Spürst du den Todeshauch: Thriller (German Edition)
beschwipste Doug einen starken Scotch einschenkte. In vino veritas , dachte Ramsey. Und ein Scotch barg vielleicht sogar noch größere Wahrheit.
Als sie Platz nahmen, erklärte Sandra: »Der Krankenhausbesuch hat Doug doch sehr mitgenommen. Ich habe darauf bestanden, dass wir etwas essen gehen. Er hatte den ganzen Tag ja so gut wie nichts zu sich genommen.«
Ungerührt begannen Ramsey und Klein mit der Befragung. Douglas Connelly verschliff die Worte, als er stockend seine Meinungsverschiedenheiten mit Kate erläuterte. »Dem Betrieb geht es nicht sonderlich gut, aber ich habe Kate immer gesagt, dass das kein großes Problem ist. Denken Sie bloß, wie viel das Grundstück in Long Island City vor dreißig Jahren wert gewesen ist. Peanuts verglichen mit jetzt. Heute ist es eine begehrte Wohngegend. Langsam kommen die Leute dahinter, wie nah es von hier nach Manhattan ist. Künstler lassen sich nieder, so wie sie in Williamsburg eingefallen sind. Es ist noch gar nicht so lange her, da konnte man in Williamsburg billig leben. Jetzt gehen die Preise durch die Decke. In Long Island City ist es genauso. Natürlich liegt uns ein Angebot für das Grundstück vor. Aber nehmen wir es jetzt an, werden wir uns in fünf Jahren in den Hintern treten wegen des vielen Gelds, das uns dadurch durch die Lappen gegangen ist.«
»Aber nach Aussagen von anderen war Ihre Tochter Kate der Meinung, dass der Betrieb zusehends Verluste macht«, warf Ramsey ein.
»Kate ist ein Sturkopf. Schon als Kind wollte sie immer alles sofort … jetzt und auf der Stelle … und nicht erst morgen.«
»Halten Sie es für denkbar, dass sie sich mit Gus Schmidt zusammengetan hat, um den Betrieb in Flammen aufgehen zu lassen?«
»Das würde Kate niemals tun!«
Dougs polternder Ton verbarg nach Einsicht der beiden Fahnder nur seine Angst. Sie glaubten zu wissen, was ihm durch den Kopf ging: Hätte ein Familienmitglied das Feuer gelegt, um von der Versicherung zu profitieren, würde die Versicherungsgesellschaft natürlich nie und nimmer zahlen.
Sie wechselten das Thema und stellten Fragen zu der Beziehung zwischen Kate und Gus. »Nach unseren Informationen hat sie sich sehr für ihn eingesetzt, als der Betrieb ihn in den Ruhestand schicken wollte.«
»Reden Sie mit dem Betriebsleiter Jack Worth. Gus’ Arbeit wurde immer schlampiger. Alle in seinem Alter waren schon längst in Rente. Er wollte einfach nicht aufhören. Zu seinen üblichen Rentenleistungen haben wir ihm sogar noch ein ganzes Jahresgehalt draufgelegt. Trotzdem war er nicht zufrieden. Er war ein verbitterter alter Mann.«
»Das zusätzliche Jahresgehalt wurde doch auf Kates Betreiben hin gezahlt, oder?«, fragte Ramsey.
»Sie war wohl diejenige, die es vorgeschlagen hat.«
»Mr. Connelly, wir haben die Aussagen von einigen weite ren Ihrer Angestellten. Denen zufolge soll Gus Schmidt gesagt haben, dass es nichts gebe, was er für Kate nicht tun würde …«
»Klar, Gus mochte Kate sehr gern«, erwiderte Doug.
Als die beiden Fahnder schließlich gingen, konnten sie sich trotz aller Bemühungen um Objektivität nicht des Gefühls erwehren, dass Kate in Gus einen willigen Helfer gefunden hatte, um das in die Tat umzusetzen, was sie laut mehreren Zeugen klar und deutlich geäußert hatte.
Den gesamten Connelly-Betrieb in die Luft zu jagen.
19
N ach dem Besuch bei Douglas Connelly ließen es Frank Ramsey und Nathan Klein gut sein. Sie fuhren nach Fort Totten zurück, setzten ihren Vorgesetzten über alles in Kenntnis, schrieben ihren Bericht und machten sich auf den Heimweg. Sie waren fast zwanzig Stunden auf den Beinen gewesen.
Ramsey wohnte in Manhasset, einem hübschen Vorort auf Long Island. Erleichtert seufzte er, als er in seine Einfahrt einbog und per Knopfdruck das Garagentor aufgehen ließ. Er war an schlechtes Wetter gewöhnt, trotzdem war ihm die feuchte Kälte und der Wind, denen auch seine warme Unterwäsche nichts entgegenzusetzen hatte, in die Knochen gekrochen. Was er jetzt wollte, war eine heiße Dusche, bequeme Klamotten und einen Drink. Und sosehr er auch seinen Sohn Ted vermisste, der im ersten Semester an der Purdue University studierte, er hatte nichts dagegen einzuwenden, den Abend nur mit Celia zu verbringen.
Egal wie lange man schon in der Branche war, es berührt einen doch, wenn man miterleben muss, wie ein Toter in die Rechtsmedizin geschafft und eine junge Frau von Rettungssanitätern ins Krankenhaus gebracht wird, dachte er.
Frank Ramsey, achtundvierzig
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