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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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kannst, werd ich auch mehr brauchen, wie du bereits weißt.«
    »Es läuft ja wirklich gut für dich. Hast du das Teil ausgewechselt, wie ich es dir geraten habe?« Abdulkarim deutete auf JW s Handy.
    »Nee, noch nicht. Tut mir leid. Ich werd diese Woche ein anderes kaufen. Das neueste Modell von Sony Ericsson. Hast du es schon gesehen? Mit ’ner Kamera, die sich locker mit normalen Digitalkameras messen kann. Also ein richtig tolles Ding.«
    »Ein richtig ›tolles‹ Ding.« Abdulkarim äffte ihn nach. »Ich kenn doch deine Story. Also hör auf, das Wort toll so auszusprechen, als hättest du dein Leben lang auf Östermalm gewohnt. Und außerdem will ich, dass du heute noch ein neues Handy kaufst. Verdammt, man muss sich vorsehen. Du und ich, wir machen gute Geschäfte. Zu gut, um sie wegen schlechter Telefone auffliegen zu lassen, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Der Araber konnte sich manchmal ziemlich aufspielen, aber JW wusste, dass er ein richtiger Profi war. Äußerst vorsichtig, benutzte niemals Worte wie Polizei, Bullen, Risiko, Kokain, Cola oder Drogen in der Öffentlichkeit. War sich im Klaren darüber, dass jemand vom Restaurantpersonal oder einer der Gäste leichter heimlich mithören konnte als ein alter Rentner mit maximal aufgedrehtem Hörgerät. Wusste, dass es für die Polizei ein Leichtes war, Handys abzuhören und ihre Besitzer zu lokalisieren. Abdulkarims Regeln waren sicher. Ruf immer mit einem Kartenhandy an, wechsle jede Woche die Karte, tausche das Handy am besten jede zweite Woche aus.
    »Du weißt ja, ich hab noch zwei andere Typen außer dir, die verkaufen. Und sie sind gut. Natürlich nicht so gut wie du, aber ganz okay. Die Umsätze und das alles können wir am Telefon besprechen. Die Preise gehen im Moment eher runter. Und die Lieferanten meines Chefs sind nicht ganz sauber. Außerdem glaube ich, dass es mindestens zwei Zwischenhändler neben dem Großhändler gibt.«
    »Und warum geht ihr nicht direkt über den Großhändler?«
    »Weil es einerseits nicht mein Ding ist, denn ich arbeite für meinen Chef und hab eben keine eigene verdammte Firma. Eigentlich dachte ich, dass du das weißt. Und andererseits glaube ich, dass der Großhändler in England sitzt. Schwer zu erreichen. Schwierig zu verhandeln. Aber heute wollen wir nicht über Einkaufspreise reden. Im Gegenteil. Was ich sagen wollte, ist, dass wir Verkäufer brauchen. In den Vororten. Jemand, der den Überblick hat und den Markt kennt. Jemand, der an Zwischenhändler verkaufen kann. Jemand, der sich in der Branche auskennt und den Dreh raushat, wenn du weißt, was ich meine. Die Preise sind, wie gesagt, auf dem Weg in den Keller. Und die Ware wird in den Trabantenstädten immer populärer. Anfang letzten Jahres lag das Verhältnis von den Vororten zur Innenstadt ungefähr bei zwanzig zu achtzig. Am Ende des Jahres waren es fünfzig, fünfzig. Verstehst du, mein Freund? Die Außenbezirke wachen langsam auf. Es sind nicht mehr nur Leute aus der Innenstadt, deine Oberklassenfreunde und irgendwelche Discofuzzis, die darauf abfahren. Es sind alle. Schweden, Neger, Teenies. Ist sozusagen was Volksnahes geworden. Wie Ikea oder H&M. Wir sprechen von einem erhöhten Volumen. Wir sprechen über niedrigere Einkaufspreise. Wachsende Umsätze. Kannst du mir folgen, Student?«
    JW liebte die Reden des Arabers. Er sprach besser Schwedisch, als man hätte meinen können, geradezu wie ein richtiger Geschäftsmann – seriöses Business. Das einzig Störende war, dass Abdul aus irgendeinem Grund Angst vor seinem Chef zu haben schien. JW fragte sich, warum.
    »Klingt interessant. Ziemlich, sogar. Aber wie du weißt, sind die Vororte nicht gerade mein Terrain. Ich kann dort nichts verkaufen. Kenne keinen dort. Ist ganz einfach nicht mein Ding.«
    »Ich weiß, dass du willst, dass alle das von dir denken. Mir ist es egal, du hast deinen Markt, und du machst einen guten Job. Aber hör zu.« Abdulkarim beugte sich über den Tisch vor. JW kapierte den Wink und schob seinen Teller zur Seite. Überkreuzte die Arme und neigte seinen Oberkörper ebenso vor.
    Abdul schaute ihm in die Augen und senkte die Stimme. »Es gibt da einen Typen, Chilene oder so, der gerade aus dem Knast ausgebrochen ist. Ich kenn ihn noch von vor ein paar Jahren, ein kleiner Dealer mit nicht gerade viel Durchblick. Aber jetzt kursiert das Gerücht, dass der Typ die nördlichen Vororte so gut kennt, wie du die Toiletten im Kharma. Er hat im Knast ’ne Menge dazugelernt. Der

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