Spürst du den Todeshauch: Thriller (German Edition)
überseht ihr deiner Meinung nach?«, fragte sie.
»Nun, zum Beispiel Lottie Schmidt.«
»Die arme Frau! Komm schon, Frank!«
»Die arme Frau ist eine abgefeimte Lügnerin und Hochstaplerin. Sie kommt uns mit einer so fantastischen, irrwitzigen Geschichte, wie ihr Mann angeblich an das Geld für das Haus in Minnesota gekommen ist, dass einem der Mund offen bleibt. Angeblich stammt Gus aus einer deutschen Adelsfamilie, und als die Nazis an die Macht kamen, wurde das Vermögen der Familie konfisziert. Vor fünf Jahren, behauptet sie, will er eine beträchtliche Reparationszahlung erhalten haben. Wir haben einen unserer Recherchespezialisten auf die Geschichte angesetzt. Für heute Mittag hat er uns seinen Bericht versprochen.«
»Ich denke, dass Gus Schmidt auf ehrliche Weise an das Geld gekommen ist, und jetzt macht sich Lottie Sorgen, dass sie Probleme mit dem Finanzamt bekommt, weil er das Geld nicht versteuert hat.«
»Da steckt mehr dahinter«, sagte Frank. »Und irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass es mit dem Brand auf dem Connelly-Gelände zu tun hat und der Tatsache, dass das Feuer absichtlich gelegt wurde.«
Drei Stunden später rief der besagte Recherchespezialist an, der sich mit Gus Schmidts Vergangenheit beschäftigt hatte, während Frank und Nathan in ihrem Büro in Fort Totten die eingegangenen E-Mails abarbeiteten. »Frank, ich hab dir gerade Schmidts Vergangenheit gemailt. Das wird dir gefallen. Du hast mit deinen Vermutungen ganz richtiggelegen. Aber sie hat das alles nicht einfach nur erfunden. Was sie euch aufgetischt hat, kommt der Wahrheit sogar ziemlich nahe. Aber gelogen war es trotzdem.«
»Ich kann es kaum erwarten«, antwortete Frank Ramsey. »Lottie Schmidt hat als Adelsfrau eine so gute Nummer abgezogen, dass Nathan und ich ihr fast die Hand geküsst hätten … Als sie uns aus dem Haus geworfen hat«, fügte er noch hinzu.
91
J ack Worth bemühte sich um ein selbstbewusstes Auftreten, als er am Freitagmorgen erneut den Raum bei der Polizei in Manhattan betrat, in dem er am Tag zuvor befragt worden war. Keine Stunde vorher hatte sich Detective Stevens bei ihm gemeldet und um ein nochmaliges Erscheinen gebeten. Er nahm am Tisch gegenüber von Stevens Platz, der ihm mitteilte, dass es sich um eine reine Routinebefragung handle. Jack erwiderte bestimmt, dass er absolut nichts zu verbergen habe.
Die Befragung begann. Es war wie am Tag zuvor. Warum hatte er nicht die Polizei gerufen, als er einen Blick in die Grube geworfen und das Medaillon entdeckt hatte, das er vor so langer Zeit Tracey Sloane hatte schenken wollen?
»Das hab ich gestern schon gesagt, ich sag es Ihnen jetzt noch mal und werde es Ihnen auch morgen noch sagen: Ich bin in Panik geraten. Klar, ich hätte die Polizei rufen sollen. Das wäre richtig gewesen. Aber ich bin damals vor achtundzwanzig Jahren von euch so oft befragt worden. Gut, ich hätte wissen können, dass ich euch auch diesmal nicht entgehen werde. Aber so war es nun mal.«
Zwei Stunden lang wiederholte Matt Stevens seine Fragen, bevor er seine Trumpfkarte ausspielte. »Mr. Worth, wir wissen, was an jenem Abend passiert ist«, sagte er. »Wir haben einen glaubwürdigen Zeugen, der gesehen hat, wie Tracey freiwillig in einen Wagen gestiegen ist.«
Stevens und die anderen Polizisten beobachteten genau, wie der Mann, von dem sie glaubten, dass Tracey zu ihm ins Auto gestiegen war, auf diese Frage reagierte. Aber Worth schien völlig gelassen zu bleiben. »Warum hat sich dann Ihr sogenannter glaubwürdiger Zeuge nicht schon damals gemeldet?«, fragte er, um höhnisch fortzufahren: »Sie glauben wohl, Sie könnten mich mit dieser verrückten Geschichte leimen.«
»Sie ist in einen Möbelwagen mittlerer Größe gestiegen. Er war schwarz und hatte an der Seite eine goldene Aufschrift, und ein Wort davon lautete Stilmöbel «, sagte Detective Stevens.
»Ich glaube Ihnen nicht!«, schrie Jack Worth. »Das erfinden Sie! Hören Sie, ich sagte schon, ich unterziehe mich einem Lügendetektortest. Sofort, auf der Stelle, ich bestehe darauf! Und dann fahre ich nach Hause, und Sie können Ihr Märchen dem nächsten armen Teufel erzählen, den Sie auf der Straße aufgabeln.«
Wieder war Jack kurz davor, nach einem Anwalt zu verlangen, verkniff es sich aber. Ich werde mich dem Lügendetektortest unterziehen und ihnen ein für alle Mal beweisen, dass ich wirklich keine Ahnung habe, was zum Teufel mit Tracey Sloane geschehen ist, dachte er. Und es ist mir
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