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Spur der Flammen. Roman

Spur der Flammen. Roman

Titel: Spur der Flammen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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sonst sein?«
    »Ich glaube nach wie vor, dass wir uns in einem Wohnhaus befinden.« Er schwenkte seine Taschenlampe. »All diese Scherben hier, zerbrochene Krüge und Töpfe.«
    »Die waren für das Leben nach dem Tode bestimmt, nicht für den praktischen Gebrauch. Sie haben nur symbolischen Charakter«, warf lan ein.
    »Demnach verfügte ein Grab auch über eine Kochstelle?«
    »Natürlich! Gräber enthalten alle möglichen symbolischen Objekte – auf Kreta gibt es sogar einige mit Toiletten. Die Verstorbenen sollten im Leben nach dem Tode ein möglichst vertrautes Umfeld vorfinden.«
    Glenn wies auf die rußgeschwärzte Kochstelle, die nicht den Eindruck vermittelte, als sei sie nur symbolisch vorhanden. »Und hier.« Der Strahl seiner Taschenlampe fuhr über die Wände bis zu dem zugemauerten Fenster.
    »Da könnten Sie Recht haben«, gab Candice zu und dachte an all die anderen Hausfassaden mit ihren hohlen Tür- und Fensteröffnungen. Allmählich fragte sie sich, warum Esther ausgerechnet in ihrem Haus begraben sein sollte.
    »Wir wissen nicht einmal, wie alt diese Gebeine sind«, gab Glenn zu bedenken. »Vielleicht liegen sie erst seit ein paar hundert Jahren hier.«
    In diesem Moment stieß Ian auf die Lampe.
    »Erstaunlich«, murmelte er. »Das ist eine griechische Arbeit.« Seine Stimme klang aufgeregt. »Wie ihr wisst, bestanden die ersten Lampen aus flachen Näpfen mit einem in Öl schwimmenden Docht. Dann kamen allmählich getöpferte Lampen in Gebrauch. Die Griechen stellten Lampen mit vollständig geschlossenem Körper her, wie diese hier, damit das Öl nicht mehr verschüttet werden konnte. Später wurden die Tongefäße dann glasiert, damit das Öl nicht in dem porösen Ton versickerte. Die meisten Lampen griechischen Ursprungs waren schwarz oder dunkelgrün glasiert, wie diese da oder …«
    »Können Sie uns ein Datum nennen?«, unterbrach Glenn ungeduldig.
    »Die frühesten Lampen werden auf das fünfte Jahrhundert v.Chr. datiert. Sie wurden überwiegend in Griechenland und Süditalien gefunden. Dass diese Lampe so weit gereist ist, deutet auf Handelsbeziehungen mit anderen Völkern hin.«
    Candice zog die Augenbrauen hoch. »Willst du damit sagen, diese Lampe sei zweitausendfünfhundert Jahre alt?«
    »Bis auf ein Jahrhundert mehr oder weniger, ja. Ohne Zweifel.«
    Glenn meldete sich zu Wort. »Das heißt noch lange nicht, dass die Lampe damals hier begraben wurde. Sie hätte auch noch Jahrhunderte später in Gebrauch sein können.«
    »Das bezweifle ich«, erwiderte Ian. »Schauen Sie, Haushaltsgegenstände gingen leicht zu Bruch, ganz besonders Lampen. Die am besten erhaltenen, auf die wir bei unseren Ausgrabungen gestoßen sind, waren die unbenutzten. Aber kann es sein, dass eine Tonlampe Jahrhunderte übersteht? Nein, das ist unwahrscheinlich. Zudem begannen in der hellenistischen Zeit die Töpfer, ihre Lampen haltbarer zu machen und mit geometrischen Mustern zu verzieren. Und wir Menschen neigen nun einmal dazu, Altes wegzuwerfen und uns etwas Neuem, Moderneren zuzuwenden.«
    »Das beweist noch gar nichts«, sagte Glenn, ganz der Mann von der Mordkommission. »Wir sollten uns vor voreiligen Schlüssen hüten.«
    »Diese Lampe wurde zusammen mit Tontafeln in Keilschrift aufgefunden«, wandte Candice ein. »Wie wir wissen, wurde die Keilschrift während der Persischen Periode um das siebente Jahrhundert herum vom Aramäischen abgelöst. Wir dürfen also mit Fug und Recht annehmen, dass dieses Haus, oder was immer es war, in jener Zeit zugemauert wurde. Das würde sich mit der Zeit der Babylonischen Gefangenschaft decken, die, soweit ich mich erinnere, das bevorzugte Forschungsthema Ihres Vaters war.« Sie schaute Glenn herausfordernd an. »Habe ich Recht?«
    »Mein Vater widmete seine Forschungsarbeit drei besonderen Zeitabschnitten der Bibel: dem Exodus, der Herrschaft von König Salomo und der Babylonischen Gefangenschaft. Sie haben ihm geholfen, das Rätsel um Salomo zu lösen, Dr.Armstrong. Bleiben also noch zwei. Und da wir uns in einiger Entfernung vom Roten Meer befinden …« Er ließ den Satz in der Luft hängen.
    »Aber was hat diese Frau mit der Babylonischen Gefangenschaft zu tun?«, überlegte Candice, während sie im Schein der Taschenlampe noch einmal die morschen Gebeine betrachtete. »Und ist sie
wirklich
Esther«, wandte Ian ein, »wie es die Inschrift an der Wand besagt?«
    Die drei Eindringlinge schauten einander stumm und fragend an. Nun hatten sie zwar den
Stern von

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