Spuk aus dem Jenseits
findet sich im Dunkeln zurecht. Mit Fernsteuerung läßt sich
das nicht erklären. Der Mann am Steuerpult müßte in der Nähe sein.“
„In dem olivgrünen
Kastenwagen“, sagte Tim.
„Kann er von dort die Lage
beurteilen?“
„Ich vermute, da besteht eine
direkte Verbindung. Wahrscheinlich ist in Demonius eine Art Fernsehkamera
eingebaut — sogar mit Infrarot-Suchgerät. Auch bei Nacht sieht also der
Steuerungs-Onkel alles, was sich rings um den Roboter tut. Er hat auch mich
gesehen. Und Demonius machte dann action. Seine Handfertigkeit muß enorm sein.
Ganz klar: Er hat uns beobachtet, als wir hier eingedrungen sind. Dann hat er
mit dem Seil die Tür zugebunden — ferngesteuert. Toll! Nach der Schlägerei
machte Demonius den Abflug. Weshalb wohl? Weil der Steuerungs-Onkel
befürchtete: Mein nächster Schlag könnte eine technisch empfindliche Stelle
treffen. Und dann wäre das Monster kaputt.“
„Damit kannst du recht haben“,
nickte Karl.
Tim wies zu den Särgen
hinunter.
„Habt ihr schon reingesehen?“
„Nur aufgeschraubt.“ Karl
fröstelte. „Das heißt, eine Schraube ist noch fest.“
„Müssen wir denn reinsehen?“
fragte Klößchen. „Die Situation hat sich doch nun geändert. Weil wir wissen,
daß Demonius kein Mensch ist, sondern ein Roboter.“
„Aber damit ist nicht
beantwortet, ob er noch lebt“, sagte Tim. „Möglicherweise ist nicht Geiser die
Hauptfigur im Hintergrund, sondern Jörgs Stiefvater zieht an den Fäden. Warum
soll er dem Roboter nicht trotzdem sein Gesicht geben? Damit kommt der Spuk
doch erst richtig in Schwung. Das nenne ich doppelten Psycho-Terror.“
„Vielleicht hat Kahlig beide Male
den Roboter gesehen“, warf Gaby ein.
Tim überlegte. „Nein. Kahlig
hat gelogen. Kahlig hat ein schlechtes Gewissen. Kahlig wurde mit 30 000
Märkern entlohnt, was er leugnet. Nein, er ist beteiligt an dieser
Verschwörung. Außerdem: bei Tageslicht kann der Roboter wahrscheinlich
niemanden täuschen. Ich glaube nicht, daß sie die Demonius-Puppe zum Einkaufen
schicken.“
„Also willst du doch in den
Sarg gucken?“ fragte Gaby.
Tim räusperte sich. „Ich
eigentlich weniger. Unser Urteil und unsere Gefühle sind da nicht
ausschlaggebend. Jörg muß den Inhalt des Sarges identifizieren.“
„Klar.“ Jörg nickte. „Ich hab’s
ja so gewollt.“ Seine Stimme klang ein wenig schrill. „Los, bringen wir’s
hinter uns.“
Gaby, Karl und Klößchen blieben
an der Tür.
Tim stieg mit Jörg hinunter.
Eine Schraube war noch zu lösen
— am hellen Sarg. „Angehoben haben wir ihn vorher“, meinte Jörg. „Leer ist er
jedenfalls nicht.“
Er versuchte, die letzte
Schraube herauszudrehen, rutschte aber mehrmals ab.
Tim wollte übersehen, daß Jörgs
Finger zitterten, griff aber dann doch ein.
„Laß mich mal! Du zerschrammst
noch den Deckel.“
Dann war das Hindernis
beseitigt.
Tim stellte sich ans Fußende.
„Ich ziehe den Deckel jetzt
etwas herunter. Sag, wenn’s genug ist. Dann machen wir gleich wieder zu.“
Jörg nickte. Sprechen konnte er
nicht mehr. Aber tapfer hielt er aus am Kopfende.
Tim packte den Deckel, zog und
blickte die Wand an. Schatten tanzten dort — zwei der Taschenlampen brannten
noch. Holz scharrte auf Holz, und Tim meinte, ein eisiger Hauch streife ihn.
„Halt!“ schrillte Jörg. „Genug!
Ich seh’ ihn. Mach wieder zu.“
Tim schob den Deckel zurück.
Jörg war kreideweiß und
zitterte wie Espenlaub.
„Er ist es. Ist es. Eindeutig.
Ist also tot. Gräßlich tot. Wo sind denn die Schrauben? Mach du’s, Tim. Mir ist
schlecht.“
Tim schraubte den Sarg zu,
sorgfältig zwar, aber er beeilte sich sehr.
Alle atmeten auf, als sie
wieder draußen standen in der schwülen Nacht.
Karl schloß ab, Tim löste das
Seil von der Ulme. Dicht beieinander gingen die Kids zum Parkplatz zurück.
Dort, unter dem Licht einer
Laterne, lachte Gaby auf. „Deine Jeans, Tim, sind hinten total kaputt. Deine
Unterhose guckt raus. Ein schickes Gelb.“
„Wußte gar nicht, daß ich gelb
anhabe“, erwiderte Tim. „Kannst von mir ein paar Jeans haben“, sagte Jörg. „Ich
habe noch neue, die unten noch nicht abgeschnitten sind. Die reichen dir in der
Länge.“
Das wichtigste Problem dieser
Nacht war damit gelöst.
19. Fehlerquote
Hugo Büttner, der Typ mit den
gelben Fußnägeln, fluchte. Auch Isabell hatte miese Laune. Aber sie
konzentrierte sich aufs Fahren. Sie steuerte den olivgrünen Kastenwagen, eine
ungewohnte Tätigkeit. Er war
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