Spur der Flammen. Roman
Raum, wo er an die Wand schlug und zu Boden sank.
Sie konnte nicht atmen.
Kaum hatte Philo die Tür hinter ihr geschlossen, hatte Candice die Sprengvorrichtung entdeckt. Sie hatte sich noch an das andere Ende des Raums gerettet, bevor die Bombe detonierte und überall die Flammen hochschlugen.
Das Feuer kam unerbittlich näher, verschlang Möbelstücke und Vorhänge und erfüllte das Zimmer mit Qualm und einer so unerträglichen Hitze, dass ihr die Lungen brannten.
Hustend und würgend trommelte sie an die Wände, rief um Hilfe. Ihr wurde schwindelig. Tränen liefen ihr über das Gesicht, ihre Lungen schmerzten.
»Hilfe!«, schrie sie, während sie weiter mit den Fäusten auf die Wände einhieb.
Überall schlugen die Flammen hoch, die Luft war zum Atmen zu heiß, der Qualm stach ihr in die Augen, blendete sie.
»Hilfe!«
Mit einem Mal öffnete sich ein Teil der Wandvertäfelung, und Candice stürzte in einen dunklen Gang. Während sie sich hustend aufzurichten versuchte, glitt die geheimnisvolle Tür lautlos wieder zu.
Es war eine Art Tunnel. Blind wie ein Maulwurf tastete Candice sich an den schroffen Wänden entlang, stieß sich an Mauervorsprüngen, landete in einer toten Ecke, tastete sich zurück. Das Schloss erbebte. Philo hatte noch eine Bombe gezündet.
Es roch nach Qualm und Benzin. Hitze drang in den dunklen Gang.
Wie die Flutwelle in Dschebel Mara.
Nur, dass Glenn nicht an ihrer Seite war, um sie zu führen. Sie hörte Hilfeschreie, das Hämmern an verschlossene Türen. Wieder glitt ein Teil der Wand beiseite, und Candice fand sich in einem winzig engen Raum, aus dem sie nicht mehr herauskam. Sie saß in der Falle. Lebendig begraben wie Esther von Babylon.
Qualvolle Schmerzen. Beißender Qualm und der Gestank von Chemikalien.
Allmählich klärte sich Glenns Gehirn. Er lag auf dem Fußboden, neben seiner linken Schulter hatte sich eine Blutlache gebildet.
Unter großen Schmerzen setzte er sich auf. Warum hatte Philo ihn nicht getötet? Weil wir alle früher oder später sowieso sterben müssen.
Er taumelte auf die Füße, schaute sich suchend um. Candice? Und da fiel es ihm wieder ein.
Philo war verschwunden. Durch das geöffnete Fenster drang kühle Nachtluft, vermischt mit Rauchschwaden.
Glenn zog den Tischläufer vom Sideboard – Vasen und Kerzenständer gingen zu Boden – und wickelte sich das Leinen um die Schulter, um das Blut zu stoppen. Als er zum Fenster stürzte, sah er Philo zwischen Giebeln und Zinnen auf dem Dach herumklettern, eine makabre Silhouette vor den lodernden Flammen.
Dann hörte er Schreie in der Nähe und erkannte die Stimme von Candice. Sie musste irgendwo hinter den Mauern gefangen sein.
»Candice!«, rief er und trommelte an die Wandvertäfelung.
»Hierher!«
Fieberhaft suchte er die Wände ab. Wie sollte er Candice befreien?
Ein neuer Knall, der das Schloss erzittern ließ. Glas zersplitterte, Feuerbälle schossen himmelwärts.
»Candice!« Seine Fäuste hieben auf jeden Zentimeter der Täfelung ein, suchten nach einem versteckten Mechanismus. Die Schmerzen verursachten ihm Übelkeit.
Nicht umkippen. Reiß dich zusammen.
Er unternahm einen neuen Angriff auf die Wand, indem er Candices Rufen von der anderen Seite folgte. An einem Bücherregal angelangt, riss er sämtliche Bücher aus den Borden. Bei den
Gesammelten Werken von Jules Verne
glitt die Wandtäfelung zur Seite, und Candice stürzte in seine Arme.
Hustend und würgend versuchte sie Luft zu holen. Er strich ihr die Haare aus der Stirn. »Gott sei Dank.«
»Du bist verletzt!«
»Es geht schon …«
»Nein, lass mich nachsehen.«
»Candice, Philo ist da draußen. Er zündet die Bomben.« Sie liefen ans Fenster. Der Ostflügel des Schlosses brannte, Flammen züngelten aus Fensteröffnungen und durch einen verkohlten Krater im Dach.
Und dort stand Philo, der mit wehendem weißen Haar und hoch erhobenen Armen rief: »Und Gott sprach ›Es werde Licht und es ward Licht‹, und Gott sah, dass das Licht gut war.«
Sie folgten Philo aufs Dach. »Philo!«, rief Glenn.
»Das wissenschaftliche Archiv!«, brüllte Philo und wies mit ausgestrecktem Arm zu dem brennenden Gebäude, aus dem Funken und Asche himmelwärts stoben. »Die Gesetze von Isaac Newton, die Briefe des Kopernikus, die Gleichungen von Albert Einstein – alles fliegt zu Gott!«
Als Glenn näher kam, setzte Philo auf einer bereitgelegten Holzplanke über einen breiten Mauerspalt. Auf der anderen Seite angekommen,
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