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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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typisch?
    Zu Hause blätterte er im Telefonbuch. Stadt Stockholm, Schulamt. Wählte die Nummer der Zentrale und bat darum, mit einem Mitarbeiter verbunden zu werden, der ihm in allgemeinen Fragen zu öffentlich zugänglichen Schulakten und der Benotung weiterhelfen konnte. Er wurde zu dem verantwortlichen Sachbearbeiter für Benotungsgrundlagen an Gymnasien und Hochschulen durchgestellt. Sie besprachen JW s Fragen ungefähr fünfzehn Minuten lang. Die Auskünfte waren aufschlussreich. JW bekam die Antworten, die er benötigte.
    Er würde das Sekretariat auf jeden Fall ein weiteres Mal aufsuchen. Ausführliche Einblicke in das Notenarchiv der Schule nehmen. Denn irgendetwas an den Aussagen von Jan Brunéus stimmte nicht.

18
    Mrado hatte zweieinhalb Tage lang Krimi gespielt, während er darauf wartete, dass Mahmuds Schwester einen Besuch in Österåker machen würde. Hatte Passfotos von Jorge entwickeln lassen. Seine zwei Polizeikontakte Jonas und Rolf angerufen. Demjenigen von ihnen, der nützliche Infos über diesen verdammten Jorge auftreiben würde, fünftausend Kröten versprochen. Erkundigte sich beim Einwohnermeldeamt nach der Verwandtschaft des Latinos. Brachte keine Hinweise. Erkundigte sich bei seinem Kollegen Nenad, der bei Radovan für Koks und für die Nutten verantwortlich war. Nenad konnte sich, abgesehen vom Prozess, nicht einmal genau an Jorge erinnern. Mrado frühstückte mit Ratko und Ratkos Bruder Slobodan, alias Bobban. Sie schworen ihn auf die kriminelle Landkarte der nordwestlichen Stadtteile Stockholms ein. Mit welchen Fixern er reden sollte, in welchen Kneipen er sich beim Personal erkundigen sollte, welche Dealer sich in Jorges Kreisen auskannten. Er fuhr zweimal raus nach Sollentuna und Märsta und unterhielt sich mit diversen Kleindealern und Latinos. Bobban begleitete ihn. Zur Unterstützung.
    Die meisten wussten bereits, wer der Flüchtige war, und denjenigen, die es nicht wussten, hielten sie ein Passfoto unter die Nase. Ein Held. Eine Legende. Alle wollten den Helden auf einen Drink einladen. Ihn feiern. Ihm gratulieren. Aber keiner hatte ihn gesehen.
    Jorges Mutter lebte mit einem neuen Mann zusammen, und er hatte noch eine Schwester, Paola. Die Mutter wohnte außerhalb von Stockholm. Die Schwester in Hägersten. Er ließ Passbilder von der Schwester und der Mutter entwickeln. Bei Google erhielt er unter Paolas Namen zwei Treffer. Sie hatte einen Artikel in der Zeitschrift Gaudeamus, der Studentenvertretung der Universität Stockholm, geschrieben und an den Literaturtagen teilgenommen. Fleißiges Mädchen. Versuchte offenbar, sich aus der Unterschicht hochzuarbeiten. Vielleicht sollte er sich ein wenig näher an der Universität umsehen?
    Er rief im Fachbereich der Literaturwissenschaften an. Die Schwester besuchte C-Kurse, was immer das auch sein mochte.
    Mrado fuhr nach Frescati raus. Parkte den Wagen auf der Rückseite der blauen Hochhäuser. Der Benz stach sofort ins Auge. Die restlichen Karren auf dem Parkplatz: Langweilerautos.
    Die Universität war für Mrado fremdes Gebiet. Die Bevölkerung: Hänflinge, Leute, die lieber rumquatschten als anzupacken, Brillenschlangen. Streber. Zu Mrados Erstaunen liefen dort allerdings fesche Mädels en masse herum.
    Er las die Hinweisschilder. Fand das literaturwissenschaftliche Institut. Fuhr mit dem Fahrstuhl hoch. Fragte eine Tussi im Korridor nach jemandem, der für den C-Kurs zuständig war. Sie nannte ihm den Namen einer wissenschaftlichen Hilfskraft. Ihr Raum lag ein Stück entfernt auf demselben Korridor. An der Tür ein Plakat: Ich liebe meine Arbeit … während der Mittags- und Kaffeepause. Mrado klopfte an. Keiner da. Fragte eine Frau im Nebenzimmer. Die wissenschaftliche Hilfskraft befand sich in einer Besprechung in Raum C 119 . Fuhr wieder runter ins Erdgeschoss. Die Korridore sahen aus wie im Rohbau. Rohre und Ventilationsschächte hingen offen sichtbar unter der Decke. Manche Wände sahen aus, als seien sie noch nicht gestrichen. In einer Ecke lehnten weiße Holzpaneele an der Wand. Er hielt sich an die Hinweispfeile. Fand den Raum. Klopfte an. Ein junger Mann in Sakko und mit struppigem Haar öffnete. Mrado fragte ihn nach der wissenschaftlichen Hilfskraft der Literaturwissenschaften. Der Mann informierte ihn, dass sie gerade in einer gemeinsamen Besprechung säßen. Mrado legte den Kopf schräg. Stellte seinen Fuß so, dass die Tür nicht zu schließen war. Starrte sein Gegenüber an. Der Wuschelkopf hielt seinem Blick

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