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Spur der Flammen. Roman

Spur der Flammen. Roman

Titel: Spur der Flammen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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graubeiger Pullover im Zopfmuster unterstrich noch sein sportlich-wildes Aussehen. »Übermorgen fahre ich nach Jordanien zurück, Candice.« Er zuckte die Schultern. »Keine besondere Grabungsstätte, aber immerhin meine.«
    Glenn drängte sich zu Candice durch. »Dr.Armstrong, wir können jetzt hinein.«
    Ian packte sie am Arm. »Hör zu, Candice. Wenn ich irgendetwas für dich tun kann …« Er blickte bedeutungsvoll in Richtung Intensivstation. »Ich mag den Alten.« Und er steckte ihr eine Visitenkarte mit seinen diversen Telefonnummern zu.
    Candice dankte ihm und folgte Glenn durch die Schwenktüren auf die Intensivstation, wo er seinen Dienstausweis zückte und unverzüglich mit der Befragung des Pflegepersonals begann. Wie sich herausstellte, hatte die rothaarige Frau seinen Vater verschiedene Male besucht und sich jedes Mal als Candice Armstrong ausgegeben. Hatte irgendeine von den Schwestern zufällig gesehen, ob die Frau mit seinem Vater gesprochen hatte? Keine konnte sich erinnern. Während Glenn mit dem Besucherprotokoll beschäftigt war, trat Candice an das Krankenbett ihres alten Mentors.
    Der Zustand des Professors hatte sich verschlechtert, sein Gesicht war aschfahl. Sie nahm seine Hand. Sie fühlte sich an wie kalte Knochen, die in Pergament gewickelt waren. Sein Profil erinnerte sie an die Mumie von Sethos I., einem großen, noblen Monarchen. Dieses plötzliche Schrumpfen der Gesichtszüge alarmierte sie. Noch vor wenigen Jahren war er so robust und kraftvoll gewesen. Konnte der Alterungsprozess so rasant fortschreiten?
    Wie gerne hätte Candice jetzt ein Gebet gesprochen. Aber sie war nicht religiös, ihre Mutter hatte ihr keine spezielle Glaubensrichtung gewiesen, sie hatten nie einen Gottesdienst besucht. Candice musste an all die biblischen Schriften denken, die der Professor im Laufe seines Lebens entschlüsselt und analysiert hatte, indem er heilige Worte für andere erleuchtete. Auf persönlicher Ebene hatte er nie über religiöse Themen mit ihr gesprochen, lediglich im Zusammenhang mit den antiken Völkern, die er erforschte.
    Es dauerte einen Moment, bis sie gewahr wurde, dass er die Augen aufgeschlagen hatte.
    »Professor?«, fragte sie sanft.
    Er starrte blicklos an die Decke.
    Candice beugte sich über ihn, bis sie in seinem Blickfeld war.
    Sein Blick war glasig und unscharf.
    »Professor?«, fragte sie etwas lauter.
    Die Augäpfel bewegten sich ein wenig. Trübe Pupillen fanden Candices Gesicht und hielten sich daran fest. Candice spürte etwas Bewegung in der Hand, die sie festhielt. Sein Brustkorb hob sich, als er Luft holte und dann flüsterte:
»Dschebelmarrah …«
    Der eine Mundwinkel hing schief, als ob der Professor auf einmal einen Schlaganfall erlitten hätte. Candice beugte sich tiefer über das Bett. »Was haben Sie gesagt?«
    Seine Lippen und seine Zunge waren trocken, sein Kinn schien unter der Bewegung zu knirschen. »Dschebel …«, sagte er noch einmal. »marrah …«
    »Was ist Dschebelmarrah?«
    Einen Moment lang wurde sein Blick klar und er erkannte sie. »Candice«, murmelte er.
»Stern von Babylon
 …«
    »Ja, Professor. Ich suche bereits danach. Überanstrengen Sie sich bitte nicht. Ich finde ihn. Ich werde ihn zurückbringen.«
    Des Professors faltiges Gesicht wurde unter der Anstrengung noch zerfurchter. Candice spürte seine Anspannung und war beunruhigt. Sollte sie die Schwester rufen?
    »Versprechen Sie es, Candice. Dschebelmarrah …«
    »Ich verspreche es«, sagte sie und sah, wie der Lebensfunke in seinem Blick allmählich erlosch, spürte, wie der Druck seiner Hand nachließ. »Ich werde den
Stern von Babylon
finden. Sie ruhen jetzt ein wenig.«
    Als sie in das Dienstzimmer der Schwestern trat, erklärte Glenn dem Pflegepersonal gerade, wie wenig er davon hielt, dass Fremde ungehindert Zutritt zu seinem kranken Vater hatten. Er würde einen Polizeibeamten am Eingang zur Intensivstation postieren, und wer immer Zutritt zu Professor Masters wollte, musste sich ausweisen. »Die Besucherliste ist nicht sehr lang«, schloss Glenn mit einem zornigen Gesichtsausdruck. »Ich und Dr.Armstrong hier. Falls sonst noch jemand meinen Vater zu sehen wünscht, möchte ich sofort informiert werden, ist das klar?« Und falls die Rothaarige noch einmal auftauchte, sollte man sie unter einem Vorwand festhalten.
    Als die automatische Tür aufschwang, war die Menge vor der Intensivstation noch angewachsen. Der Wachdienst des Krankenhauses gab Anweisungen auseinander

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