Spuk aus dem Jenseits
größer und zeigte anderes Fahrverhalten als ein
Pkw.
Büttner war hinten im
Kastenraum, bei den Instrumenten und Apparaturen.
Beide hatten noch das Getöse im
Ohr — als das Stemmeisen, von Tim geworfen, aufs Wagendach schlug. Sicherlich
war dort eine gewaltige Delle.
„Pauls Bein ist völlig im
Eimer“, fluchte Büttner. „Ich könnte diesen Bengel umbringen. Alles hat so
schön geklappt. War direkt aufregend, mit der Fernkamera durch Pauls Augen zu
sehen. Der Friedhof bei Nacht. Alles ganz deutlich. Und Pauls Elektronik
funktioniert wie geölt. Er kann wirklich alles. Auch lautlos schleichen. Wie
toll der das Seil gebunden hat!“
„Du sagst immer — er“,
erwiderte Isabell. „Du bist es doch, der ihn lenkt. Es sind deine Befehle, die
ihn so geschickt machen. Wenn deine Fernsteuerung nicht so perfekt wäre, hätten
wir mit Paul nur einen Klumpen Metall.“
Büttner grinste geschmeichelt.
Isabell spürte es am Klang seiner Stimme.
„Na ja, wir sind alle
beteiligt. Du genauso. Was die äußere Gestaltung betrifft.“
Der Wagen rollte über den
Rotkreuz-Platz. In einer Seitenstraße parkte ein Streifenwagen. Isabell sah
sofort auf den Tacho. Nur nicht auffallen.
„Die Beinschiene ist total
verbogen“, sagte Büttner. „Die müssen wir erneuern.“
Paul, der Roboter, jetzt
abgeschaltet, lag auf dem Boden des Wagens, toter als eine Puppe. Im grünlichen
Licht, ausgestrahlt von den Armaturen der Apparate, wirkte sein Gesicht
wächsern und menschenfern.
„Paul brauchen wir vorläufig
nicht zu reparieren“, sagte Isabell. „Für Beinhart ist er ohnehin nur eine
Spielerei, eine Fingerübung für den großen Coup. Und natürlich ein geeignetes
Mittel, um Albrecht Domenius’ letzten Wunsch zu erfüllen.“
„Ich vermute, die Kids haben
jetzt den Sarg aufgeschraubt und festgestellt, daß er tatsächlich tot ist.“
„Seit einem Jahr.“ Sie nickte.
„Er war ein bißchen plemplem. Hat sich eingebildet, er würde keine Ruhe finden
im Jenseits — bevor seine Rache nicht befriedigt ist. Eine fixe Idee. Aber er
hat Beinhart das Versprechen abgenommen, für Spuk zu sorgen. Ein Jahr später. Verrückt!
Na ja, Beinhart war sein bester Freund. Und er hat’s versprochen. Das war im
Juni vorigen Jahres. Demonius wußte, daß er nicht mehr viel Zeit hatte.“
„Warst du dabei, als das
besprochen wurde?“
„Das nicht. Aber Beinhart hat
mir alles erzählt. Er war verärgert, weil Demonius auch Kahlig reingezogen
hat.“
„Daran bin ich schuld. Ich habe
Demonius gesagt, mein Schwager würde mitmachen. Demonius fand das stark. Muß
man sich vorstellen: Nach einem Jahr kreuzt der Bestattungsmensch bei der Witwe
auf und behauptet, er habe den Verstorbenen gesehen. Dazu unser Spuk. Das
halten die stärksten Nerven nicht aus. Aber die Sahne obendrauf war, daß
Demonius vier Tonbandkassetten besprochen hat. Tonbänder mit unheimlicher
Geräuschkulisse. Anruf aus dem Jenseits. Wahnsinn! Da weiß einer, daß er bald
sterben muß und bereitet das Horror-Theater vor, das ein Jahr später über die
Bühne geht. Haß muß schön sein. Auch in einem kranken Gehirn.“
„Psycho-Terror bis zum
Letzten“, ergänzte sie. „Ich weiß nicht, ob ich mich an das Versprechen
gehalten hätte. Immerhin haben wir auch einiges riskiert mit den vier
Anschlägen.“
„Freundschaft über den Tod
hinaus“, Büttner lachte hohl. „Vielleicht befürchtet Beinhart ganz im geheimen,
da könnte doch etwas sein zwischen Himmel und Erde. Etwas, das uns schadet,
wenn wir das Versprechen nicht erfüllen.“
„Blödsinn! Dankbarkeit ist es.
Was Demonius uns überlassen hat, verpflichtet. Beinhart vergißt ihm das nie.
Dieses großartige Erbe! Bald sind wir reich. Am Mittwoch noch der Coup — und
wir verschwinden in einen anderen Teil der Welt. 20 Millionen US-Dollar sind
viel, viel, viel.“
„Wenn ich die letzten
Ereignisse überdenke, muß ich sagen: Leider wurden auch viel-viel-viel Fehler
gemacht.“
„Hm, ja.“ Isabell bog in eine
schmale Nebenstraße.
„Erster Fehler“, sagte Büttner:
„Demonius durfte nicht irgendwo notieren, daß er Kahlig 30 000 gezahlt hat.“
„Stimmt. Das war dumm.“
„Wahrscheinlich war Demonius
gesundheitlich schon angeschlagen. Hat eben vergessen, die Notiz zu
vernichten.“
„Aber das war unser einziger
Fehler.“
„Den zweiten hast du gemacht,
Isabell.“
„Ich? Wieso?“
„Du behandelst die Kleine wie
dein Kind.“
„Ach, Unsinn! Ich mag keine
Kinder.“
„Jedenfalls
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