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Spuk aus dem Jenseits

Spuk aus dem Jenseits

Titel: Spuk aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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und lag jetzt davor wie eine
dahingleitende Schlange.
    Tim leuchtete zu Grabsteinen
und Büschen.
    Niemand war zu sehen.
    „Ich guck mal nach dem Penner“,
sagte er. „Ihr wartet hier. Wenn ihr angegriffen werdet — Pfiff. Den Eingang
könnt ihr gut verteidigen. Nehmt Werkzeuge in die Faust. Du, Gaby, versteckst
dich notfalls hinter den Särgen.“
    „Am besten wäre drin“, meinte
Klößchen „Da sucht bestimmt niemand.“
    „Halt den Mund!“ fuhr Gaby ihn
an. Sie war etwas zartbesaitet in dieser Nacht, ist aber auch sonst nicht zu
haben für rohe Späße.
    Tim packte das Brecheisen
fester. In der anderen Hand hielt er die Lampe, jedoch ohne sie einzuschalten.
Lautlos schlüpfte er hinaus.
    Scheinbar hatte sich nichts
verändert. Die gleichen Geräusche der Nacht, überwiegend aber Stille. Überall
schwerer Blütenduft. Am Himmel kein Stern, und auch der Mond war nicht zu sehen.
    Tim horchte. Er lief ein paar
Schritte in Richtung Pavillon-Gruft und — wirbelte herum.
    Niemand war hinter ihm.
    Aber, verdammt, er hatte das
Gefühl gehabt, gleich werde er im Nacken gepackt.
    Spinne ich? dachte er und lief
weiter. Dabei spürte er deutlich: Blicke ruhten auf ihm. Ein kribbelndes
Unbehagen. Wieder blieb er stehen. Wieder spähte er hierhin und dorthin. Aber
er konnte nichts ausmachen.
    Er erreichte den Pavillon-Bau.
Stille. Kein Grunzen, kein Schnarchen. War der Penner weg?
    Tim tastete sich bis zur Ecke
und spähte hinter sie.
    Doch! Dort lag er. Eben rührte
er sich, veränderte etwas seine Lage, und auch der Schlafatem war zu hören,
teils rauh, teils pfeifend. Außerdem hüllte sich der Penner in eine
Schnapsfahne, die jede Art von Insekten fernhielt, einschließlich Glühwürmchen
und Vampire.
    Der also war’s nicht.
    Tim ging zurück auf den Weg.
    Wieder dieses nervende Gefühl,
beobachtet zu werden.
    Es gibt keine Gespenster, sagte
sich der TKKG-Häuptling. Aber es gibt überreizte Sinne und strapazierte Nerven.
Vielleicht hab ich die. Ach was, ich doch nicht! Heh, komm raus, du Misttyp!
Zeig dich!
    Er ging ein kurzes Stück in
Richtung Demonius-Gruft.
    Auch hier führte ein Weg
zwischen die Hunds-Rose- und Goldregen-Sträucher, die das
Familien-Gruft-Terrain vom allgemeinen Friedhofsteil trennten. Ein gekiester
Weg Richtung Ein-/Ausgang.
    Ein großes Grabmal aus weißem
Marmor stand dort, wo der Weg abknickte — das Grabmal umrunden mußte.
    Ein Stein klirrte gegen den
Marmor.
    Tim blieb stehen.
    Kein Zweifel. Dort war wer.
Hatte er den Stein geworfen, um Tim anzulocken? Oder war die Klamotte irgendwo
runtergefallen?
    Tim preßte die Lippen an die
Zähne, duckte sich tief und huschte nach links. Er schlug einen Bogen. Wenn der
Typ dort im Hinterhalt lauerte — Tim würde nicht hineinstolpern wie ein
Anfänger. Im Gegenteil: Nahkampfübungen im Gelände gehören zum
Kampfkunst-Training. Mit Kompaßlehre, Kartenlesen, Erster Hilfe, Tarnen,
Anschleichen, Anspringen, Klettern, Überraschungsangriff, Zeltbau und Überlebenstraining
— also dem Erkennen und Zubereiten genießbarer Pflanzen.
    Tim pirschte zwischen Gräbern
entlang und näherte sich einem Gebüsch. Stockfinster war es hier. Er mußte sich
auf Ohren und Nase verlassen. Ja, auch auf den Geruchssinn. In der Hitze dieser
Nacht — wer da nicht schwitzt! Und das riecht man.
    Der Typ schwitzte nicht. Und
Tim lief beinahe in ihn hinein. Im letzten Moment erkannte der TKKG-Häuptling
die Umrisse einer Gestalt. Er erschrak, zog sich einen halben Schritt zurück
und riß das Brecheisen hoch. Gleichzeitig knipste er die Lampe an.
    Da stand er, eine Armlänge vor
Tim, groß, den Hut auf dem Schädel: Demonius.
    Schwarze Augen starrten Tim an.
Darüber der dunkle Balken der Brauen.
    Zwei, drei Sekunden vergingen.
Tim spürte seinen Herzschlag in der Kehle. War das Gesicht eine Maske?
    „Mann!“ sagte der
TKKG-Häuptling. „Sind Sie’s wirklich, oder…“

    Doch reden wollte Demonius
nicht. Sein Arm schnellte vor.
    Tim war darauf gefaßt. Aber die
blitzartige Bewegung ließ kein Ausweichen zu. Immerhin — Tim brachte das
Stemmeisen zwischen sich und den Schlag. Das lenkte die Faust ab. Tim wurde
nicht in der T-Zone getroffen, dem Feld zwischen Nasenwurzel und Bauchnabel,
sondern nur auf dem Deltamuskel der Schulter. Es reichte. Ein schneidender Schmerz.
Tim wurde zu Boden geworfen. Die Lampe flog auf ein Beet. Aber er hielt das
Stemmeisen fest.

18. Blick in den Sarg
     
    Er kam. Sand knirschte unter
schweren Schritten. Tim konnte die linke

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