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Spuk aus dem Jenseits

Spuk aus dem Jenseits

Titel: Spuk aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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längerer Zeit eine Exhumierung (Leichen-Ausgrabung) vorgenommen.
Der einzige Unterschied zu unserem Tun besteht darin, daß dann eine
richterliche Anordnung vorliegt. Also ein unterschriebener Wisch. Der macht aus
Unrecht ein Recht, aber ob deshalb die Pietät (Ehrfurcht gegenüber Toten )
gewahrt ist, bezweifle ich. Also brauchen wir uns nicht in die Hose zu machen,
nur weil wir keine Verfügung haben. Auch wir verfolgen einen guten Zweck.“
    Polizei und Justiz hätten Tims
Ausführungen sicher nicht gutgeheißen, aber seinen Freunden ging die
hemdsärmelige Logik ein.
    Karl meinte sogar, bei Recht
und Unrecht sollte man sich nur von seinem Gewissen leiten lassen — nicht von
den Vorschriften, die sich eine Gesellschaft zimmert. Bei diesen Spielregeln
des Zusammenlebens ginge es ja häufig auch darum, daß die Einflußreichen die
Einflußlosen unten halten.
    Tim deutete auf die Sarkophage,
deren Deckel sich leicht hochklappen ließen. Darin standen die Särge, drei
dunkle und ein heller.
    „Welcher ist es?“
    Jörg stutzte.
    „Verdammt!“ flüsterte er. „Das
weiß ich nicht.“
    Die andern starrten ihn an.
    „Das darf nicht wahr sein“,
hauchte Gaby.
    Klößchen ließ ein kurzes,
gruft-hohles Lachen hören.
    „Dann... hahahah... müssen wir
wohl alle öffnen. Wenn wir Pech haben, ist erst der letzte der richtige.“
    Jörg knetete seine Ohren.
    „Laßt mich überlegen. Damals
bei der Trauerfeier hatte ich ein Gerstenkorn. Hat der Augenarzt weggemacht.
Aber ich hatte diese blöde Augenklappe auf dem Glotzer. Deshalb habe ich nur
die Hälfte gesehen. Und — ehrlich gesagt — der Sarg interessierte mich
überhaupt nicht. Außerdem war er kaum zu sehen unter den Kränzen und Blumen.
Man hätte denken können, Demonius wäre irre beliebt gewesen. Waren aber
meistens Geschäftsleute, die ihm da die letzte Ehre erwiesen. Bis auf Geiser.
Der war leichenblaß vor Gram, denn für ihn war das schon ein schwerer Verlust.“
    Tim stöhnte. „Sieh dir die
Särge an. Welcher kommt dir bekannt vor?“
    „Wenn du mich so fragst — der
helle.“
    Tim beugte sich über den
dunklen ganz links, befühlte das Holz, klopfte behutsam auf den Deckel.
    „Alt! Viel älter als ein Jahr.“
    Karl beteiligte sich an der
Untersuchung. Beide kamen zu der Überzeugung: An den dunklen Särgen nagte der
Zahn der Zeit schon ein wenig. Sie rochen modrig. Das Holz fühlte sich feucht
an. Der helle dagegen wirkte recht neu.
    „Den öffnen wir“, sagte Tim.
„Nur den.“
    Klößchen zog sich sofort auf
die Stufen zurück.
    „Ich unterstütze euch
moralisch. Aber ich gucke nicht rein. Mein Magen ist zu empfindlich.“
    Gaby stellte sich neben das
dicke TKKG-Mitglied.
    „Bei mir ist das Gemüt
empfindlich. Ich will nichts sehen. Daß ich überhaupt mitmache, ist schon viel.
Ich wüßte kein Mädchen in unserer Penne, die dazu bereit wäre.“
    „Stimmt!“ nickte Tim. „Du bist
nicht nur die Hübscheste. Du hast auch den meisten Mut.“
    Karl nahm zwei Schraubenzieher
aus seiner Leinentasche. Einen gab er Tim.
    „Wir müssen vorsichtig drehen
und...“
    Weiter kam er nicht.
    Mit lautem Krachen schlug oben
die Tür zu.

    Für einen Moment waren alle
starr vor Schreck.
    Tim und Jörg richteten ihre
Taschenlampen auf die Tür. Tatsächlich! Sie war geschlossen. Klößchen, der als
letzter gegangen war, hatte sie einen Spalt breit offen gelassen — einen Spalt
von mindestens 30 Zentimetern. Oskar, Gabys Cocker-Spaniel, hätte durchschlüpfen
können, ohne sich an den Ohren zu stoßen.
    „Der Wind“, sagte Tim, „war das
nicht. Ist der Penner wach geworden und will uns ärgern? Na, warte!“
    Tim sprang die Stufen hinauf.
    Auch auf der Innenseite hatte
die Tür einen Eisenring — als Ersatz für eine Klinke oder einen Türgriff.
    Tim packte den Ring und zog.
    Nichts. Keinen Millimeter gab
die Tür nach.
    Der hat Kraft, dachte der
TKKG-Häuptling. Hält zu von außen. Denkt wohl, wir seien Gespenster. Und die
Furcht verleiht ihm Kräfte.
    Tim schob sich die brennende
Lampe in den Gürtel, stemmte einen Fuß neben der Tür an die Wand, packte den
Ring mit beiden Händen — hakte je drei Finger hinein — und zerrte aus
Leibeskräften.
    Zwei, drei Zentimeter kam ihm
die Tür entgegen. Ein winziger Spalt entstand an der Kante — breit genug, um
einen Finger durchzuschieben. Mehr nicht.
    Tim mußte nachgeben. Und die
Tür fiel wieder in den Rahmen.
    „Jetzt zu dritt“, sagte Tim.
„Karl, du ziehst mich. Schling die Arme um meine

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