Spürst du den Todeshauch: Thriller (German Edition)
kaputten Möbellaster ist ein Familienfoto gefunden worden. Die Medien sind voll davon. Jetzt hofft man, damit den betreffenden Obdachlosen zu identifizieren.«
Der Kellner kam an ihren Tisch. »Zwei Schinken-Käse-Roggen-Sandwiches und Salat, dazu Senf. Zwei schwarze Kaffee«, bestätigte er noch einmal ihre Bestellung, bevor er die Tabletts mit einem Knall auf den Tisch setzte, worauf ebenso ungestüm die Kaffeetassen folgten.
Jessie sah zum verschütteten Kaffee in ihrer Untertasse. »So wird man also in einem Vier-Sterne-Restaurant bedient«, murmelte sie. »Na ja. Die Sandwiches jedenfalls sind immer gut.«
»Was bedeutet es für Kate und Gus, falls man den betreffenden Obdachlosen findet?«, fragte Hannah.
»Keine Ahnung. Der Möbellaster hat ganz hinten auf dem Gelände gestanden, ein gutes Stück von den Gebäuden entfernt. Wenn sich ein Obdachloser darin aufgehalten hat, hat er vielleicht seinen Rausch ausgeschlafen und überhaupt nichts mitbekommen. Aber das heißt auch, soweit ich das zu sagen vermag, dass die Staatsanwaltschaft diese Person ausfindig machen und prüfen muss, welche Folgen sich daraus ergeben könnten. Und das kommt potenziell Kate zugute.«
»Es sei denn, dieser Obdachlose hat etwas gesehen, was schlecht für Kate wäre.« Hannah nahm einen Schluck von ihrem Kaffee und griff zum Sandwich.
»Wie ich dich kenne, isst du wieder nur die Hälfte und lässt den Rest zurückgehen«, sagte Jessie.
»Stimmt. Was soll ich sagen? Es ist eben schrecklich groß. Und du warst wahrscheinlich schon um fünf Uhr im Fitnessstudio. Dann hast du auch allen Grund, deines ganz zu verdrücken.«
»Ich war um sechs im Fitnessstudio«, bestätigte Jessie. »Hannah, ich habe das Gefühl, du machst dir Sorgen, dass Kate etwas mit der Explosion zu tun haben könnte. Oder täusche ich mich?«
Sie musterte ihre Freundin, während sich diese ihre Antwort zurechtlegte. Ja, sie weiß oder glaubt zu wissen, dass Kate daran beteiligt war, dachte Jessie plötzlich bestürzt.
»Gut. Ich will dir erzählen, was passiert ist. Am Donnerstagnachmittag war Dad allein bei Kate, und da hat sie ihm etwas zugeflüstert. Ich bin in diesem Moment auf die Intensivstation gekommen und habe gerade noch seine Miene gesehen. Er war zu Tode erschrocken. Ich habe kein anderes Wort dafür: Er hatte entsetzliche Angst. Also habe ich darauf bestanden, dass er mir erzählt, was Kate ihm gesagt hat. Und angeblich hat sie gesagt, dass ihr das Feuer leidtut.«
»Das Feuer tut ihr leid?«, wiederholte Jessie nachdenklich.
»Du kannst dir vorstellen, was mir durch den Kopf gegangen ist – dass nämlich Kate selbst das Feuer gelegt hat. Aber ein paar Tage später erzählt mir Dad, dass ihn das alles so mitgenommen und er Kates Worte ganz durcheinandergebracht habe. Denn eigentlich hat sie gemeint, sie würde das Feuer bedauern, weil sie weiß, wie sehr er das Museum geliebt hat.«
»Das ist ein großer Unterschied«, kommentierte Jessie. »Welcher Version glaubst du?«
»Ich kann nicht glauben, dass meine Schwester eine Brand stifterin ist.«
»Ich auch nicht«, kam es entschieden von Jessie. »Aber ich muss dir sagen, dass Doug mich angerufen hat. Er ist fest entschlossen, alles so darzustellen, als hätte Gus Kate irgendwie dazu überredet, sich mit ihm auf dem Gelände zu treffen. Ihren Anruf bei ihm erklärt er damit, dass sie nur mit Gus plaudern wollte – die beiden haben sich schließlich nach wie vor gut verstanden. Ansonsten habe Gus Doug so sehr gehasst, dass er sich angeblich überlegt hat, wie er ihm am schlimmsten schaden könnte. Und so wäre er auf die Idee gekommen, sich mit ihr genau zum Zeitpunkt der Explosion zu treffen. Er habe Kate erzählt, dass er ihre Hilfe bräuchte, aber dann lief etwas schief, und Gus wurde getötet und Kate schwer verletzt.«
Jessie nahm den letzten Bissen der ersten Sandwichhälfte und griff nach der zweiten. »Ein gekränkter Exmitarbeiter sprengt das gesamte Unternehmen in die Luft. Die verletzte Tochter ist unschuldiges Opfer, und die Versicherung muss zahlen. Du verstehst?«
»Und was, wenn Kate, falls sie wieder gesund wird – nein, wenn sie wieder gesund ist –, aussagt, dass alles ganz anders abgelaufen ist?«, fragte Hannah leise.
»Keine Ahnung.« Jessie wollte Hannah nicht unbedingt auf die Nase binden, dass sie bei Douglas Connelly eine gewisse Verzweiflung wahrnahm. Aber egal wie es nun ausgeht, er kann immer noch eine Menge Geld allein für das Grundstück herausschlagen,
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