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Spuk aus dem Jenseits

Spuk aus dem Jenseits

Titel: Spuk aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Brust. Jörg, du ziehst Karl.
Fertig?“
    Hintereinander aufgestellt,
legten sie sich gewaltig ins Zeug.
    Wieder gab die Tür etwas nach.
Der Spalt entstand. Mehr ging nicht.
    „Klößchen, schnell!“ rief Tim.
„Nimm das Brecheisen. Schieb’s in den Spalt.“
    Klößchen tat’s. Die drei ließen
los. Sofort packte Tim das Eisen, um die Tür aufzuhebeln. Aber die Anstrengung
führte zu nichts. Nur an der Mauerkante, die zugleich Türrahmen war, bröckelte
etwas Zement ab.
    „Heh!“ rief Tim durch den Spalt
hinaus. „Laß sofort los, du Saukerl! Sonst bereust du’s.“
    Keine Antwort.
    „Um Himmels willen!“ Gabys
Stimme zitterte. „Ich fürchte mich zu Tod.“
    „Nur ruhig, Pfote!“ sprach Tim
seiner Freundin zu. „Dieser Scherzbold kann sich nicht ewig so anstrengen.
Gleich sind wir draußen.“
    Aber der Optimismus war
unbegründet. So sehr sich der TKKG-Häuptling auch gegen das Brecheisen stemmte,
seine ganze Kraft und sein Gewicht als Hebelwirkung einsetzte — er gewann
keinen Millimeter.
    „Da hält niemand zu“, sagte
Karl. „Da wirkt eine andere Kraft. Vielleicht hat jemand eine Metallstange
durch den äußeren Ring geschoben und als Sperre vor die Mauerkanten geklemmt.
Dann Gute Nacht! Dann sitzen wir fest.“
    „Unsinn!“ murmelte Tim. Aber
wohl war ihm nicht.
    Er preßte das Eisen so tief wie
möglich in den Spalt, ließ dann los und griff zur Taschenlampe.
    Durch den Spalt leuchtete er
hinaus.

17. Die zweite Begegnung
     
    Der Lichtstrahl pinselte einen
schmalen Streifen Helligkeit in die Finsternis.
    Tim spähte, das Auge an den
Spalt gepreßt.
    Der Platz vor der Gruft.
Sträucher im Hintergrund. Die Umrisse von Grabsteinen. Aber keine
Menschenseele.
    Dann sah er das Seil.
    Der Strahl der Taschenlampe
streifte es nur, denn Tim hielt die Lampe zu hoch. Straff gespannt war es und
verknotet — nein, geschlungen in den äußeren Ring. Von dort führte es in die
Dunkelheit.
    Wohin? Tim konnte nicht folgen
mit dem Licht, aber er ahnte, wo das Seil endete: am dicken Stamm einer Ulme.
Sie stand, soweit er sich erinnerte, etwa sechs, sieben Meter vor der Gruft.
Ein hoher, schöner, alter Baum.
    „Siehst du was?“ fragte Gaby.
    „Unser Freund benutzt ein Seil.
Sieht aus wie Nylon. Hat’s am Ring festgemacht und dann, glaube ich, an der
Ulme.“
    Er trat beiseite, gab seine
Lampe in die nächste Hand, und die andern betrachteten das Hindernis,
nacheinander.
    „Sieht schlecht für uns aus“,
meinte Karl. „An das Seil könnte man Bahnwaggons hängen. Das zerreißen wir nie.
Und der Knoten am Baum ist sicherlich fest.“
    „Zerreißen?“ meinte Tim. „Das
probieren wir gar nicht.“ Er deutete auf Karls Werkzeugtasche. „Was hast du
denn mit? Irgendwas zum Schneiden, Feilen, Sägen?“
    „O Mann! Haben wir einen
Dusel!“
    Karl holte einen Fuchsschwanz
hervor, eine schmale Säge von 40 Zentimeter Länge mit gehärteten Zähnen.
    „Super!“ grinste Tim und
steckte sein Taschenmesser wieder ein. Die Klinge wäre etwas zu kurz gewesen.
    Er schob den Fuchsschwanz
hinaus. Das Sägeblatt lag auf dem Seil auf. Schon beim ersten Versuch fraßen
sich die Zähne in die Kunstfaser. Es war tatsächlich Nylon, jedenfalls
haltbarer als ein Naturprodukt. Jetzt flogen kleine Fetzen, und das daumendicke
Seil wurde durchtrennt, als ginge eine Messerklinge durch Butter.
    „Gleich habe ich’s durch“,
sagte Tim.
    „Wenn das der Penner war“,
sagte Klößchen, „hauen wir ihn grün und blau. Bei so einer Unverschämtheit hört
mein soziales Mitgefühl auf. So ein Randgruppen-Arsch soll sich nicht
einbilden, daß er sich mehr herausnehmen könnte, nur weil er nichts hat. Armut
ist ja schließlich kein Verdienst. Und schützt auch nicht vor Prügel.“
    „Seltsam“, meinte Tim. „Der
schlief wie ein Toter. Verstellt hat er sich nicht. Da bin ich mir sicher.
Wieso ist er aufgewacht? Oder pennt er noch, und wir haben es mit einem ganz
anderen Typ zutun?“
    Tim dachte an den Wagen, der
nach ihnen auf den Parkplatz gefahren war.
    Mit einem singenden Laut, als
reiße eine Violinsaite, schnellte das Seil in die Dunkelheit Richtung Ulme. Am
äußeren Türring hing nur ein fingerlanges Ende.
    Tim zog den Fuchsschwanz
zurück, ohne die Tür weiter zu öffnen.
    „Vorsicht, Leute! Vielleicht
fliegen jetzt Steine. Gaby, bitte hinter die Tür.“
    Als seine Freundin im toten
Winkel war, vergrößerte Tim den Spalt und leuchtete hinaus. Der Strahl kreiste.
Wie vermutet: Das Seil war festgemacht an der Ulme

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