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Spur der Flammen. Roman

Spur der Flammen. Roman

Titel: Spur der Flammen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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nicht.«
    »Ich werde nicht einwilligen!«, entrang es sich Fredericks Kehle.
    »Sie haben mich mal eine Seele von Mensch genannt. Geben Sie mir die Möglichkeit, dieser Wertschätzung gerecht zu werden.«
    Keyes suchte verzweifelt nach Argumenten, die dagegen sprachen. »Mit Sicherheit wird Desmond Stone der Hinrichtung beiwohnen und feststellen, dass der Mann auf dem Schafott nicht ich bin.«
    »Nach dem, was Sie mir von ihm und seiner Doppelzüngigkeit erzählt haben, wird er nicht wagen, den Alexandriern vorzujammern, dass Sie der Schlinge entkommen sind. Damit würde er sich nur selbst verdächtig machen.«
    »Trotzdem kann ich Ihren Vorschlag nicht annehmen!«
    Jeremy packte Keyes bei den Schultern. Obwohl sein Gesicht weiß wie Kreide war, glühten seine Augen vor Leidenschaft. »Keine Menschenseele hat mich hier im Gefängnis besucht. All diese Gunstbeweise und Erleichterungen, die hat mir niemand zukommen lassen, die habe ich mir mit meinem eigenen Geld erkauft! Mein bisheriges Leben war so unerfüllt, Frederick. Jetzt bietet sich mir etwas, was ich nie gehabt habe oder zu haben hoffte – etwas Sinnvolles, Ehrenvolles. Wenn das, was Sie über die Luminanz sagen, stimmt, werden wir uns wieder sehen.«
    Keyes sah ihm tief in die von Angst erfüllten Augen und erblickte eine Seele in Aufruhr. »Und Ihr Vater?«, kam es aus rauer Kehle. »Er wartet doch darauf, dass Sie freigelassen werden.«
    »Er wird vermuten, ich hätte mich mal wieder gedrückt und wäre nach Frankreich abgehauen, um nicht mit weiteren Schulden konfrontiert zu werden. Wenn er dann längere Zeit nichts von mir hört, wird er glauben, ich sei bei einem Unfall ums Leben gekommen. Ich werde ihm nicht fehlen.«
    »Mir werden Sie fehlen«, sagte Emma leise. Tränen strömten ihr übers Gesicht.
    Jeremy griff nach ihrer Hand. »Versichern Sie mir, versichern Sie mir, dass das, was Sie über die Luminanz sagen, wahr ist.«
    »Aus ganzem Herzen und aus voller Seele, Jeremy Lamb, versichere ich Ihnen, dass es sich so verhält.«
    Jetzt bat Lamb Emma um einen einzigen Gefallen: ihren Hut abzunehmen.
    Sie kam der Bitte nach. Beim Anblick ihres wunderschönen Haars schossen ihm die Tränen in die Augen. Er küsste ihr die Hand und bedankte sich.
    »Frederick«, wandte er sich an Keyes, »da wäre noch etwas: Falls es Ihnen möglich ist, dann seien Sie doch so gut und bezahlen die Freilassungsgebühr für Cummings. Nur damit seine Kinder etwas zu essen haben, hat er Geld gestohlen. Er ist ein anständiger Bursche und hat mir gute Dienste geleistet. Und jetzt gehen Sie. Reiten Sie Nacht und Tag und gebieten Sie Desmond Stone Einhalt.«
    »Jeremy Lamb!«, rief der Gefängniswärter. Ein Schlüsselring schepperte am Schloss.
    Frederick umarmte seinen neuen Freund ein letztes Mal, drehte sich dann um und rief: »Ich bin Lamb!«
    Als sie den Gang entlangeilten, kam ihnen der Mann mit der Glocke als Vorbote für den Galgen entgegen. »Frederick Keyes!«, rief er, und Frederick und Emma hörten Jeremy mit erstickter Stimme sagen: »Hier.«
    Durch die wohltuend frische Morgenluft drang das Läuten der Glocken im Turm. Zahlende Zuschauer drängten näher, erpicht auf Plätze mit gutem Blick auf den Galgen. Frederick und Emma hasteten weiter. Frederick war sich bewusst, dass Jeremy Lambs Opfer ihn sein Leben lang verfolgen, dass er sich immer wieder fragen würde: Wenn ich auf Kosten eines anderen Menschen mit dem Leben davonkomme, habe ich dann wirklich überlebt? Und Emma würde ihn bis zu ihrem letzten Atemzug daran erinnern, dass die Abmachung nicht einseitig gewesen war, dass Frederick diesem Jeremy Lamb ein kostbares Geschenk gemacht hatte: das Wissen um die Luminanz.

Vierter Teil
    Kapitel 29
    S ieht ziemlich verlassen aus«, sagte Candice, als sie Glenn das Fernglas zurückreichte.
    Der östliche flache Teil der Insel erstreckte sich unter einem dichten Teppich aus Gras und grünem Klee. In der Mitte ragten altertümliche, kreisförmig angeordnete Steinquader wie eine Miniaturausgabe von Stonehenge auf. Das westliche Ende lag unter Wäldern und dichtem Nebel verborgen. Keine Menschenseele zu sehen.
    Nach einem kurzen Flug von London hatten sie sich einen Mietwagen genommen und waren sofort losgefahren. Ihr Weg hatte sie durch die sanft gewellte Hügellandschaft Südwestschottlands, an großzügigen Golfplätzen, adretten Farmhäusern und malerischen Küstenorten vorbeigeführt. Der Mann am Telefon hatte ihnen eine Wegbeschreibung gegeben: »Von Ayr aus

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