht Abdul. Natürlich kannst du darüber nachdenken. Aber denk immer dran, du könntest bald in Geld baden. Wie Dagobert Duck. Du willst dabei sein, ich spür’s. Ruf mich noch vor nächstem Freitag an.«
    JW konzentrierte sich wieder auf seinen Job. Sie fuhren die Birger Jarlsgata hinunter. Er war nervös. Hielt nach den Boys Ausschau und versuchte gleichzeitig, sich tiefer in den Sitz zu pressen.
    Abdulkarim unterhielt sich mit dem Fleischklops hinten auf Arabisch. Lachte. JW grinste, ohne zu wissen, warum. Abdul grinste zurück und unterhielt sich weiter mit Fahdi. Sie näherten sich ihrem Ziel.
    Stureplan. Enorme Schlangen vor den Nachtclubs und Kneipen: Kharma, Laroy, Sturecompagniet, Clara’s, Köket, East, The Lab und so weiter. Viel mehr Leute unterwegs als tagsüber. Lupenreine Goldgrube für Schwarztaxifahrer.
    JW hielt an. Abdulkarim öffnete die Tür. »Und denk dran. Vor Freitag.«
    JW nickte.
    Er fuhr mit quietschenden Reifen davon.
     
    Als letzte Fahrt in der Nacht chauffierte er einen ziemlich betrunkenen Mann mittleren Alters, der irgendwas von Kärrtorp nuschelte. JW bot ihm die Fahrt für dreihundert Kronen an.
    Er fuhr schweigend. Musste nachdenken. Der Mann schlief ein.
    Nynäsväg, die südliche Ausfallstraße, war dunkel. Bis auf das eine oder andere Taxi kaum Autos unterwegs. JW spürte, wie ihn die Angst vor der Entscheidung beschlich.
    Auf der einen Seite: ein unfassbares Glück, eine Chance, eine reale Möglichkeit. Noch bessere Margen als die, die man mit Cola erreichte, konnte man nicht bekommen. Wie hoch mochten sie sein? Das Gramm für fünfhundert kaufen und für tausend verkaufen? Kopfrechnen. Allein schon die Boys nahmen ihm locker vier Gramm am Abend ab. Er müsste also insgesamt so um die zwanzig Gramm loswerden können. Mindestens. Er multiplizierte. Der Gewinn einer

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