Spürst du den Todeshauch: Thriller (German Edition)
Jahre alt, war eins dreiundachtzig groß, von stämmiger Statur, wovon seine neunzig Kilo zeugten, die sich allerdings dank unermüdlichen Krafttrainings vorwiegend aus harten Muskeln zusammensetzten. Nach den Männern in der Familie zu schließen, musste er damit rechnen, mit fünfzig schlohweiße Haare zu haben, zu seiner freudigen Überraschung aber waren sie bislang noch vorwiegend grau meliert. Er hatte im Grunde ein heiteres, gelassenes Gemüt, aber das konnte sich schlagartig ändern, wenn er seitens seiner Untergebenen mit Inkompetenz konfrontiert wurde. Im Allgemeinen mochte man ihn in seiner Abteilung.
Seine Frau Celia hatte den Wagen in der Garage gehört und öffnete ihm die Tür zur Küche. Fünf Jahre zuvor hatte sie sich einer doppelten Brustamputation unterziehen müssen. Offiziell galt sie zwar als geheilt, dennoch fürchtete Frank jedes Mal, wenn er die Tür öffnete, dass sie nicht mehr da wäre. So hatte er auch jetzt einen Kloß im Hals, als sie vor ihm stand – sie hatte die hellbraunen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden, ihr Sweater und die Freizeithose betonten ihre schlanke Figur, und sie lächelte ihn freudig an.
Falls ihr jemals etwas zustoßen würde … Er schob den Gedanken zur Seite und küsste sie.
»Das muss für dich ein anstrengender Tag gewesen sein«, sagte sie.
»Das kann mal wohl sagen«, bestätigte Frank und nahm bereits den herrlichen Bratenduft aus dem Schmortopf wahr. »Gib mir zehn Minuten«, sagte er. »Ich gönn mir vor dem Essen noch einen Drink.«
»In Ordnung.«
Eine Viertelstunde später saßen sie beide auf der Couch vor dem Kamin im Wohnzimmer. Er nahm einen Schluck von seinem Wodka-Martini und fischte die Olive heraus. Im Fernsehen liefen die Nachrichten. »Den ganzen Tag ist über den Brand berichtet worden«, sagte Celia, »dazu wurden auch noch Aufnahmen von dem Bootsunglück gebracht, bei dem damals Kate Connellys Mutter und ihr Onkel ums Leben gekommen sind. Weißt du, wie es ihr geht?«
»Sie liegt im Koma«, antwortete Frank.
»Und das mit Gus Schmidt, wie schrecklich! Ich bin ihm einige Male begegnet, weißt du das?«
Ihr Mann sah sie erstaunt an. »Während der Chemotherapie im Sloan-Kettering. Seine Frau Lottie war damals auch in Behandlung. Sie tut mir ja so leid. Sie waren sich sehr nahe, jeder hat das sehen können. Es muss sie sehr mitnehmen. Wenn ich mich recht erinnere, haben sie eine Tochter, die irgendwo in Minnesota lebt.«
Sie zögerte, bevor sie fortfuhr: »Mal sehen, was ich über die Beerdigung in Erfahrung bringen kann. Ich würde gern zum Trauergottesdienst gehen.«
Das sieht Celia ähnlich, dachte Frank. Kein Gottesdienst, an dem sie nicht teilnehmen möchte. Andere ziehen so etwas vielleicht in Betracht, vergessen es dann aber wieder. Er nahm einen weiteren Schluck Martini und ahnte noch nicht, dass die zufällige Bekanntschaft seiner Frau mit Lottie Schmidt für die Ermittlungen noch sehr wichtig werden würde.
20
M ark Sloanes Neugier über seine Nachbarin wurde schon am nächsten Tag gestillt, als er auf dem Weg ins Büro die Freitagmorgenzeitungen besorgte und sich in einem Coffeeshop Kaffee und einen Bagel bestellte. Auf allen Titelseiten war der Großbrand abgebildet, unter den entsprechenden Artikeln entdeckte er ein Bild von Hannah Connelly, wie sie vor einem Krankenhaus in Begleitung ihres Vaters zu einem Taxi eilte. So was, dachte er. Sowohl seine alte als auch seine jetzige Kanzlei hatten mit Gewerbeimmobilien zu tun. Er hatte zur Genüge miterlebt, wie schnell und zweckdienlich Ge bäude abbrennen konnten, wenn es dem Eigentümer finan ziell schlecht ging.
Er konnte sich noch gut an Billy Owens erinnern, einen Restaurantbesitzer in Chicago, der nach einem zweiten verdächtigen Brand eine hohe Versicherungssumme einstrich. Ein Gutachter der Versicherungsgesellschaft hatte damals nur sarkastisch angemerkt, man hoffe nur, dass Billy seine Immobilie überfluten lasse, wenn er sie das nächste Mal loswerden wolle.
Mark biss in den Bagel und las, dass die Witwe des toten Gus Schmidt felsenfest davon überzeugt sei, das Treffen in den frühen Morgenstunden gehe auf das Betreiben von Kate Connelly zurück, der Tochter des Eigentümers. Laut den Zeitungen war Schmidt allerdings ein unzufriedener ehemaliger Mitarbeiter gewesen. Marks analytischer Verstand spielte mit dem Gedanken, dass Schmidt daher der geeignete Mann wäre, den man sich ins Boot holen würde, falls man den Betrieb abfackeln wollte. Auch Bilder von
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