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Spur der Flammen. Roman

Spur der Flammen. Roman

Titel: Spur der Flammen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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diese Worte in jungen Jahren zu hören bekommen? Batseba, die ihm unaufhörlich einprägte: »Du bist geboren, Gott auf die Erde zu bringen. Das ist deine Bestimmung, mein lieber Sohn.« Sie hatte es die Luminanz genannt. Das Licht Gottes. Nicht etwa vernichtend, wie die Feuer von Hölle und Armageddon. Die Flammen der Luminanz würden kühl und erfrischend sein, gleißend, aber nicht blendend, und das Fleisch würde weder versengt, verbrannt oder verkohlt werden.
    »Wir werden zusammen mit Lenore als Dreieinigkeit herrschen – Vater, Mutter und Sohn.«
    Glenn leckte sich die trockenen Lippen. Er sah Candices aschfahles Gesicht, das Feuer vor den Fenstern. Auf all dies war er nicht vorbereitet. »Indem du mich und dich tötest?«
    »Unser Tod wird nur eine Sekunde in der Ewigkeit sein. Wir überschreiten die Schwelle und werden im Licht wieder geboren.«
    Jetzt erst wurde Glenn das ganze Ausmaß dessen, was er da hörte, klar. Er hatte es hier mit einem Mann zu tun, dem es nicht nur nichts ausmachte zu sterben, nein, er
wollte
sogar sterben, um höhere Weihen zu erlangen. Bei all seiner Erfahrung wusste Glenn nicht, wie er mit einem messianischen Selbstmord-Bombenleger verfahren sollte.
    »Das können Sie nicht tun!«, rief Candice, die nur noch an Mildreds letzte Momente in diesem Inferno denken konnte.
    Philo wandte sich ihr von heiligem Zorn erfüllt zu. »Und im Brief des Paulus an die Thessaloniker heißt es,
›Löscht den Geist nicht aus! Verachtet prophetische Reden nicht!‹
Allein Ihretwegen hat mein Sohn sein Schicksal nicht angenommen. Schauen Sie ihn an! Er ist verwirrt, verunsichert. Nur Ihretwegen. Wie Delila haben Sie ihm die Kraft geraubt.«
    Mit der rechten Hand zog er plötzlich die Derringer aus der Hosentasche. »Gehen Sie in den anderen Raum, Dr.Armstrong. Was nun kommt, ist nichts für Außenstehende.«
    »Das reicht, Philo.« Glenn streckte die Hand aus. »Leg die Waffe weg.«
    »Provoziere mich nicht, mein Sohn, denn ich werde schießen.«
    Während Candice sich Schritt für Schritt zurückzog, sprach Philo weiter. »Das haben Sie sich selber eingebrockt, Dr.Armstrong. Ich habe versucht, Sie fern zu halten. Als alle Angriffe auf Ihr Leben nichts fruchteten, habe ich es mit anderen Mitteln versucht. Der Job in San Francisco war bereits dem Neffen eines der Museumskuratoren versprochen. Sie hatte man für diese Aufgabe nie ernsthaft in Erwägung gezogen, genauer gesagt, man wollte Sie auf keinen Fall. Mit Ihrer Pharao-Nofretete-Theorie machen Sie sich zum Gespött Ihrer Zunft. Mr.O’Brian meinte sogar, Sie würden seiner Institution nur schaden.«
    Candice starrte ihn sprachlos an, kämpfte mit den aufsteigenden Tränen.
    »Eine nicht unbeträchtliche Spende an das Museum ließ Mr.O’Brian die Angelegenheit in einem ganz neuen Licht sehen. Sie hätten den Job annehmen sollen, Dr.Armstrong. Aber Sie wollten nicht. Störrisch und impulsiv nennt man Sie in Kollegenkreisen. Und sehen Sie nur, wohin Sie das gebracht hat.«
    »Lass sie gehen, Philo«, mischte Glenn sich ein. »Das ist eine Sache zwischen dir und mir.«
    Mit gezückter Pistole trat Philo auf Candice zu, die vor ihm zurückwich.
    »Philo, ich flehe dich an, lass sie gehen. Sperr die Feuertüren auf und lass alle anderen auch gehen. Ich werde mit dir herrschen. Ich werde dir helfen, Gott zu erschaffen. Was immer du willst.«
    Philo schüttelte den Kopf. »Leeres Gerede, mein Sohn. Du meinst es nicht ehrlich. Du sagst das nur ihretwegen.«
    Als Candice den angrenzenden Raum betreten hatte, zog Philo die Tür zu, bis sie mit einem deutlichen Klicken einrastete. Glenn drehte an dem Messingknauf. Er rührte sich nicht.
    »Diese Sicherheitstüren sind sehr stark«, erläuterte Philo. »Ich werde es dir beweisen.« Er drückte einen anderen Knopf an seiner Armbanduhr, und von drinnen ertönte gedämpft eine Explosion.
    Und ein Schrei.
    Glenn rüttelte an dem Türknauf, der plötzlich heiß war. Ein Feuer auf der anderen Seite. »Der Raum ist in Flammen getaucht«, sagte Philo. »Es gibt keine Tür, keinen Fluchtweg. Aber der Sauerstoff wird sich schnell verbraucht haben, sie wird nicht lange leiden.«
    »Hol sie da raus!«, brüllte Glenn und stürzte sich auf Philo.
    Der ältere Mann hatte das vorausgesehen und trat elegant zur Seite. »Nach der Luminanz wirst du die Dinge anders sehen.« Er riss die zweite Derringer hoch, und bevor Glenn reagieren konnte, hatte er abgedrückt. Der Aufprall des Geschosses schleuderte Glenn quer durch den

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