Spür die Angst
Nacht: Zehntausend. Shit Pommes frites.
Auf der anderen Seite: scheißgefährlich, absolut gesetzwidrig. Unsicher. Ein Fehler, und er würde sich alles zunichtemachen. War es überhaupt sein Ding? Es war eine Sache, hin und wieder etwas zu nehmen. Aber eine völlig andere, das Zeug zu verkaufen. Ein Teil der Drogenindustrie zu sein, Geld damit zu verdienen, dass die Leute sich ihre Nebenhöhlen kaputtmachten, auf die schiefe Bahn gerieten und ihr Leben ruinierten. Kein gutes Gefühl.
Auf der anderen Seite: Soweit er wusste, zerstörte keiner sein Leben mit Cola. Meistenteils konsumierten es eher gutsituierte Leute. Die Boys zum Beispiel, die schnüffelten, weil es cool war, und nicht, um einem unerträglichen Leben zu entfliehen. Sie studierten, hatten Geld und kamen aus ausgesprochen wohlsituierten Familien. Also kein Problem für sie. Keine Gefahr, es mit heruntergekommenen Fixern zu tun zu bekommen. Ergo, kein Anlass für ein schlechtes Gewissen.
Auf der anderen Seite: Abdulkarim und seine Leute gehörten sicher nicht zu den gutmütigsten Typen in der Stadt. Zum Beispiel dieser Gorilla auf dem Rücksitz. Man sah es ja schon auf dreihundert Meter Entfernung – Fahdi war lebensgefährlich. Was also würde passieren, wenn JW nicht zahlen konnte, Probleme bekam? Mist beim Verkauf baute? Bestohlen wurde? Vielleicht war das Ganze einfach zu gefährlich.
Auf der anderen Seite: das Geld. Eine sichere Sache. Eine leichte Sache. Man lerne von Gekko: »I don’t throw darts, I bet on sure things.« Die Einnahmen in dieser Branche waren garantiert. Und JW hatte Bedarf – er würde sein Dasein nicht länger als gewöhnlicher Svensson fristen. Dann hätte es endlich ein Ende mit den Secondhandklamotten, der selbstgeschnittenen Frisur und der Untermiete. Schluss mit dem Geiz. Der Traum von einem normalen Leben konnte Wirklichkeit werden. Der Traum von einem Auto, einer Wohnung, einem Vermögen würde in Erfüllung gehen. Und er würde bei den Firmenprojekten der Boys dabei sein können.
DABEI SEIN KÖNNEN .
Erfolgreicher K-Unternehmer kontra Verlierertyp.
Kriminalität kontra Sicherheit.
Was sollte er nur machen?
6
Samstagnacht in Stockholm: Schlangen, Scheckkarten, sexy Outfits. Besoffene Siebzehnjährige. Besoffene Fünfundzwanzigjährige. Besoffene Dreiundvierzigjährige. Alle möglichen Leute waren besoffen.
Türsteher in Lederjacken mit herablassendem Tonfall. Abfuhr, Abfuhr, Abfuhr. Manche kapierten es nicht – entweder du findest deine Art von Diskothek oder wirst abgewiesen. Aber du brauchst gar nicht erst zu versuchen, irgendwo reinzukommen, wo du nicht hinpasst.
Auf der Kungsgata tummelten sich die Durchschnittsschweden in Massen. Auf der Birger Jarlsgata hielten die Snobs ihre Parade ab. Alles war wie immer.
Mrado, Patrik und Ratko wollten auf Tour gehen. Bevor sie loslegten, genehmigten sie sich ein Bier im Sturehof. Heute war Södermalm an der Reihe.
Die Garderoben waren die reinste Goldgrube. Kalkulation am Beispiel einer durchschnittlichen Disco: Jeder, der eine Jacke oder Ähnliches trägt, wird verpflichtet, seine Garderobe abzugeben. Zwanzig Kronen pro Person und Kleidungsstück. Taschen werden extra berechnet. Vierhundert Personen kommen im Schnitt rein. Summe: mindestens achttausend pro Abend. Neunzig Prozent ohne jegliche Rechnungsstellung. Alles in bar. Unmöglich für den großen Bruder Staat, die Einkünfte zu kontrollieren. Die einzigen Unkosten gingen für die Entlohnung eines süßen Mädels drauf, das an der Garderobe stand und die Piepen einsammelte.
Die Aufteilung der Anteile laut Plan: Die Jugos erhielten eine feste Summe von drei Riesen pro Abend am Wochenende. An Werktagen bekamen sie nichts. Bezüglich der restlichen Verteilung des Geldes trafen die Discobetreiber eigene Vereinbarungen mit der Garderobiere. Win-Win: einträgliches Business für alle Parteien.
Die Strategie des Abends: Mrado und Ratko hielten sich im Hintergrund. Patrik übernahm den aktiven Part, führte das Gespräch.
Es war wichtig, die Sache sauber durchzuziehen. Wenn sich die Lage zuspitzte, wäre es für Mrado von Nachteil. Der Kampf um Radovans Gunst hatte sich verschärft. Mrado in harter Konkurrenz zu den anderen Männern, die R direkt unterstanden: Goran, Nenad, Stefanovic. Unter Jokso war es anders gewesen: Da hatten sie gemeinsam in einer Liga gespielt. Alle Serben zusammen.
Es gab drei Kategorien von Garderoben in Stockholm: diejenigen, die Radovan kontrollierte, diejenigen, die jemand anderes
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