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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Nippe fragte beiläufig, ob JW wieder Ware dabeihätte. »In letzter Zeit scheint man sich ja fest auf dich verlassen zu können.«
    JW wusste nicht, ob er den Kommentar gut oder schlecht finden sollte. War er das Ganze doch zu forsch angegangen?
    Er lachte auf. »Ein wenig hab ich schon dabei. Willst du ’ne Nase?«
    Sie teilten dreißig Milligramm unter sich auf, genau die richtige Menge für einen leichteren Rausch.
    Die Cola wirkte sofort.
    Die Kicherattacke übermannte sie überraschend schnell.
    Sie gingen die Treppe hinunter, um die Drinks im Salon einzunehmen. JW fühlte sich wie der intelligenteste Mensch auf der Welt.
    Die vierzehn anderen Gäste warteten mit ihren Champagnergläsern in der Hand. JW betrachtete die Gruppe näher.
    Die Jungs: JW , Nippe, Jetset-Carl, Gustaf und drei andere Typen.
    Die Mädels: Sophie, Anna, Lollo und fünf weitere Bräute, denen JW noch nicht begegnet war. Alles attraktive junge Frauen. Mädels mit guten Genen. Reiche Väter und gutaussehende Mütter oder andersherum. Sie hatten Ahnung vom Schminken. Wählten das passende Rouge, den vorteilhaftesten Lidschatten, die richtige Grundierung. Vor allem aber kannten sie die Vorteile der Benutzung von Selbstbräunungscreme, um den Teint ein wenig aufzupeppen. Sie schienen geübt darin, sich vorteilhaft zu kleiden und die weniger attraktiven Körperpartien geschickt zu kaschieren: einen etwas zu schlaffen Bauch, eine breite Taille, zu kleine Brüste, einen zu flachen Rücken. Ihre Stärken hervorzuheben: einen schönen Hals, füllige Lippen, lange Beine. Alles wohlgeformte, schlanke Mädchen. Die Chance allerdings, dass eine von ihnen eine S.A.T.S-Karte besaß, war wohl eher gering.
    Gustaf hatte eine besondere Auswahl eingeladen. JW fühlte sich geehrt, ebenfalls dabei sein zu dürfen, obwohl er den Gastgeber erst dreimal zuvor getroffen hatte.
    Alle nippten an ihren Drinks, hielten Smalltalk, gaben sich entspannt. JW musste sich etwas zurückhalten, da er schon ziemlich high war. Hätte zu jedem Satz, der geäußert wurde, am liebsten einen gelungenen Witz gerissen. Nippe zwinkerte ihm zu – ich und du, JW , im K-Rausch.
    Sie wurden zu Tisch gebeten.
    JW landete zwischen Anna, an die er inzwischen öfter verkaufte, und einem Mädel, das Carro hieß. Das traf sich gut, denn beide waren recht unterhaltsam.
    Die Vorspeise stand bereits auf dem Tisch. JW sah sofort, dass sie nicht von dieser Welt war. Eine geröstete Scheibe Toast mit Kalixkaviar, einem Klecks Sauerrahm und feingehackten roten Zwiebeln. Die Idee an sich war vielleicht nicht die originellste, aber die große Glasschale in der Mitte des Tisches sorgte für den gravierenden Unterschied – mindestens fünf Kilo Kaviar extra. Schwelgerei. JW schaufelte sich davon im Wert von mindestens vierhundert Kronen auf den Teller.
    Gunn trug das Hauptgericht auf, Rehrücken mit Pfifferlingssauce und Kartoffelspalten. JW liebte Wild. Dazu tranken sie einen Bordeaux. Anna erzählte vom Weinkeller ihrer Eltern. Zum Nachtisch wurde ein Sorbet aus Brombeeren und Himbeeren gereicht. JW schwor sich: In zehn Jahren würde er seine eigene Gunn haben. Ein verdammt geniales gastronomisches Wunder.
    Die Stimmung lockerte sich in Relation zur steigenden Zahl an Weinflaschen, die Gunn hereinbrachte. Nach dem Nachtisch ging Gustaf mit einer Flasche eisgekühltem Grey-Goose-Wodka herum und schenkte großzügig ein. Hitze breitete sich aus.
    Die Mädels warfen Jetset-Carl und Nippe verführerische Blicke zu. Immer Nippe.
    JW betrachtete Sophie.
    Sie ignorierte ihn.
    Das Speisezimmer war eigentlich kein normaler Raum. Man konnte es eher als Salon bezeichnen. Oder Speisesaal. Extrem groß, mit extrem hoher Decke und wahnsinnig gediegener Einrichtung. Von der Decke hingen zwei Kronleuchter mit echten Kerzen herab. Dunkelrote Tapeten mit breiten Bordüren in zwei unterschiedlichen Nuancen. An den Wänden hingen modernistische Gemälde, gut möglich, dass einige von ihnen ziemlich wertvoll waren.
    JW hatte Sophie in der vergangenen Woche ins Moderna Museet begleitet. Er war zwar kein ausgemachter Kunstliebhaber, aber Sophie hatte ihm erzählt, dass sie kontrastreiche Farbkombinationen mochte und deswegen eher auf moderne Kunst stand. JW las sich dementsprechend ein paar Tage zuvor an, welche Stücke im Museum hingen; er wollte Eindruck auf sie machen. Ohne es selbst zu bemerken, gelang es ihm nun, sich von einigen Künstlern ein Bild zu machen. Eines der Werke an der Wand war möglicherweise ein

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