Spur der Flammen. Roman
der Reihe nach zünden. Rund um die Bomben sind die Wände mit brennbaren Chemikalien präpariert. Morven wird in einem prachtvollen Feuer aufgehen.«
Glenn schaute nachdenklich auf das brennende Gewächshaus, auf die umliegenden Büsche und Sträucher, die lichterloh brannten. Es war ein einziges Inferno, aus dem niemand hätte entkommen können. Aber etwas stimmte nicht …
Da ging ihm ein Licht auf. Es eilte niemand zu Hilfe.
Seine Gedanken erratend, bemerkte Philo: »Alle Türen und Ausgänge im Schloss sind verriegelt. Niemand kommt raus.«
Candice reagierte nahezu hysterisch. »Sie wollen alle umbringen?«
»Keine Sorge, sie werden den Märtyrertod erleiden, wie ihre Vorfahren siebzehn Jahrhunderte zuvor.«
»Lassen Sie sie raus!«
»Ich kann nicht zulassen, dass sie Hilfe holen oder auch nur mit Wassereimern eine Löschbrigade bilden.«
Glenn suchte fieberhaft nach einer Strategie. »Philo, lass uns reden. Entschärfe die Bomben …«
»Ich habe von deinen Überredungskünsten gehört. Mit deinem Gequatsche holst du noch Selbstmörder vom Dach runter. Hast du dich eigentlich nie gefragt, wozu ich dich nach Morven gebracht habe?«
»Was soll das heißen,
gebracht
?« Candice zitterte so heftig vor Anspannung, dass ihre Zähne klapperten. Der Gedanke an Mildred im Gewächshaus …
»Ich habe alles organisiert. Allerdings nicht für zwei, nur für Glenn. Er sollte alleine kommen. Ich habe alles in meiner Macht Stehende getan, um Sie da herauszuhalten, Dr.Armstrong. Aber Sie sind tatsächlich so unberechenbar, wie man Ihnen nachsagt.«
Dann wandte er sich Glenn zu. »Wir haben jeden deiner Schritte seit deiner Abreise aus Kalifornien verfolgt. Eine Zeit lang hatten wir dich in der Wüste verloren, doch dann kamen wir dir an Bord der
Athena
wieder auf die Spur. Ich habe euch in Salerno den falschen
medico
auf den Hals geschickt, der euch abholen sollte. Ich hatte nämlich erfahren, dass Kapitän Stavros die Keramikscherben stehlen und auf dem Schwarzmarkt verkaufen wollte. Und bei dieser Gelegenheit hätte er mit euch kurzen Prozess gemacht.«
Glenn spannte das Kinn in unbändiger Wut. »Und das alles nur, um mich hierher zu bringen und zu töten. Warum hast du mich nicht schon unterwegs umbringen lassen? Oder in Los Angeles. Wozu das ganze Theater?«
»Dich töten? Mein lieber Junge, deswegen habe ich dich doch nicht herbringen lassen.«
»Wozu dann, um Gottes willen?«
»Damit du an meiner Seite herrschst.«
Kapitel 33
I m Kamin prasselte ein Feuer, während draußen die Flammen zum Himmel schlugen und Funkenschlag die Baumwipfel in Brand setzte. Aus den unteren Geschossen waren schwach die Schreie verzweifelter Menschen zu hören.
»Nach dem Tod deines Vaters habe ich dich nicht gleich nach Morven gebracht«, fuhr Philo fort und genoss sichtlich Glenns entsetzten Gesichtsausdruck. »Du musstest dich zuerst beweisen und dich einer Feuerprobe unterziehen, wie es jedem göttlichen Wesen obliegt. Und du hast dich mit deiner Tatkraft, deinem Mut und deiner Energie bewiesen. Nun aber wirst du dein altes Leben für ein neues opfern. Du wirst kein gewöhnlicher Sterblicher mehr sein, sondern eines der höheren Wesen. Wir sind die Nachkommen von Alexander dem Großen! Uns obliegt die heilige Aufgabe, Gott auf die Erde zu bringen. Kannst du dein Geburtsrecht leugnen?«
»Mein Geburtsrecht …«, stammelte Glenn.
»Nachdem Alexander in Persien gestorben war, übernahm Ptolemäus die Herrschaft über Ägypten. Aber es war Alexanders Sohn, der die heilige Mission weiterführte, die große Bibliothek errichtete und sie mit dem Wissen der Welt füllte. Dieser erste Hohepriester der Bibliothek zeugte Söhne, die ihrerseits Söhne und Töchter zeugten und somit ein Geschlecht begründeten, das bis zum heutigen Tag, bis in diesen Raum, bis zu Philo Alexander Thibodeau und Glenn Alexander Masters reicht.«
Ein Ruck ging durch Glenns Körper. »Dein zweiter Vorname steht für einen Onkel«, hatte seine Mutter ihm einst erklärt. Nur hatte er diesen Onkel nie zu Gesicht bekommen oder je etwas von ihm gehört.
»Sandrine konnte kein Kind austragen«, fuhr Philo ungerührt fort. »Ich wertete ihre vierte Fehlgeburt als Zeichen, dass du der für mich bestimmte Sohn seist. Hätte ich Lenore geheiratet, wärst du mein leiblicher Sohn gewesen. Und nun bist du hier, um an meiner Seite zu herrschen.« Er legte Glenn die Hand auf die Schulter. »Du bist geboren, um Gott zu erschaffen.«
Wie oft hatte Philo selbst
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